Was ist meine Berufung für die dritte Lebensphase? Um diese Frage ging es beim Kongress „Berufung 3.0“ des Gnadauer Gemeinschaftsverbands in Willingen.
Zielgruppe des Kongresses Berufung 3.0 war die Generation der sogenannten Baby-Boomer. Mit über 750 Besucherinnen und Besuchern war die Veranstaltung ausgebucht. Zu den Impulsgebern zählten unter anderem Bestseller-Autor Manfred Lütz, Daniela Knauz (Bund FeG), Pfarrerin Astrid Eichler, der Theologe Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein, Christiane Rösel (die „Apis“) und der Journalist und Autor Andreas Malessa.
Der Theologe, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Lütz warnte in seinem Beitrag vor den Glücksversprechen der Ratgeberliteratur: „Der einzige Experte, der für dein Leben wirklich kompetent ist, bist du selbst.“ Die Grenzsituationen des Lebens seien für alle unvermeidlich. Nicht nur im Alter käme es daher nicht darauf an, erfolgreich zu sein, sondern Sinn und Hoffnung zu haben. Der Pastor und Journalist Andreas Malessa rief dazu auf, im Blick auf die eigene Lebensgeschichte barmherzig zu sein: mit sich selbst und mit anderen. Außerdem mahnte er dazu, ehrlich zu werden: „Eine ehrliche Gebrochenheit ist besser als eine gebrochene Ehrlichkeit.“
Versöhnte Vorbilder
Die EC-Jugendreferenten Johanna Schwarz und Felix Padur erklärten als Vertreter der jungen Generationen: „Junge Menschen brauchen Vorbilder. Seid Vorbilder für uns!“ Dabei hielten sie den Boomern einen Spiegel vor: „In eurer Generation fallen Menschen auf, die versöhnt sind und ein weiches Herz haben. Das heißt aber: Die meisten sind hart. Gegenüber sich selbst und anderen“, so Felix Padur. – „Versöhnt euch mit eurer Vergangenheit und mit euch selbst!“, so Johanna Schwarz. Im Vertrauen auf Jesus Christus sei Versöhnung möglich.
Der Professor für Neues Testament Hans-Joachim Eckstein sagte, das Grundbedürfnis des Menschen seien Beziehungen: „Es gibt kein tiefes Glück ohne Beziehung.“ Die Identität des Menschen gebe es nicht „an sich“, sondern immer in Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen. „Darum geht es bei deiner Berufung nie nur um dich, sondern um Gott und andere. Gott will nicht zuerst deine Zeit, deine Kraft, dein Geld. Was Gott will, bist du.“
Die Gefängnispfarrerin Astrid Eichler ermutigte dazu, in der dritten Lebensphase das Ruhen zu lernen. Selbst seit kurzem im Ruhestand, sagte sie: „Wir sind nicht das, was wir tun. Ich bin im Ruhestand und genieße die Ruhe mit meinem Gott.“ Es gelte, die Früchte seines Lebens entdecken zu lernen, und auch die eigenen Wunden anzusehen.
Gottes Gnade entdecken
Der Präses des Gnadauer Verbandes, Steffen Kern, betonte, dass die Berufung für die Zukunft immer aus der eigenen Geschichte erwachse. „Wer geschichtsvergessen lebt, wird immer visionsverloren sein.“ In der eigenen Geschichte lägen die Goldstücke für morgen verborgen: „Grabe in deiner Geschichte und entdecke im Gestern, auch in deinem Scheitern, dein Gold für morgen.“ Es gelte, Gottes Gnade zu entdecken und befreit loszugehen: „Himmelsgold in Erdenstaub“. Der christliche Glaube befreie zu einem Leben mit Hoffnung und Verantwortung.
Der Gnadauer Generalsekretär Frank Spatz zog ein positives Fazit des Kongresses: Es sei ein „begeisterndes Treffen“ mit vielen „geistreichen Impulsen, berührenden Momenten und herzhaftem Lachen“ gewesen.
Der Gnadauer Gemeinschaftsverband gilt als größte freie Bewegung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er umfasst rund 90 Mitgliedswerke. Innerhalb „Gnadaus“ engagieren sich nach Angaben des Verbands 40.000 ehrenamtliche und 7.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 2.400 Orten im deutschsprachigen Raum.
Ein wenig klug mit 66?
Der Professor für Neues Testament Hans-Joachim Eckstein sagte, das Grundbedürfnis des Menschen seien Beziehungen: „Es gibt kein tiefes Glück ohne Beziehung.“ Die Identität des Menschen gebe es nicht „an sich“, sondern immer in Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen. „Darum geht es bei deiner Berufung nie nur um dich, sondern um Gott und andere. Gott will nicht zuerst deine Zeit, deine Kraft, dein Geld. Was Gott will, bist du.“ Dies glaube ich und hoffe es ebenso zutiefst. Das mit der Beziehung zu anderen Menschen ist allerdings – und so sicherlich meist unsere Erfahrung – nicht immer leicht. Dabei sind sogar die Filme mit der Kathegorie „Herz und Schmerz“, in denen immer gute Menschen ebenso gutes tun und uns dann vielleicht mit ihrer Emotionalität sogar beschenken, also auch Reflexionen dass nicht alles funktioniert. Die Held:innen in aller Freundschaft, oder Bergdoktoren bzw. Bergretter, sodann auch die Heldinnen im schönen Ort Frühling des wunderbaren Bayernlandes, haben so ihre Probleme mit den Partnern. Die kommen ihnen ständig abhanden. Wir leben also auch bei den Babyboomern in der Realwelt in einer nicht immer heilen Umgebung und nicht perfekt geheilter Seelen. Dies hat auch, aber nicht nur, zu tun mit unserem Individualismus. Dort stehen nur immer wir selbst im Mittelpunkt. Gut auf dem Punkt hat dies gebracht der Theologe, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Lütz. Er warnte in seinem Beitrag vor den Glücksversprechen der Ratgeberliteratur: „Der einzige Experte, der für dein Leben wirklich kompetent ist, bist du selbst“! Ich denke, Gott will dass wir auch in dem wie wir leben Fehler machen, oder er lässt es zumindest zu. Denn nur aus Fehlern kann man lernen. So gesehen sollte man manchmal in der dritten Lebensphase etwas klüger sind. Vielleicht sind wir ja nicht nur hier in diesem Erdenleben um Gott und die Liebe zu ihm und den Mitmenschen zu finden, sondern auch um aus Fehlern zu lernen. So könnte es sein, wenn wir es denn auch wollen.