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Kindheit ohne Träume: In Bangladesch müssen mehr als 7 Millionen Kinder arbeiten

Sie schuften in Ziegeleien, Auto-Werkstätten oder als Müllsammler: Arbeitende Kinder gehören zum Alltag in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Es geht ums Überleben – für Schule bleibt keine Zeit.

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Rahib seufzt und schwitzt, sein Gesicht verzerrt sich: Mit Wucht schlägt er einen mächtigen Hammer auf glühendes Eisen, Funken umschwirren seine dürren Beine. Rahib arbeitet bei einem Schmied in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka – er ist zehn Jahre alt.

Laut der nationalen Statistik-Behörde arbeiten in Bangladesch 7,2 Millionen Kinder. Weltweit müssen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) rund 215 Millionen Jungen und Mädchen unter 14 Jahren zum Unterhalt der Familie beitragen – oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. An ihr Schicksal erinnern die Vereinten Nationen am 12. Juni mit dem Welttag gegen Kinderarbeit.

In Bangladeschs Textil-Industrie, der wichtigsten Export-Branche des Landes, werden Kinder mittlerweile immer seltener eingesetzt. Dafür haben internationale Kampagnen und Boykott-Drohungen gesorgt. Nach wie vor aber schuften sie in kleinen Werkstätten, in Ziegel-Brennereien, Schweißereien, als Markt-Verkäufer oder Müllsammler. Sie hantieren mit Phosphor in Streichholz-Fabriken oder stellen aus Schießpulver Feuerwerkskörper her. «Die Arbeit ist oft gefährlich. Unfälle sind an der Tagesordnung», sagt Aminur Rahman von der örtlichen Hilfsorganisation ASD.

 Rahib ist ein schmächtiger Junge mit dünnen Armen und verlorenem Blick. Er muss Geld verdienen, weil seine Mutter, eine Hausangestellte, ihn und die drei Geschwister nicht allein ernähren kann. Der Vater hat die Familie verlassen. «Dank meiner Arbeit muss meine Mutter nicht für mein Essen sorgen», sagt Rahib, der für seine Plackerei umgerechnet 30 Euro-Cent und drei Malzeiten am Tag erhält. Offiziell ist er Auszubildender, verpflichtet für vier Jahre.

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 Sein Arbeitstag in der Werkstatt – nicht mehr als ein Bretter-Verschlag – beginnt um 10 Uhr und endet selten vor Mitternacht. «Ich spiele gerne Murmeln, aber ich komme nicht dazu», bedauert Rahib. Auch um zur Schule zu gehen, bleibt dem Zehnjährigen keine Zeit. Sein Wunschberuf? Er zuckt mit den Schultern. Aminur Rahman sagt: «Diese Kinder haben keine Träume mehr.»

 Rund 34 Prozent der mehr als 160 Millionen Menschen im bitterarmen Bangladesch sind jünger als 14. Nach Schätzungen verlassen 55 Prozent der Grundschüler vor der fünften Klasse die Schule, um zu arbeiten: Der Teufelskreis aus materieller Not und Bildungsarmut beginnt.

 Um ihn zu durchbrechen, bietet ASD (Assistance for Slum Dwellers / Hilfe für Slum-Bewohner) unter anderem Unterricht für Kinder in Elendsvierteln an. Die Kurse sollen es Jungen und Mädchen ermöglichen, einen Teil des Tages zu lernen, den anderen Teil zur Arbeit zu gehen. Damit erhalten Slum-Kinder eine bescheidene Perspektive und können dennoch zum Lebensunterhalt beitragen.

 Für die meisten Hilfsorganisationen, darunter auch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, ist eine kategorische Ächtung der Kinderarbeit in Bangladesch nicht das oberste Ziel – das wäre illusorisch. Stattdessen setzen sie sich dafür ein, dass Kinder vor Ausbeutung und Gefahren geschützt, ihre Arbeitsbedingungen verbessert werden und sie einen Zugang zu Grundbildung erhalten.

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 Der elfjährige Sohel zum Beispiel kennt die Schule – obwohl er jeden Tag fünf Stunden Plastikmüll von den Straßen aufliest. Vormittags arbeitet er, ab 13 Uhr beginnt der Unterricht. «In den Pausen renne ich mit meinen Freunden um die Wette, oder wir spielen eine Runde Cricket», sagt Sohel. Wenn er groß ist, will er Elektriker werden. Sohel hat sich ein Lächeln bewahrt.

(Quelle: epd)

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