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Bischöfe: Völkermord an Armeniern beim Namen nennen

Evangelische und katholische Bischöfe haben dazu aufgerufen, die massenhafte Vertreibung und Vernichtung von Armeniern vor 100 Jahren als Völkermord anzuerkennen. Der kurhessische Bischof Martin Hein kritisierte das Zögern der Bundesregierung, den Völkermord an Armeniern und christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich beim Namen zu nennen.

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Es sei wichtig, dafür einzutreten, dass endlich die Wahrheit zur Geltung komme, sagte er am Donnerstag in einem Gottesdienst zum Auftakt der Landessynode im Kloster Haydau in Morschen.

Der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, appellierte an die Türkei, die Vertreibung von Armeniern als Völkermord anzuerkennen. Damit würde eine Brücke für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für den Frieden und den Minderheitenschutz gebaut, schreibt Fürst in einer Stellungnahme.

Die systematische Vernichtung der Armenier und anderer christlicher Minderheiten im Osmanischen Reich mit bis zu 1,5 Millionen Toten begann am 24. April 1915. Bislang hatte die Bundesregierung aus Rücksicht auf die Beziehungen zur Türkei den Begriff "Völkermord" vermieden. Anlässlich des Gedenkens im Bundestag an diesem Freitag haben sich CDU/CSU und SPD auf eine Formulierung geeinigt, die die Verbrechen an den Armeniern als "beispielhaft für die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen Säuberungen, der Vertreibungen, ja der Völkermorde" im 20. Jahrhundert beschreibt. Auf türkischer Seite sorgt diese Formulierung für Kritik.

"Es ist notwendig, die Wahrheit beim Namen zu nennen", unterstrich die westfälische Präses Annette Kurschus. Es sei gut, dass die im Bundestag vertretenen Parteien die Verbrechen an den Armeniern als Völkermord bezeichneten, erklärte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche in Bielefeld. Die historische Forschung habe längst gezeigt: "Ziel war die gezielte und systematische Ausrottung." Kurschus erinnerte auch an die historische Mitverantwortung Deutschlands.

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Von der Türkei wünsche er sich die Bereitschaft, sich ernsthaft mit den Schattenseiten der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, sagte Bischof Hein. Westlichen Christen werde erst jetzt bewusst, unter welchem Druck Christen derzeit in islamischen Ländern stünden, ergänzte der Theologe. Sie seien rechtlos und gesellschaftlich an den Rand gedrängt, würden getötet oder entführt. "Das Christentum ist die am stärksten verfolgte Religion in der Welt", sagte Hein.

Auch Bischof Fürst wies darauf hin, dass der Genozid an den christlichen Armeniern den Auftakt zu einer langen Geschichte der Vertreibung der christlichen Ursprungskirchen aus dem Vorderen Orient gebildet habe, die bis heute andauere. Ein bedrückendes Beispiel für aktuelle Gewaltexzesse gegen Minderheiten sei der Völkermord an den Jesiden im Irak durch den "Islamischen Staat" (IS).

Die Deutsche Evangelische Allianz forderte von der Türkei, ihre Archive aus der Zeit des Ersten Weltkrieges und der Prozesse gegen die Hauptverursacher des Genozids für Historiker aus aller Welt zu öffnen. "Wir sind insbesondere beschämt, dass Deutschland als Kriegspartner der Türkei die Vorgänge gekannt, aber seine Stimme nicht dagegen erhoben hat. Wir ehren alle Menschen, darunter Pfarrer und Missionare, die damals ungeschminkt über den sich vollziehenden Völkermord berichtet haben oder vor Ort versucht haben, den Opfern zu helfen, darunter ungezählten Waisenkindern", heißt es in der Stellungnahme des evangelikalen Netzwerkes.

(Quelle: epd)

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