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Irak: Erzbischof befürchtet Verschwinden des Christentums

Irakische christliche Kirchenvertreter weisen auf eine drastische Verschlechterung der Lage für Christen im Irak hin. "Alles läuft auf eine Auflösung des Christentums im Irak hin", sagte der Erzbischof von Bagdad, Jean Sleiman, am Mittwochabend in Aachen. "Die Christen haben nur die Wahl, sich ganz zurückzuziehen oder sich aufzulösen".

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Demütigungen, Entführungen und Anschläge hätten die Botschaft: "Werdet Muslime oder verlasst den Irak", sagte Sleiman Den Verlust des Gefühls, in den Irak zu gehören, hält Sleiman für viel schlimmer als die Gewalt selbst. Der 66-Jährige ist jedoch entschlossen zu bleiben, "auch wenn ich der letzte Christ im Irak wäre". Der Erzbischof war Gast einer Konferenz des Missionswissenschaftlichen Instituts des katholischen Hilfswerks Missio.

Ein Miteinander der 14 offiziell anerkannten christlichen Konfessionen gebe es nur vereinzelt, beklagte der Dominikanerpater Thomas Mirkis aus Bagdad. Er erhoffe sich durch Konferenzen wie die von Missio die Stärkung einer christlichen Lobby, um den Exodus der christlichen Minderheit aus dem Irak aufzuhalten. Die Suche nach einer gemeinsamen politischen Identität und angemessenen Repräsentanz in den Gesetzgebungs- und Regierungsinstitutionen sei schwierig. Vertreter der christlichen Religionsgemeinschaften hätten kaum politisches Gewicht, da jede Gruppe um ihren eigenen Erhalt kämpfe.

Seit die letzten US-amerikanischen Soldaten Ende 2011 nach ihrer achtjährigen Besatzungszeit den Irak verlassen hätten, sei das Land, in dem mit 97 Prozent überwiegend Muslime leben, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, mahnte Pater Mirkis. Dabei würden vor allem Christen zur Zielscheibe von Terroristen und Extremisten, die einen islamischen Gottesstaat errichten wollten.

Pauschale Bezichtigungen Islamisten machten Christen für den gesellschaftlichen Zerfall verantwortlich und bezichtigten sie pauschal der Kollaboration mit dem Westen und des Verrats am irakischen Volk, berichteten die irakischen Kirchenvertreter. Obwohl die Verfassung Religionsfreiheit garantiere, gelte in vielen Bereichen das islamische Recht der Scharia. Wegen der mangelnden Autorität staatlicher Organe und örtlicher Sicherheitskräfte lebten irakische Christen in ständiger Angst vor Entführungen, Vergewaltigungen, Erpressungen und Attentaten.

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Zwischen den Machtkämpfen von Sunniten und Schiiten sowie den Autonomiebestrebungen der Kurden gerieten die Christen unter Druck. Vor allem die jungen, gut ausgebildeten Christen verließen wegen fehlender beruflicher Perspektiven ihre Heimat, klagte Erzbischof Botros Moshe von Mossul: "Von den jungen Leuten will keiner mehr im Irak bleiben."

Der Irak, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Die schätzungsweise bis zu 500.000 im Land verbliebenen Christen gehören neben der größten Kirche der Chaldäer unter anderem zu den Glaubensgemeinschaften der Griechisch-Orthodoxen, Armenisch-Orthodoxen, Syrisch-Orthodoxen, syrischen Katholiken, armenischen Katholiken, Mekiten, Kopten, Assyrer und Protestanten. Nach Worten von Missio wird ein Koordinationsbüro im nordirakischen Erbil noch in diesem Jahr damit beginnen, die Arbeit christlicher Medien, Parteien und gesellschaftlicher Gruppen zu bündeln.

(Quelle: Domradio.de)

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