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Judentum: In Potsdam eröffnet das erste deutsche Universitätsinstitut für jüdische Theologie

Fast 200 Jahre alt ist die Forderung nach Gleichstellung, nun wird sie in Potsdam in die Tat umgesetzt: Jüdische Theologie und Rabbinerausbildung bekommen einen festen Ort an der Universität.

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"Weltweit einzigartig" – so beschreibt Rabbiner Walter Homolka, was nach jahrelangen Bemühungen in Potsdam gelungen ist: die Gründung der ersten jüdisch-theologischen Einrichtung einer staatlichen Universität in Deutschland, an der seit kurzem Rabbiner der liberalen und konservativen Strömungen des Judentums ausgebildet werden. Am Dienstag wird die neue "School of Jewish Theology" der Universität Potsdam mit einem Festakt eröffnet.

Damit wird Wirklichkeit, was der jüdische Reformer und Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) bereits vor fast 200 Jahren gefordert und der Wissenschaftsrat von Bund und Ländern schließlich 2010 ebenfalls empfohlen hat: die Gleichstellung der jüdischen mit der evangelischen und katholischen Theologie in der deutschen Universitätswelt.

Als "historischen Meilenstein", der in Deutschland und Europa seinesgleichen suche, bezeichnet Universitätspräsident Oliver Günther das neue Institut für jüdische Theologie, das zur Philosophischen Fakultät gehört. Auf Potsdam falle damit "das Licht der Geschichte", sagt Fakultätsdekan Johann Hafner.

Und Walter Homolka hofft, dass Brandenburg nun zu einem der bedeutendsten Zentren der nichtorthodoxen Rabbinerausbildung wird. Denn an der Universität Potsdam gibt es keine Studiengebühren, an anderen Orten müssen sich die neuen Rabbiner nach dem Studium wegen der Gebühren oft mit Schulden von mehreren zehntausend Euro plagen.

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Das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, dessen Rektor und Geschäftsführer Homolka ist, bildet bereits seit zwölf Jahren liberale Rabbiner aus. Als Voraussetzung für die Ordination mussten die Frauen und Männer zusätzlich einen Abschluss im Fach Jüdische Studien an der Universität Potsdam absolvieren. Denn im liberalen und auch im konservativen Judentum ist anders als bei den Orthodoxen ein Hochschulabschluss Voraussetzung für das Rabbineramt.

Als weitere Einrichtung zur Rabbinerausbildung wurde am Sonntag das konservative Zacharias-Frankel-College gegründet, das künftig wie das Abraham-Geiger-Kolleg als selbstständiges sogenanntes An-Institut der Universität Potsdam geführt werden soll. Beide Häuser werden nun in der "School of Jewish Theology", wie es bei den christlichen Theologien anderer Universitäten seit langem selbstverständlich ist, auch ganz offiziell in Entscheidungen über das Universitätsinstitut eingebunden.

Acht Professuren bekommt die jüdische Theologie, zwei davon werden vom Wissenschaftsministerium des Bundes finanziert. 49 Frauen und Männer aus aller Welt haben im Oktober ihr Theologie-Studium in Potsdam aufgenommen, das auch nicht-jüdischen Studenten offensteht. Zwölf angehende Rabbiner und acht künftige jüdische Kantoren sind derzeit an der Universität eingeschrieben. Ob sie sich für die liberale oder die konservative Richtung entscheiden, müssen sie nun erst im Lauf des Studiums festlegen.

Der Weg zur Gründung der "School of Jewish Theology" war nicht leicht: Jahrelang wurde verhandelt, das Abraham-Geiger-Kolleg erwog deshalb auch, Potsdam zu verlassen und nach Bayern oder Thüringen umzuziehen.

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Doch schließlich hatte Rabbiner Homolkas Beharrlichkeit Erfolg: Die Universität Potsdam gab grünes Licht. Das Land Brandenburg änderte im März sein Hochschulgesetz, um auch konfessionelle theologische Einrichtungen möglich zu machen – das war bislang nicht vorgesehen. Und der Landtag stellte im Haushalt Mittel für zwei zusätzliche Professuren in Potsdam zur Verfügung.

Brandenburg schreibt damit gleich mehrfach Hochschulgeschichte: Die jüdische Theologie in Potsdam ist nicht nur die erste Institution ihrer Art in Deutschland, sondern wird wohl auch die einzige theologische Einrichtung einer staatlichen Universität im Bundesland bleiben. Denn die Kirchen wollen dort keine neuen Fakultäten aufbauen.

(Quelle: epd)

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