Einmal kostenlos Riesenrad auf dem Erfurter Domplatz fahren und dabei über Gott, Kirche und Nachhaltigkeit diskutieren: Dieses Angebot während des CHRISTIVAL22 stieß bei der Eröffnung am Himmelfahrtstag auf großes Interesse.
„Wo fängt Nachhaltigkeit für dich an?“, „Hat der Mensch einen freien Willen?“ oder „Wie hat für dich Kirche Zukunft?“ Zur Diskussion über solche und andere Fragen werden die Riesenradfahrer beim CHRISTIVAL22 eingeladen. Dazu liegen in den Gondeln Karten sowie eine Bibel im heutigen Deutsch aus. In einer „Lobpreis-Gondel“ kann auch Musik gemacht werden. Noch bis Samstag können Teilnehmende des christlichen Jugendfestivals sowie alle Erfurterinnen und Erfurter das Angebot von 14 bis 21 Uhr kostenlos nutzen, heißt es.
Das CHRISTIVAL22 will „zeitgemäße Zugänge zu biblischen Texten“ ermöglichen, heißt es – zum Beispiel mit dem „Big Screen“-Format: Eine 100 Quadratmeter große, bewegliche LED-Leinwand „interagiert“ dabei mit den Schauspielern auf der Bühne. Am ersten Tag wurde so eine Bibelarbeit im XXL-Format in Szene gesetzt. Die Teilnehmenden sollten eintauchen in die Zeit des Apostels Paulus. In der CHRISTIVAL-App konnten die Jugendlichen anschließend selbst abstimmen, welche Gefühle die Berichte von Paulus bei ihnen auslösen: Unsicherheit, Angst oder Ermutigung? Die meisten fühlten sich bestärkt und ermutigt, so die Veranstalter.
Die eigenen Begabungen für Gott einsetzen
Im Gottesdienst-Format „Xplore The Practice“ sollten die Teilnehmenden die Zusagen der Bibel für sich entdecken: „Wir haben die Freiheit, glauben zu können und das Leben zu feiern – nicht nur beim CHRISTIVAL, sondern auch danach im Alltag,“ sagte der Dresdner Diakon Tobias Petzoldt. Er warb dafür, regelmäßig einen Perspektivwechsel zu vollziehen. „Es hilft, das halb-volle und nicht das halb-leer Glas zu sehen.“ Petzoldt rief die jungen Menschen dazu auf, die eigenen Begabungen für Gott einzusetzen: „Wenn wir mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und dabei Gott und den Nächsten im Blick haben, kann das gut gelingen.“ Die Menschen im eigenen Umfeld dürften an „unseren Gesichtern ruhig ablesen, dass wir eine Frohe Botschaft haben“.
Marina aus der Ukraine berichtete im Format „truestory“ von Raketenangriffen auf Kiew und erzählte, wie sie trotz aller Angst Trost in dem Wissen fand, dass ihr Leben in Jesu Hand liegt. Sie kündigte an, wieder in ihr Heimatland zurückkehren zu wollen, um Menschen zu helfen. Sie habe keine Angst, zu sterben, „denn ich weiß, wo ich nach meinem Tod hingehe“.
Darf ich das?
Persönliche Fragen konnten die Jugendliche bei der Podiumsdiskussion „Darf ich das?“ einbringen. Die Themenpalette in der Prediger-Kirche in Erfurt war breit: sich am Wochenende mit Freunden sinnlos betrinken, den Spotify-Account eines Anderen nutzen, ohne selbst zu bezahlen usw. Die Theologin Julia Garschagen bezeichnete es als große Herausforderung, als Christin unter Menschen zu leben, „die ganz andere Einstellungen und ethische Anschauungen haben als ich“. Die ethischen Fragen hätten sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren enorm verändert: „Trotzdem spüre ich in vielem, etwa bei ‚Fridays for Future‘, eine große Sehnsucht nach Gerechtigkeit.“ Bei ihren eigenen ethischen Entscheidungen werde sie natürlich von ihrem Milieu und anderen Christen beeinflusst. Sie frage sich dann, wie Jesus in der entsprechenden Situation gehandelt hätte. Sie habe Probleme damit, dass sehr oft ein Augenmerk auf sexuelle Themen gelegt werden: „Es gibt darüber hinaus aber noch viele andere Themen, bei denen es eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit gibt. Wir sollten aufstehen gegen sexuellen Missbrauch und Prostitution.“
Die beiden Zwillingsschwestern Leonie und Miriam Böhnisch, die die Plattform „WirfürBerlin“ gegründet haben, warben dafür, als Christen gesellschaftlich präsent zu sein. Es spreche nichts dagegen, samstags zu feiern und sonntags in die Kirche zu gehen: „Lasst uns mit unserer Art und Weise die Welt liebhaben. Wenn Menschen die Liebe Gottes spüren sollen, dürfen wir sie nicht ausgrenzen.“ Jeder müsse für sich klären, nach welchen Werten er lebe. Christopher Orth, Leiter des Forums Wiedenest, hielt es für eine wichtige Richtschnur, wie eine weise Entscheidung aussehen könne. Die Bibel spreche davon, dass den Menschen alles erlaubt ist, „aber nicht alles zum Besten dient“.
Das CHRISTIVAL findet 2022 zum siebten Mal statt. In Erfurt sind vom 25. bis 29. Mai rund 13.000 Jugendliche und junge Menschen von 14 bis 24 Jahren dabei. Zum Trägerkreis zählen mehr 80 Werke und Organisationen verschiedener Konfessionen und Denominationen.
Die Homepage des Christival22 findet ihr hier.
Ich finde das Riesenrad ist grenzwertig, da kein Sterblicher dem Himmel während seiner Lebzeiten zu nahe kommen soll.
Du meinst, das Riesenrad könnte an die Himmelskuppel stoßen, die sich über die Erdscheibe wölbt?