Mit einer iranfreundlichen Bekundung eines Israelis auf einer Facebook-Seite fing alles an: „Israel liebt den Iran“. Diese Idee findet Nachahmer: Eine Deutsch-Palästinenserin stellte nun „Palästina liebt Israel“ ins Netz.
Joujou, wie sich die Deutsch-Palästinenserin im Internet nennt, wurde von „Israel loves Iran“ inspiriert. Die Seite des Tel Aviver Ronny Edry hat mittlerweile fast 70.000 Fans. Dort können sich unter anderen Israelis und Iraner austauschen, diskutieren, Fotos hochladen und ihre gegenseitige Symphatie bekunden. Bei vielen Bildern steht geschrieben: „Iraner, wir werden niemals euer Land bombardieren. Wir lieben euch.“
„Mein Ziel ist eigentlich Kommunikation und miteinander ins Gespräch zu kommen, was eigentlich der Hauptgrund ist, warum dieser Konflikt stagniert“, sagt die 30-jährige, in Deutschland lebende, Joujou in einem Interview mit „Deutschlandradio Kultur“. Ende März gründete sie die Seite: „Ich (…) habe die ersten zwei Wochen gar nichts gepostet, weil ich von meiner eigenen Courage praktisch fast schockiert war, und dann habe ich aber immer mehr Zuspruch bekommen und habe dann angefangen, Messages zu sammeln.“ Sie sei von den vielen positiven Reaktionen überrascht gewesen und bezeichnet die Seite als eine Art „Begegnungsstätte“.
Aggression weicht Entschuldigung
In einer Konversation, die anfangs von „gegenseitiger Aggression“ geprägt gewesen sei, fragte ein Palästinenser einen Israeli: „Warum besetzt ihr unser Land, wenn ihr Frieden wollt?“ Joujou, die ihren wahren Namen nicht nennen möchte, zitiert aus dem Dialog der beiden: „‚Es tut mir leid, dass wir im Krieg miteinander sind und ich möchte eigentlich, dass die Palästinenser wissen, dass die Israelis nichts gegen euch haben‘, das sagte dann der Israeli. Und am Ende war es wirklich so, als wurde von israelischer Seite die Frage gestellt: ‚Vielleicht liegt der Grund für diesen Konflikt darin, dass wir Angst voreinander haben und wir müssen aufhören, voreinander Angst zu haben?‘“
Aus den Gesprächen auf ihrer Seite habe sie auch vieles gelernt, erklärt sie im Interview: „Ein Nichtjude kann es nicht nachvollziehen, wie tief das Trauma des Holocausts bei Juden wirklich sitzt. Das kann man nicht nachvollziehen, wenn man die jüdischen Wurzeln nicht hat. Was noch ein sehr großer Grund für diesen Konflikt ist, ist, dass beide Seiten sich als extreme Opfer fühlen.“ Sie persönlich könne das vor allem von palästinensischer Seite her nachvollziehen, weil sie auch Familienmitglieder in diesem Konflikt verloren habe. Ihre Familie lebe im Libanon. Dieses „als Opfer fühlen“ sei jedoch eine Sackgasse. Die Parteien müssten neue Wege testen. Wie? „Wir sollten wirklich mal aufhören, uns als Opfer zu fühlen.“
Neben den beiden genannten Facebook-Seiten gibt es weitere, wie beispielsweise „Israel Loves Palestine“, also „Israel liebt Palästina“, mit rund 600 Anhängern oder „Israel loves Syria“ („Israel liebt Syrien“) mit aktuell 80 Fans.
(Quelle: Israelnetz.com)