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GGE: Neuaufstellung bei Charismatikern in der evangelischen Kirche

Es ist ein Leitungswechsel, der wohl eher einer Neuaufstellung gleicht. Pfarrer Swen Schönheit (Berlin) ist neuer Vorsitzender und Leiter der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE).

Von Norbert Abt

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Zur Amtseinführung am Tag der Deutschen Einheit kamen nicht nur Verantwortliche und Engagierte aus der GGE in die Stadtkirche St. Blasius in Hannoversch Münden, sondern auch befreundete christliche Leiter aus anderen Kirchen. Es gab einen feierlichen Mix aus traditionellen Kirchenliedern und modernem Lobpreisliedern – typisch für die Ausrichtung der GGE.

Vereinfacht ausgedrückt stehen hinter der GGE die Charismatiker in der Evangelischen Kirche. Es gibt sie seit 1978. Die GGE betont das Wirken des Heiligen Geistes und versteht sich als innerkirchliche Erneuerungsbewegung. Sie betet und arbeitet für einen geistlichen Aufbruch in ihrer Kirche. Swen Schönheit folgt auf Pfarrer Henning Dobers, der 12 Jahre Vorsitzender und Geschäftsführer der GGE war.

“Wir singen nicht das Lied des Niedergangs“

In seiner Predigt machte Pfarrer Schönheit deutlich, dass die evangelische Kirche in einer historischen und kritischen Phase stecke, da gebe es kein „weiter-so“. „Wir werden den Abbruch der historisch gewachsenen Volkskirche nicht aufhalten können“, sagte er. Doch werde die GGE „nicht das Lied des Niedergangs singen“. Vielmehr sei sie von einer starken Überzeugung getragen, die er so formulierte: „Wir haben eine entscheidende Energiequelle, und die werden wir uns nicht rauben lassen. Wir glauben, dass die Kraft des Heiligen Geistes nicht veraltet. Wir glauben, dass Jesus kein bisschen müde ist. Wir sagen auch heute: Aufbruch ist möglich.“

Dazu gehöre es, so Schönheit, loszulassen und bereit für Neues zu sein. Die GGE werde sich mit Menschen verbinden, die ebenfalls die Sehnsucht nach einem Aufbruch in der evangelischen Kirche in sich tragen. Dieses Ziel sei nicht aussichtslos. Denn „Jesus kommt mit seiner Gemeinde zum Ziel. Es ist das neue Jerusalem, die Braut, die Jesu liebt. Die nächste Zeit wird gut, weil wir Jesus entgegengehen. Wir sind nicht allein.“

Bekannt wurde die Geistliche Gemeinde-Erneuerung zunächst durch das Wirken von Wolfram Kopfermann an der Hamburger St. Petri-Kirche und durch Tagungen, die sich an Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter richteten. Sie war es, die 1993 den amerikanischen Pastor Bill Hybels erstmals nach Deutschland einlud. Große Wirkung auch in viele freien und freikirchlichen Gemeinden hatten die Kongresse mit dem amerikanischen Pastor John Wimber in Frankfurt und Hamburg (1987/1988). Und hier liegt auch eine spezifische Bedeutung der GGE im Land. Mit ihrer soliden theologischen Arbeit hat sie eine starke und nachhaltige Ausstrahlung in die gesamte charismatische Bewegung in Deutschland.

Schönheit und Dobers: weiter im Duo

Der in Hann. Münden vollzogene Leitungswechsel ist keine drastische Zäsur. Die letzten zehn Jahre, so Schönheit, habe er mit seinem Vorgänger Henning Dobers „Hand in Hand“ gearbeitet. Er schätze dessen „zupackende und zielführende Leitung“. Während seiner Zeit als Vorsitzender habe er der GGE „ein neues Gesicht in der Öffentlichkeit gegeben“. Henning Dobers begründete seinen Schritt, den Vorsitz abzugeben, schon vor einiger Zeit damit, dass die GGE „eine energiegeladene, kreative und innovative Leitung“ brauche. Das könne er für die nächsten vier Jahre nicht garantieren.

Swen Schönheit ist seit 2012 theologischer Referent der GGE (zunächst mit einer 25-Prozent-Stelle, die bis auf 75 Prozent anstieg). Dobers wird weiter als Geschäftsführer an vorderster Stelle mitwirken. Sitz der GGE-Geschäftsstelle bleibt das Büro in Hann. Münden. So dürfte sich eher das Temperament an der Spitze ändern, das bei Henning Dobers stärker ausgeprägt ist, während Schönheit ruhiger auftritt.

1958 in Berlin geboren, studierte Swen Schönheit in Berlin, Wuppertal und Tübingen. Seit 1986 ist er Pfarrer in Berlin. Prägend war seine Zeit in der Apostel-Petrus-Gemeinde im Märkischen Viertel (1989-2018). Heute ist Swen Schönheit (mit 25-Prozent-Stellenanteil) Pfarrer in der Ev. Matthias-Claudius-Gemeinde in Berlin-Heiligensee, wo er die dortige Pfarrerin noch bis zu seinem Ruhestand im Sommer 2024 unterstützt.

Erste Kontakte zur GGE hatte er bereits während seiner Studienzeit. Damals bekam er laut eigener Aussage „wichtige Impulse“ von Wolfram Kopfermann. Übergemeindlich war und ist Pfarrer Schönheit als Autor, Referent und Berater tätig, seit 2018 in seiner Haupttätigkeit als theologischer Referent der GGE. Er berät Gemeinden, fördert junge Theologen/innen und bietet Seminare und Studientage an. Seine jüngste Veröffentlichung ist das Buch Komm, Geist Gottes. Wie eine Einladung alles verändert.

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2 Kommentare

  1. Jesus hat die Tische im Tempel umgeworfen

    “Wir singen nicht das Lied des Niedergangs“. Dies ist schon mal ein richtiger Hinweis. Ich hänge auch einem charismatischen Christsein an, wobei dies nicht bedeutet, jede/r müsse so sein. Für mich ist wichtig die Wirkung des Heiligen Geistes, der weht wo er will, aber nicht wo wir dies dann für oportun halten. Natürlich ist weder die Charismatische Bewegung, noch sind ihre Berufschristen und Mitglieder, gewissermaßen vollkommen. Wir alle sind immer „allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten“. Möglichst geistbewegt zu sein ist nicht machbar, aber es wird uns von Gott im Übermaß geschenkt. Ich glaube aber nicht, dass der Heilige Geist nach der Rasenmähermethode arbeitet, sondern nur wenn wir ihn nicht ausdrücklich daran hindern und den Hintern müssen wir dazu auch erheben. Die Heilige Geistkraft ist eine Dynamik, die nur möglich wird, wenn wir ihr unsere eigene vorhandene Dynamik ebenso zur Verfügung stellen möchten. Ein alter Pfarrer sagte einmal sehr kritisch und anlässlich eines damaligen Grundes auch berechtigt: „Wir müssen auch den Willen Gottes tun“! Ich denke, zum charismatischen Profil gehört ebenso auch ein Reformwillen unserer Kirchen, der den Reformationswillen gleichfalls enthält. Zudem gehört unverbrüchlich die Bergpredigt in jeden christlichen Alltag. Alles was Jesus in seiner Bergrede sagte, ethisch gedacht zeitlos, weltweit und dann für alle Menschen, ist schon sehr revolutionär im Sine einer revolutionär gedachten Liebe. In einer solchen Liebe, wenn sie denn in mir ist, werde ich versuchen zuerst den Balken aus meinem Auge zu ziehen. Ich betrachte die Feindesliebe nicht als eine Unmöglichkeit, auch wenn sie einen langen Atem braucht. Immer wieder zu vergeben kann zudem eine Zumutung grenzen. Aber Jesus ist auch Zumutungen nicht ausgewichen. Für ihn darf der Glaube, als ein großes Vertrauen in die Macht der Liebe Gottes, kein Geschäftsmodell werden. Daher warf er die Tische im Tempel um. Heute müssten es Tische unserer Bundestagsmitglieder sein, wenn sie gerade nicht an ihnen sitzen. Etwa weil die Dringlichkeit einer Bewahrung der Schöpfung zurückgestellt wird, mit immer mehr Kompromissen versehen werden und extrem davon abhängig, dass wir nur keine Einbußen im wirtschaftlichen Wachstum haben dürfen. Es soll uns also nichts kosten dürfen, Gottes gutes Wohnzimmer auf Erden zu erhalten. Kurzum: Das Heilige darf nicht Geschäftsprinzipien oder Ideologien geopfert werden. Seit den 1970er Jahren wird postuliert, völlig erfolglos ins linke Ohr hinein und aus dem rechten wieder hinaus, dass es Grenzen des Wachstums geben wird. Wir brauchen vielleicht einmal dringend ein „Brutto-Lebens-Sinn-Produkt“ als lediglich nur ein heilig gesprochenes Brutto-Sozialprodukt. Wenn wirtschaftliche Zwänge uns daran hindern das Klima so zu retten, dass in einigen Jahrzehnten nicht Abermillionen Menschen an Hitze und Wassermangel sterben, dann haben wir den Knall nicht gehört: Es geht für Menschen in der Zukunft ums Überleben und nicht nur darum, dass Politiker:innen heute oder übermorgen eine Wahl gewinnen. Das Richtige und Dringende muss auch getan werden, obwohl darauf die Rechtsradikalen ihr unchristliches Süppchen kochen. Aber auch: Hass ist das Gegenteil von Liebe und extrem unfromm.

  2. Ich bringe Sven Schönheit mit den späten Achtzigern in Verbindung, ich glaube er hat sich dort bei Jugend mit einer Mission engagiert.
    Das waren Aufbruchzeiten und auch die charismatische Welt von ein paar Ausschlägen abgesehen noch in Ordnung.
    Seither hat sich viel verändert, Toronto, Lakeland, Hillsong und Bethel haben tiefe Spuren hinterlassen, ich meine das jetzt eher kritisch !
    Man könnte es auch so formulieren die Unschuld dieser Anfangstage ist verflogen.
    Nach Hesse trägt jeder Anfang ein Zauber inne, heute darf man mit Paulus fragen „wer hat euch verzaubert“ ?
    Natürlich braucht man ansteckenden Optimismus bei Antritt eines neuen Amtes und Sven Schönheit ist bestimmt ein guter Mann, aber mal ehrlich, mir scheint es, die besten Tage sind vorbei, Deutschland ist nicht nur wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast.
    Möge die „solide theologische Arbeit“ die ganze Bewegung befruchten, das erscheint mir in Zeiten wo jeder auf sein „Herz“ hört besonders wichtig.
    Würde die Christenheit auf Gottes Wort hören, könnte ich an den Aufbruch glauben !

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