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Begegnung auf Augenhöhe: Vor 175 Jahren wurde die Norddeutsche Mission gegründet

Der Anfang war mörderisch. Nach Gründung einer reformiert-lutherischen «Norddeutschen Missions-Gesellschaft» 1836 in Hamburg wurden bald Missionare an die damalige Sklavenküste in Westafrika ausgesandt. Ihr Auftrag: Im Gebiet der Ureinwohner des Ewe-Volkes sollten sie «den armen Heiden das lieb Evangelium» predigen. Doch nach sieben Jahren gab es erst sieben getaufte Ewe – und gleichzeitig sieben Missionarsgräber. Schuld war die tödliche «Tropenkrankheit», die Malaria im Volta-Delta.

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 Längst ist die Zentrale der Mission nach Bremen umgezogen. Und 175 Jahre nach ihrer Gründung sieht die Bilanz anders aus: In den mittlerweile selbstständigen evangelischen Partnerkirchen von Ghana und Togo gibt es nach Angaben des Werkes 1.326 Gemeinden mit zusammen knapp 300.000 Christen. «Und die Kulturen begegnen sich auf Augenhöhe», sagt Generalsekretär Hannes Menke.

 Bis es so weit kommen konnte, musste die Mission alle Tiefen der deutsch-afrikanischen Beziehungen in Westafrika durchleiden. Dazu gehörten die Kolonialzeit genauso wie die Not nach zwei Weltkriegen und bis heute anhaltende politische Krisen in Togo, das zu den 25 ärmsten Ländern der Welt zählt.

 Forschungsprojekte haben gezeigt, dass die norddeutschen Pastoren den Menschen im Ewe-Land bei all dem nicht nur mit einem Überlegenheitsgefühl begegneten. «Die Missionare haben ihre Normen nicht wie die deutschen Kolonialbeamten mit Militär und brutaler Gewalt durchgesetzt», sagt der Bremer Religionswissenschaftler Christoph Auffahrt. «Sie wollten unter den Ewe leben und schlossen deshalb Kompromisse – kulturelle Auffassungen vermischten sich in Ehe und Sexualität, Ernährung, Gesundheit und Recht.»

 Die Missionare lernten die Sprache der Ewe, übersetzten Bibel und Gesangbuch und bildeten afrikanische «Gehilfen» aus, die besser als sie selbst den christlichen Glauben übersetzen konnten. Erst mit diesem Schritt stellte sich ein zahlenmäßiger Erfolg der Mission ein. Doch es blieb dabei: «Ursprünglich wurde Mission in unserem Teil der Welt in der Herr-und-Diener- oder Geber-und-Nehmer-Manier betrieben», sagt der amtierende Moderator der evangelischen Partnerkirche in Ghana, Francis Amenu.

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 Viele Hilfsprogramme zurückliegender Jahrzehnte vergleicht der leitende Theologe Amenu mit einer Zwangsjacke. «Wenn die verlangten Vorschriften nicht befolgt wurden, drohte das Ende der Projekte. Einige dieser Aktivitäten wurden begonnen, ohne dass auf ihre Verwendbarkeit oder Eignung in den herrschenden Verhältnissen auf der Empfängerseite geachtet wurde.»

 1980 kam dann der historische Schnitt: Vier Landeskirchen schlossen einen Vertrag, um unter dem Dach der Norddeutschen Mission mit den Partnern in den mittlerweile unabhängigen Ländern Togo und Ghana zusammenzuarbeiten. Dazu gehörten die evangelischen Landeskirchen Bremen, Oldenburg, Lippe sowie die reformierte Kirche mit Sitz in Leer.

 Seit zehn Jahren gelten die beiden afrikanischen Kirchen per Satzung als gleichberechtigte Partner. «Eine beispielhafte Veränderung in der Missionstheologie», freut sich Amenu. Doch wie schon zu Gründungszeiten ist das Geld knapp. In den zurückliegenden Jahren musste das Missionswerk rückläufige Zuschüsse der deutschen Mitgliedskirchen verkraften. Mit einem Gesamtetat von etwa 1,1 Millionen Euro werden laut Generalsekretär Menke trotzdem mehr als 100 Hilfsprojekte und unterstützende Programme gefördert.

 Heute versteht sich die Organisation als Lobby der Menschen in Togo und Ghana, als «Brücke für Afrika». In ihrer Arbeit geht es um Menschenrechte, Bildung, Landwirtschaft und Gesundheit. Ein Schwerpunkt ist der Kampf gegen Aids. «Projekte zum Klimaschutz werden wichtiger», ergänzt Menke. Entwicklungspolitisch gibt es noch viel zu tun. Gegen die Malaria haben die Missionare Mittel gefunden – ungerechte Wirtschaftsstrukturen und Armut gibt es noch immer.

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(Quelle: epd)

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