Die Nutzung großer Landflächen durch internationale Konzerne gefährdet nach Einschätzung von Fachleuten die Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern.
Die industrielle Landwirtschaft für die Herstellung von Agrartreibstoffen oder Futtermitteln nehme Flächen in Anspruch, die den lokalen Bauern fehlten, kritisierte Carolin Callenius vom evangelischen Hilfswerk «Brot für die Welt» in einem epd-Gespräch.
Mit Blick auf den Welternährungstag am Samstag forderte Callenius, dass der Landkauf international geregelt und juristisch kontrolliert werde. Nur so könnten die verheerenden Auswirkungen dieser Praxis eingedämmt werden.
Besonders nach der Finanz- und Wirtschaftskrise würden hauptsächlich Privatkonzerne, aber auch Staaten und Investmentgesellschaften in diese Landwirtschaft investieren. «Das Phänomen ist letztendlich nicht neu», erklärte die Koordinatorin der Kampagne für Ernährungssicherheit. «Die Dimension ist neu und, dass diese Investitionen so rentabel geworden sind.»
Investoren wollen bis zu 50 Millionen Hektar Land für den extensiven Anbau nutzen, sagte Callenius. «Das ist eine Dimension, die ungeheuer ist. Das ist nahezu die Hälfte der Ackerfläche der europäischen Union.» Der überwiegende Teil liege in Afrika.
Diese Verträge würden meist ohne Wissen der Bauern, die das Land nutzen, geschlossen. Die Landwirte würden entweder zum Verkauf überredet oder vertrieben, erklärte Callenius. Ihnen würden Vorteile wie Jobs versprochen. «Viele von ihnen können ja nicht mal lesen», sagte die Entwicklungsexpertin. «Also können sie nachher gar nicht verifizieren, was sie da unterschrieben haben.» Callenius zufolge wäre schon viel erreicht, wenn die Menschen, die ihr Land verloren haben, eine Anlaufstelle hätten, um dagegen vorzugehen.
Ein aktuelles Beispiel für Landaneignung sei Sierra Leone. Dort habe eine Schweizer Firma 58.000 Hektar Land für 50 Jahre gepachtet, um darauf Zuckerrohr und Maniok anzubauen. Daraus solle dann Ethanol für den Export entstehen. Die Felder sollen mit Wasser aus einem nahe gelegenen Fluss bewässert werden. Ob dann genügend Wasser für die Menschen bleibe, sei unklar, sagte Callenius.
(Quelle: epd)