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Geld von vielen: Crowdfunding für christliche Projekte

Wenn eine Band ein Album aufnimmt oder ein Autor sein Buch drucken lassen will, dann führte bisher kein Weg an einem Verlag vorbei. Dort stecken die nötigen Mittel, um das Projekt zu finanzieren. Immer häufiger aber wagen junge Künstler auch im christlichen Bereich einen anderen Weg: Vorfinanzierung über Crowdfunding.

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 Das Buch ist gut. Aber wir sehen keine große Chance, es unter die Leute zu bringen.“ Die Einschätzung ihres Verlags enttäuschte Eva Jung. Die Kommunikationsdesignerin hatte schon mehrere Bücher verlegen lassen und alle waren gut gelaufen. Doch dieses Mal war es ein etwas anderes Projekt, das musste sie zugeben: „Es ist kein Designbuch, kein Fotobuch, kein Roman, keine Biografie, kein Sach-, Philosophie- und kein Religionsbuch, sondern alles das gleichzeitig“, sagte sie dem Handelsblatt. Zu diffus für einen profilierten Verlag. Zu verspielt. Auf jeden Fall nicht verkäuflich.

Eva Jung sieht das anders – und entschied sich dafür, ihr Projekt „Alltagstourist“ bei der Crowdfunding-Plattform startnext.de einzustellen. 30.000 Euro braucht sie, um die Druckkosten zu begleiche, mindestens 20.000 Euro davon will sie auf Startnext finanzieren, den Rest will sie aus eigener Tasche zuschießen.

 Der Vertrieb soll exklusiv über eine Buchhandlung in ihrer Nachbarschaft laufen. Think local. „Viele haben offensichtlich einfach vergessen, dass man Bücher auch beim Buchhändler um die Ecke bekommt“, meint Jung. „Mir liegt sehr daran, den lokalen Buchhandel wieder mehr in den Fokus der Leser zu rücken.“ Ob sie das Geld zusammen bekommt, weiß sie noch nicht. Ein Viertel hat sie aber schon – nach einer Woche.

Crowdfunding ist in. Das Prinzip der „Schwarmfinanzierung“ ist einfach: Klassischerweise wird ein Projekt durch einen großen Geldgeber – im Medienbereich meist ein Verlag – vorfinanziert, in der Hoffnung, genügend Interessenten dafür zu finden.

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 Crowdfunding dagegen setzt auf eine Vorfinanzierung durch die potentiellen Interessenten selbst. Die Unterstützer kaufen das Produkt, bevor es überhaupt existiert. Ein Risiko ist das aber kaum: Wird das Fundingziel nicht erreicht und das Projekt platzt, dann erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück. Dafür sorgt die Crowdfunding-Plattform, die als Treuhänder zwischen dem Projekt und den Kunden fungiert.

Ein ganz normaler Einkauf ist es aber trotzdem nicht, wenn man ein Crowdfunding-Projekt unterstützt. Es ist immer viel Idealismus dabei – und auch Spaß soll es machen. Zu den verschiedenen Unterstützer-Beträgen gibt es unterschiedliche Gimmiks – vom handsignierten Buch bis hin zum exklusiven Privatkonzert. Und nach einem Rückgaberecht fragt so oder so keiner.

Bei wem Matthias Lingenfelder demnächst im Wohnzimmer musizieren wird, weiß er noch nicht. Die 1.000€-Stufe, die diesen Bonus beinhaltet, hat noch keiner der bisher 102 Supporter seines Projekts gewählt. In „Herztöne“ steckt ein Jahr Arbeit – und unzählige kreative Stunden mit Musikern aus vielen unterschiedlichen Gemeinden in und um München.

 „Wir wollten Musiker zusammen bringen, die die Sehnsucht haben, aus den bekannten Worship-Stilen auszubrechen. Wir wollten Musik aus unseren Herzen machen, Musik, die auch Leute anspricht, die nicht an Gott glauben“, sagt der Musiker und Tontechniker, der sonst für Kunden wie Lufthansa oder Harley Davidson arbeitet. An einen christlichen Verlag wollten sich die Musiker mit der Produktion aber nicht wenden. Zu groß die Sorge, dort ohne etablierten Namen kein Gehör zu finden. Und wozu auch – die Beteiligten haben das nötige Know-how selbst. Mit dem fertigen Produkt aber wollen sie einen Verlag finden, der den Vertrieb übernimmt. Und wenn alles gut geht, soll aus „Herztöne“ eine Serie werden.

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Ebenfalls Lobpreis und ebenfalls eine Serie, aber einen anderen Verteilweg haben die Musiker der Exodus-Gemeinschaft im Bistum Hildesheim vor Augen. Gemeinsam mit befreundeten evangelischen und freikirchlichen Christen des Vereins SAIKU aus Hannover produzieren sie mit der Hilfe von Startnext das Album „Between“. Sie wollen „authentische und zeitgemäße Worship-Songs für alle Freunde von guter Musik schreiben“ – und die Ergebnisse Gemeinden unter einer Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung stellen. Kostenlos und gemafrei. Und auch sie selbst sehen für ihre Arbeit keinen Cent.

Kommerzielle Interessen sind Crowdfunding-Projekten im Grunde sowieso fremd. Vieles kann gar nicht allein auf diese Weise gestemmt werden. Zumindest dann nicht, wenn man wirklich davon leben will. Für Idealisten aber und solche, die bereit sind, viel in ihr Projekt zu finanzieren, ist die Chance hoch, Menschen zu finden, die sich von ihrer Begeisterung anstecken lassen. Zusammen für eine Sache zu brennen, Dinge zu ermöglichen, die sonst nie Wirklichkeit würden – das ist Zauber und Chance der Schwarmfinanzierung. „Wir hoffen, dieses Album mit euch gemeinsam verwirklichen zu können“, formuliert es Jens Böttcher in seinem Projektvideo. Er hat es geschafft und muss bald vier Hauskonzerte geben. Das gehört eben dazu – zum Abenteuer Crowdfunding.

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