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Gerade im Scheitern steht Jesus an unserer Seite

Wieder mal etwas versemmelt? Schwamm drüber. Pastor Christof Lenzen erklärt, warum Jesus gerade im Scheitern an unserer Seite steht.

Von Christof Lenzen

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Ich liebe „Kitchen Impossible“, diese wunderbare Kochsendung, in der Tim Mälzer sich mit einem anderen (Sterne-)Koch battelt. Das läuft folgendermaßen: Beide Köche lassen einander in fremder Umgebung schwarze Kisten mit dem Anderen vorher unbekannten Gerichten servieren. Diese müssen dann analysiert und in einer fremden Küche improvisiert nachgekocht werden … Dann kommt eine strenge Jury aus meist Einheimischen (vor Corona waren die Spielorte international), die das Nachgekochte am Original messen und bewerten. Warum ich das liebe? Mann, das ist männlich! Es geht um einen Wettkampf. Es geht um eine gute Portion freundlicher Gehässigkeit („Dich reite ich rein und fordere dich so richtig heraus! Ich bin hier der King!“) – aber eben freundschaftlich und kumpelhaft. Es wird nie unfair (auch wenn beide das immer behaupten). Es mischen sich übertrieben zur Show gestelltes Mannsein mit totaler Hilflosigkeit und Versagen. Deftige Schimpfworte fallen. Es fließen Tränen. Jubel und Befriedigung. Alles dabei! Und genau diese Mischung macht es aus. Weil sie so selten ist. Und so echt.

Superhelden waren gestern

Seien wir mal ehrlich: Wollen wir makellose, glatte, perfekte, schöne Superhelden sehen, denen immer alles gelingt? So ist doch die Welt nicht. Ist doch öde. Steril sowas. Also lieber der verhaltensoriginelle Tim Mälzer, der sich mit großer Klappe ins Versagen stürzt und manchmal trotzdem als Sieger wieder auftaucht. Wie Petrus auch. Also der Jünger Jesu. Überhaupt die Jünger – das sind ja genau solche Chaoten. Und vielleicht waren keine Frauen bei den 12 Jüngern dabei, weil sonst genau das nicht mehr lebbar gewesen wäre?! Nein – nicht im Ernst, aber so ein bisschen … Bei „Kitchen Impossible“ jedenfalls ist es nicht anders. Alle Jubeljahre taucht eine weibliche Gastköchin auf … Und prompt ist Mälzer schaumgebremst und gezähmt. Da wird weniger geflucht, beschimpft, die Samthandschuhe regieren – und naja, das ist ja auch ganz gut so. Wir brauchen in Teams den weiblichen Ausgleich (und die Damen den männlichen).

Gehen wir doch mal davon aus, dass die Evangelien irgendwie so etwas wie „Kitchen Impossible“ sind. Da ist eine große schwarze Kiste – in der befindet sich eine vollkommen unbekannte „Mahlzeit“ namens Reich Gottes. Leben mit Jesus. Evangelium. Gnade. Viele tolle Zutaten – vollkommen neues Gericht. Und die Jünger öffnen Stück für Stück die Kiste und entdecken es. Kosten es. Und laufen dabei immer wieder in die Irre! Sie kriegen es einfach nicht gebacken! Sie wollen doch Männer sein und sind es ja auch! Aber die Evangelien lassen sich ähnlich wie „Kitchen Impossible“ auch als eine Geschichte des männlichen Vorwärts-Scheiterns lesen. Immerhin vorwärts. Weil Jesus an Bord ist und lehrt und voranbringt und jedes Scheitern das Material bietet, um weiter zu wachsen. Also: Scheitern wir doch mal mit den Jüngern nach der Auferstehung, die es definitiv nicht gebacken kriegen und dennoch am Ende erleben dürfen: Kitchen Possible! Es ist möglich. Weil Jesus dabei ist.

Dumm gelaufen

Auferstehungszeit. Die Jünger waren Jesus bereits begegnet, Thomas hatte seine Zweifel ausgedrückt und Jesus sich berühren lassen. Wie geht es nun weiter? Ich kann mir vorstellen, dass es in den Köpfen der Jünger ratterte. „Okay, Leute. Wir sind Jesus drei Jahre lang hinterhergegangen und dachten: Er ist es, der Retter, und er wird Israel befreien. Dann der Schock, sie richten ihn hin – und wenn wir ehrlich sind: Wir haben es ziemlich verbockt und haben ihn allein gelassen. Wir waren schon absolut enttäuscht. Von uns. Von Jesus. Und nun ist er wieder da. Auch wenn man ihn erst nicht so richtig erkennt, weil er eindeutig er ist, aber auch irgendwie nicht … Wie sollen wir damit nun umgehen? Kommt, lasst uns erst mal weiter arbeiten … Er wird das schon klarmachen. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir schon ein wenig Respekt vor dem, was da kommt …“

So ähnlich könnte es gelaufen sein. Mit Ruhm bekleckert hatten sich die Jünger definitiv nicht. Da waren die Frauen besser drauf. Was kommt nun nach diesem Generalscheitern? Keine Ahnung. Scham wird ein vorherrschendes Gefühl gewesen sein – so direkt nach der Auferstehung. Zumal Jesus bei seinem ersten Erscheinen gar nichts davon angesprochen hatte. Kam nun das dicke Ende?

Johannes erzählt uns in Kapitel 21 diese Geschichte. Ein Teil der Jünger ist fischen gegangen. Am See Tiberias. Erfolglos. Es taucht eine Gestalt am Rande des Sees auf. Sie erkennen die Gestalt nicht – aber diese fordert sie auf, naja, eben so wie damals nochmal rauszufahren. Sie hatten ja nichts gefangen. Und wieder – so wie damals – wird das Schiff abgefüllt mit Fischen, und dann, ja, dann erkennen sie Jesus! Die Geschichte wiederholt sich. Jesus führt sie an denselben Punkt, an dem die Jünger zu Beginn seiner Wirkungszeit schon einmal waren. Wieder begegnet er ihnen im Scheitern. Wieder (er-)kennen sie Jesus erst nicht, fangen dann gegen jede Fischerlogik einen Haufen Fische und dann nehmen sie wahr, wer da steht. Und werden mit sich selbst konfrontiert. Denn Jesus begegnet ihnen im Scheitern und verwandelt ihr Scheitern gegen jede weltliche Logik in einen Erfolg. Oder anders gesagt: Wo wir nichts gebacken kriegen, weil unser Brot verkokelt ist, nicht aufgegangen ist, was auch immer – genau in diesem Moment erscheint Jesus am allerliebsten und sagt: Tu das Brot noch mal in den Ofen. Und zack: ein wunderbares Brot. Jesus nimmt unser Versagen und verwandelt es durch die Logik des Reiches Gottes in einen Sieg. Auf den sich aber keiner etwas einbilden kann! Kein Jünger kann sagen: Schaut mal her, wie klasse wir gefischt haben. Keiner kann sagen: Schaut mal, was ich gebacken bekommen habe! Es entsteht eine neue Logik: Scheitern darf zum Leben gehören und definiert uns nicht.

Jesus nimmt unser Versagen und verwandelt es in einen Sieg.

Im Scheitern verwandelt

Jesus lehrt seine Jünger immer und immer wieder (und auch Paulus wird es erfahren müssen): „Ich bin in eurer Schwachheit, im Scheitern mächtig. Es ist kein Problem für mich. Eure Energie sollte anders investiert werden – seid ruhig engagiert und mutig, aber vertraut mir und definiert euch nicht über eure Leistung, sondern über meine Gegenwart, meine Wertschätzung. Erwartet alles von mir und legt los. Und egal, was dann passiert, es ist okay. Kurz: Jesus lehrt uns die Kunst des evangeliumsgemäßen Scheiterns und wie man es überlebt, ohne sich vom Scheitern innerlich abhängig zu machen. Das ist ein Paradigmenwechsel. Ich habe es nicht gebacken bekommen – und das ist okay. Ich muss nicht alles können. Wenn ich es besser machen und lernen kann, werde ich das tun. Wenn ich es nicht besser kann, dann ist das so. Aber nichts von beidem hat etwas mit meiner Identität, mit meiner Würde zu tun! Was für eine Freiheit steckt hinter dieser Loslösung unseres Seins von unserem Tun!

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Und genau an diesem Punkt erkennen die Jünger Jesus. Das ist kein Zufall. Diese so ganz andere Denke zeichnet Jesus aus, sie schwimmt komplett gegen den damaligen und heutigen Strom. Vermutlich gegen den Strom aller Zeiten. Sie erkennen Jesus und Petrus hält es nicht mehr aus vor Freude … Er springt ins Wasser und watet in Windeseile zu ihm hin. Auch da frage ich mich: Was geht auf diesen vielleicht 50 oder 100 Metern in seinem Kopf vor? „Wahnsinn, Jesus, unser Herr, was für eine Freude! Hammer!“ Aber vermutlich auch: „Aber ich habe ihn vor wenigen Tagen erst verleugnet. Was wird er sagen? Wird er sauer sein? Darf ich überhaupt noch unter seine Augen treten?“ So oder so: Es ist zu spät, er rennt pitschnass an den Strand und ich vermute einfach mal, dass Jesus und er sich in die Arme gefallen sind. Aber was kommt jetzt? Wird das größte anzunehmende Scheitern von Petrus zur Sprache kommen? Bei der dreifachen Verleugnung hat es Petrus nicht nur nicht gebacken bekommen – er hat das Brot komplett verbrannt. Oder um es in „Kitchen Impossible“-Terminologie zu sagen: Das Reich Gottes-Gericht ist gründlich misslungen, er hat es phasenweise gut analysiert, ein oder zwei Komponenten gut getroffen – aber letztlich hat er es, sorry, verkackt. Gründlich. Aber sowas von.

Nun kommt in „Kitchen Impossible“ normalerweise die Jury und gibt Punkte zwischen 0 und 10. Diese werden auf ein Kärtchen geschrieben, versiegelt und dann in der Sendung von den konkurrierenden Köchen genüsslich vorgelesen. Wären wir nach der Logik dieser Welt unterwegs, dann dürfte sich Petrus wohl eine Gesamt-Null aufschreiben. Wie geht Jesus damit um?

Schwamm drüber

Jesus lädt zum Frühstück. Er bedient die Verlierer, die Gescheiterten. Er sagt quasi zu ihnen: „Ich habe da mal was vorbereitet!“ Fisch und Brot sind schon auf dem Feuer fertig, und es wartet eine leckere Mahlzeit. Das ist in etwa so, als wenn die Jury bei „Kitchen Impossible“ ein mieses Essen bekommen hat und nun was Leckeres für den gescheiterten Koch zubereitet. Und ihm dann auch noch sagt: „Ist schon okay. Trotzdem volle Punktzahl.“ Die Jünger werden gestaunt haben! So geht Jesus mit Gescheiterten um? Mich erinnert diese Geschichte an den Psalm 23. Nach dem dunklen Tal bereitet der Herr den Seinen einen Tisch im Angesicht der Feinde. Nur dass hier die Feinde im Inneren der Jünger sind – es ist die Beschämung, es sind die Selbstvorwürfe. Und diese Mahlzeit drückt aus: Es ist okay. Ich mag euch. Ich denke anders. Setzt euch und lasst euch dienen. Gott dient einfach liebevoll weiter. Gescheitert? Egal. Alles versaut? Na und? Sein Ziel ist es an dieser Stelle, auch noch die inneren Feinde zu beseitigen. Und das zeigt auch der nun folgende Dialog, in dem Jesus doch noch das Scheitern anspricht – oder eben auch nicht. Jesus erneuert die Berufung des Petrus und fragt ihn nur dreimal: Hast du mich lieb? Zu der Stelle kann man unendlich viel mehr sagen, als hier möglich ist – aber sie zeigt eins: Jesus hält an unserer Berufung fest, auch wenn wir es nicht gebacken kriegen. Für ihn zählt keine Leistung, kein Scheitern. Uns definiert nur eins: zu lieben. Und gleichzeitig zu wissen, dass wir es trotzdem manchmal nicht hinbekommen. Jesus zieht dem Scheitern endgültig den letzten giftigen Zahn und sagt: Volle Punktzahl! Denn es geht um etwas ganz anderes. Er scheint zu sagen: „Und nun legen wir erst richtig los mit dem Reich Gottes … Ihr dürft es noch oft ‚nachkochen‘ und ihr werdet weiter Fehler machen, aber wisst ihr was? Das ist okay. Damit rechne ich. Hauptsache, wir sind zusammen unterwegs.“

Ich bekomme es oft nicht gebacken. Und manchmal liege ich komplett daneben. Versage. Jesus aber steht daneben und sagt: „Es geht weiter. Das wusste ich. Und ich berufe dich trotzdem. Immer wieder. Löse dich von deinem Scheitern und lebe! Mutig, verwegen und unberührt von Sieg und Niederlage – denn unsere Beziehung ist der einzige Sieg, der zählt. Und für die habe ich gesorgt.“

Christof Lenzen ist Pastor, Seelsorger und Autor.


Dieser Artikel ist der leicht gekürzte Auszug eines Beitrags aus dem Magazin MOVO 2/21. MOVO wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Gott ist immer größer als wir glauben

    „Jesus nimmt unser Versagen und verwandelt es in einen Sieg“! Dies ist nach meiner Einschätzung der Kernsatz in Christof Lenzen’s Artikel, dass Jesus an unserer Seite steht. Da wird selbsterklärend, dass Jesus Christus uns hier als ein Aspekt – als eine Seite Gottes begegnet. Da wird selbst erklärend, warum Moses, Abraham, Hiob (Hiob auch als eine sinnbildliche Geschichte) und viele andere große Gestalten des Alten Bundes doch letztlich ethisch und moralisch keine Superhelden sind. Oder Petrus, der Jesu Gemeinde leiten soll, doch nach Jesu Verhaftung im Hof de Hohepriesters zittern am Feuer im Hof steht, mit Angst erkannt zu werden, und Jesus drei mal verrät. Noch schlimmer bei Saulus, der gegen die Jesusnachfolger wütet, sie gefangen setzt oder sicher auch für ihre Ermordung verantwortlich ist. Aber da begegnet er einem großen Licht vor Damaskus – vergleichbar mit Erlebnissen von Menschen mit Nahtoderfahrung – und es ist Jesus Christus mit seiner überschäumenden Liebe. Er wird völlig unverdient Paulus, der große Völkerapostel, und hat sich ohne eigenes Bemühen mit Gott versöhnen lassen. Gott ist immer größer als wir ihn uns denken.

    Wir alle sind keine Helden, aber berufen für den Neuen Himmel und die Neue Erde. Das „hinabgestiegen in das Reich des Todes“, was ja nicht nur den wirklichen Tod und daher auch die reale Auferstehung von den Toten vorschattet, verstehen nicht wenige als das Predigen Jesu auch den schon Verstorbenen, allen von Anbeginn des Menschseins an und jenen, die es zu Lebzeiten vielleicht nicht vermochten, sich erlösen zu lassen. Es begegnet uns Gott auch in der Zielverfehlung unseres Leben, im Scheitern auch des guten Willens, in mancher Abwesenheit vom Lichtkreis des Heiles, wie in den Gleichnissen vom Verlorenen Sohn oder vom geretteten Schaf, für die der Schäfer die 99 Gerechten verlässt.

    Gott ist der ganz Andere, jener des Paradieses und der Neuschöpfung allen Seins sowie der Erlösung jeglicher Kreatur. Als Mensch gekommen in diese Welt, stand er quer zu allem was die Menschen als normal und realistisch betrachteten. Er passte nicht in eine lieblose Welt mit seiner Nächsten- und Feindesliebe, seiner Zuwendung für alle Menschen und seiner ganz anderen Art von Frömmigkeit. Er selbst scheiterte (aber nur scheinbar) an der Realität des Machbaren. Aber sein Sieg bestand darin, dass in ihm als Jesus Christus der Schöpfer aller Dinge ganz wohnte. Wenn wir Jesus und damit Gott in uns Heimatstatt geben, gehören wir auch im Scheitern zu den Siegern. Jesus geht mit uns in die tiefsten Tiefe unserer Existenz. Diese ist nicht selten in Tunnel in die Dunkelheit, hinter dem das helle Licht der Heiligen Geistkraft ist. Ein alter Freund sagte zu uns in unseren Jugendtagen: In Gott kann man sich sehr verlieben. Dies habe ich meinem Leben immer wieder verspürt. Er gibt Erfüllung und segnet uns mit dem Brot des Lebens.

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