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«Erwachsen auf Probe»: RTL verteidigt umstrittene Baby-Dokusoap

Hilflose Teenager, die völlig überfordert brüllende Babys zu beruhigen versuchen und angeekelt dreckige Windeln wechseln – mit einer solchen Doku-Soap-Serie will der Kölner Privatsender RTL Quote machen.

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Bei «Erwachsen auf Probe» treten Eltern ihre Babys und Kleinkinder vorübergehend an blutjunge Pärchen ab, die sich vier Tage und Nächte vor laufender Kamera um die Kinder kümmern. Ist das Kindesmisshandlung? Keineswegs, meint RTL. Am 3. Juni soll die siebenteilige Serie anlaufen, allen Protesten zum Trotz. Der Sender lud Journalisten am Freitag aus ganz Deutschland zum Probeschauen ein.

  «Wir stehen voll und ganz zu unserem Format , sagte RTL-Generalsekretär Thomas Kreyes beim gemeinsamen Betrachten der Sendung. »Wir haben unsere Verantwortung sehr bewusst wahrgenommen.« Bei »Erwachsen auf Probe« handele es sich um die Adaption eines Formats der BBC, einer der »renommiertesten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten weltweit«, argumentierte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. Wie die BBC plane auch RTL, Begleitmaterial für den Unterricht herauszugeben.

  Demnach ist der Schwerpunkt der Serie das »gesellschaftlich relevante Thema der Schwangerschaften von minderjährigen Mädchen«. Es sei unbestritten, dass in Deutschland die Zahl der Teenager-Mütter kontinuierlich zunehme und viele Jugendliche leider nicht reif für eine Familiengründung seien. Die Sendung sei ein Eignungstest für Jugendliche mit Kinderwunsch, bei dem sie Familienkompetenz erlernen könnten.

  Die Babys und Kleinkinder sind nach Auffassung von RTL keinerlei körperlichen oder seelischen Risiken ausgesetzt. Während der – bereits abgeschlossenen – Dreharbeiten seien Mütter und Väter immer in der Nähe ihrer Kinder gewesen, nämlich im Nachbarzimmer. »Mitunter standen sie direkt hinter dem Kameramann.« Einige hätten ihre Kinder abends zu sich genommen. Zudem hätten stets Krankenschwestern, Ärzte und Psychologen bereitgestanden.

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  Katrin B. (31), eine verheiratete Hausfrau aus Nordrhein-Westfalen, die ihren zehn Monate alten Sohn Lasse für die Dreharbeiten zur Verfügung stellte, war voll des Lobes: Es habe flächendeckend Überwachungskameras gegeben sowie viel qualifiziertes Betreuungspersonal. »Generell wird mein Kind also nie alleine mit den Jugendlichen gelassen«, sagte sie. Kritische Momente habe es nicht gegeben. Sie könne sich gut vorstellen, dass die Sendung zum Nachdenken anrege. Eine abschreckende Wirkung zeigte sich bei einem Teil der Jugendliche tatsächlich schnell: »Das ist praktisch wie im Knast, man hat gar keine Freiheit mehr«, stellt Probevater Mario (18) schon in der ersten Folge fest.

  RTL betonte, dass alle Episoden der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen vorab zur Prüfung vorgelegt worden seien und man eine Freigabe für das Abendprogramm erhalten habe. Die Kritiker jedoch überzeugt das nicht. »Wir fordern RTL dringend auf, die Serie nicht auszustrahlen«, teilte die Kinderkommission des Deutschen Bundestages mit.

  »Kinder dürfen keine Objekte fragwürdiger Fernsehexperimente sein«, verlangte auch der Deutsche Kinderschutzbund und rief zu Protesten von Bürgern, gesellschaftlichen Organisationen und Politikern auf. »Diese Sendung setzt die Kinder einem hohem Risiko aus, ist somit Kindeswohlgefährdung und nicht hinnehmbar«, sagte die Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Paula Honkanen-Schoberth.

  Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert bereits gesetzliche Konsequenzen. Säuglinge seien keine Versuchskaninchen und könnten zu TV-Experimenten nicht »Nein« sagen. »Der Gesetzgeber sollte das für sie tun«, forderte Kammerpräsident Rainer Richter. Auch die Medienkommission der Landesanstalt für Medien (LfM) appelliert an die Verantwortlichen bei RTL, auf Programme »mit unkalkulierbaren Risiken für die Mitwirkenden zu verzichten«.

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  Heftige Kritik kommt auch von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). »Die von Gott geschenkte Würde einer jeden menschlichen Person verbietet es, den Menschen zum Mittel zu machen und wie in diesem Fall Babys zu benutzen«, sagte der EKD-Medienbeauftragte Markus Bräuer. »Nicht alles, was rechtlich möglich ist, ist aus ethischen Gründen auch geboten."

(Quelle: epd)

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