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Caspar David Friedrich: Kunst als Gottesdienst

Hochsensibel, tief denkend und tief religiös: Caspar David Friedrich war der wohl bekannteste Maler der deutschen Romantik. Zwei Todesfälle haben ihn nachhaltig geprägt.

Von Nicole Kiesewetter (epd)

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Leben heißt Zeichnen ohne Radiergummi, sagte er einmal. Caspar David Friedrich und seine Werke wie «Wanderer im Nebelmeer» oder «Mönch am Meer» faszinieren bis heute. Als sechstes von zehn Kindern kommt er am 5. September 1774 um halb vier Uhr in der Nacht in Greifswald zur Welt. Sein 250. Geburtstag wird in diesem Jahr mit Ausstellungen bundesweit gefeiert, in Hamburg und Berlin, in Dresden, wo er lange lebte, und in seiner Geburtsstadt Greifswald.

Friedrichs Kindheit ist überschattet von familiären Schicksalsschlägen: Als er sechs Jahre alt ist, stirbt seine Mutter, als er 13 ist, sein ein Jahr jüngerer Bruder Johann Christoffer – bei dem Versuch, ihn, Caspar David, vor dem Ertrinken zu retten. Diese Ereignisse hätten den religiös erzogenen Friedrich tief erschüttert und sein künstlerisches Schaffen nachhaltig geprägt, sagt Birte Frenssen, Kunsthistorikerin am Pommerschen Landesmuseum in Greifswald.

Zugleich habe sich schon früh seine künstlerische Begabung erahnen lassen, «auch wenn niemand in der Seifensieder-Familie wusste, wie man eigentlich Künstler wird», so beschreibt es Frenssen. Schließlich erhält der 15-jährige Friedrich Stunden beim akademischen Zeichenmeister Johann Gottfried Quistorp. Mit 19 Jahren geht er 1794 an die Kunstakademie in Kopenhagen.

Begeisterter Landschaftsmaler

Für Friedrich ist schnell klar: Er will Landschaftsmaler werden, und so verschlägt es ihn am Ende seines Studiums 1798 nach Dresden und die «Wunderwelt» ringsum. In einem seiner vielen Briefe begründet er seinen Ortswechsel, «um in der Nähe der trefflichsten Kunstschätze und umgeben von einer schönen Natur» zu sein, die er brauche, um seine artistischen Arbeiten fortzusetzen.

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Zwar noch an der Kunstakademie verortet, führt er eine freie Künstlerexistenz und hält sich mit Reisebegleitung, Kolorieren von Kupferstichen und Zeichenunterricht mühsam über Wasser. Schließlich nimmt er eine Anstellung als Zeichenlehrer bei einem polnischen Fürsten an. Aber Kunsthistorikerin Frenssen weiß: «Das Ganze scheitert, vielleicht so wie in der Anekdote über eine Italienreise, die platzte, weil er schon im Vorwege die Forderung erhob, die mitreisende Fürstin nicht mit ‚gnädige Frau‘ ansprechen zu müssen.»

Von Rügen geprägt

So strandet der junge Freigeist für anderthalb Jahre von 1801 bis 1802 wieder in Greifswald. Und dieses zunächst als Tiefpunkt empfundene Ereignis bietet die entscheidende Wende: Friedrich reist in dieser Zeit dreimal auf die Insel Rügen und «das Erlebnis des weiten Raums befeuert seinen feinen, präzisen Zeichenstil», sagt Frenssen, die sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Maler beschäftigt.

Zurück in Dresden, heiratet er erst mit 43 Jahren, im Januar 1818. Im Sommer stellt er seine Frau Caroline seiner Familie in Greifswald vor. Das schönste Zeugnis dieser Reise und singulär in Friedrichs Werk ist das Aquarell «Greifswalder Marktplatz». Wenige Monate später, zurück in Dresden, entsteht das wohl berühmteste seiner Gemälde, die «Kreidefelsen auf Rügen».

Die Natur, so schreibt es der Kunsthistoriker Johannes Grave in dem Begleitband «Kunst für eine neue Zeit» zur Friedrich-Ausstellung, die im Frühjahr in Hamburg zu sehen war, stehe im Zentrum von Friedrichs Kunst. «Noch bevor seine Werke religiöse Empfindungen, politische Haltungen oder anspruchsvolle gedankliche Einsichten vermitteln, bieten sich Friedrichs Landschaftsgemälde als Darstellungen der Natur dar.» Sein Werk rege auch heute noch zum Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur an, es «könnte es in der gegenwärtigen Situation von bemerkenswerter Aktualität sein.»

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Komplexe Persönlichkeit

Im Juni 1835 erleidet Friedrich einen Schlaganfall, was zu einer Lähmung der rechten Hand führt. Zwar kann er nach einiger Zeit wieder arbeiten, aber kaum in Öl. Er bevorzugt Aquarell- und Sepiatechnik. 1837 lähmt ihn ein zweiter Schlaganfall fast völlig. Die künstlerische Arbeit gibt er endgültig auf. Am 7. Mai 1840 stirbt Caspar David Friedrich in Dresden und wird am 10. Mai auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden-Johannstadt beigesetzt.

Er sei eine «komplexe Künstlerpersönlichkeit» gewesen, sagt Birte Frenssen, «die häufig etwas einseitig in das Bild des brütenden Melancholikers gepresst wurde – hochsensibel, tief denkend, tief religiös, verbunden mit einem Bedürfnis nach Ruhe und Trost, den er in der Natur findet, beim Malen, beim Wandern.» Seine präzisen Bildkompositionen seien als Ausdruck einer gedankentiefen Landschaftsdarstellung zum Synonym für die Romantik geworden.

Weiterlesen:

Der religiöse Hintergrund im Werk von Caspar David Friedrich (externer Link)


Die aktuelle Sonderausstellung Caspar David Friedrich. Sehnsuchtsorte ist im Pommerschen Landesmuseum bis zum 6. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

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