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Heimliche Volkskrankheit: Depressionen werden oft nicht rechtzeitig erkannt

Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums leiden in Deutschland rund vier Millionen Menschen an der Krankheit. Wie der Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke, der sich am Dienstag das Leben nahm, sind viele von ihnen suizidgefährdet.

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Der Duisburger Facharzt für Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik, Albert-Franz Ernst, schätzt die Zahl der Selbsttötungen depressiv Erkrankter auf 13.000 im Jahr. Selbsttötungsversuche seien allerdings nirgendwo detailliert erfasst. In Europa erkranken neun Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen ein Mal in ihren Leben an einer Depression. Die EU schätzt die dadurch entstehenden Kosten auf rund 120 Milliarden Euro.

 Obwohl Depressionen weit verbreitet sind, erkennen die Betroffenen und Angehörigen sie oft nicht oder wollen sie nicht erkennen. Nur etwa zehn Prozent der depressiven Erkrankungen werden erkannt. Auch Hausärzte diagnostizieren nach Untersuchungen des Leipziger Kompetenznetzes Depression häufig falsch. Dabei lässt sich die Krankheit mit Therapien und mit Medikamenten gut behandeln. Wichtig dafür ist nach Angaben von Medizinern die frühzeitige Entdeckung.

 Die Merkmale einer Depression charakterisiert Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, folgendermaßen: «Liegen neben einer ausgeprägten gedrückten Stimmung eine Reihe weiterer Krankheitszeichen vor – und zwar mindestens über einen Zeitraum von zwei Wochen -, deutet dies auf eine behandlungsbedürftige Depression hin», sagt der Professor.

 Dazu zählten zum Beispiel eine tiefsitzende Unfähigkeit, Freude zu empfinden, bleierne Schwere und Kraftlosigkeit, Schlafstörungen, übertriebene Schuldgefühle und Grübelzwang. Auch unterschiedliche körperliche Beschwerden oder Appetitstörungen mit Gewichtsverlust könnten Anzeichen einer Depression sein. Die Erkrankung ist oft mit einer Zeit des Rückzugs, Passivität und Ängsten verbunden.

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 Zur Ausbreitung von Depressionen tragen nach Ansicht von Fachleuten der Stress in der Gesellschaft, das Leben in Single-Haushalten sowie der Wegfall von familiären Strukturen bei. Alarmierend ist für Mediziner, dass immer mehr junge Leute erkranken. Besonders junge Frauen zwischen 14 und 29 Jahren seien betroffen.

 Aber auch viele Senioren erkranken. Jeder vierte Mensch ab 60 Jahren leidet unter seelischen Beschwerden. Diese Gruppe ist überdurchschnittlich suizidgefährdet. Besonders bei Männern über 75 Jahren ist die Gefahr der Selbsttötung fünf mal höher als im Bevölkerungsdurchschnitt.

 Als positiv werten Ärzte, dass die Offenheit gegenüber psychischen Erkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. «Noch vor zehn Jahren wollten die Patienten nicht, dass ich sie krankschreibe, sondern der Hausarzt, damit der Arbeitgeber oder die Kollegen nicht wissen, was los ist. Das ist heute nicht mehr so», hat der Duisburger Facharzt und Psychotherapeut Ernst beobachtet.

 Das gilt allerdings längst nicht für alle Betroffenen. So hat auch Robert Enke das Ausmaß seiner Krankheit jahrelang vor seiner Umgebung verborgen, ehe er seinem Leben mit 32 Jahren ein Ende setzte.  

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