- Werbung -

Lieder in dunklen Stunden: Sängerin Njeri Weth veranstaltet seit zehn Jahren Trostkonzerte

Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag – die Feiertage im November laden nicht gerade zum Feiern ein. Im Gegenteil: Wir erinnern uns an geliebte Menschen, die von uns gegangen sind und werden dabei auch an die eigene Vergänglichkeit erinnert. Mit ihrer Musik, ihren Texten und Gebeten will Sängerin Njeri Weth gemeinsam mit ihrer Band Trost spenden.

- Werbung -

Seit neun Jahren touren sie durch Deutschland – immer im Dunkelmonat November – und bringen die Menschen auf ihren Konzerten nicht selten den Tränen nah. Ein Interview über die einzigartige Idee der Trostkonzerte.

Njeri, wer oder was spendet dir Trost?

Njeri Weth: Das kommt ganz drauf an, warum ich traurig bin. Ich habe über die letzten Jahre gelernt, wirklich zu trauern, wenn ein Mensch gestorben ist. Als mein Onkel an einer schweren Krankheit starb, habe ich mir jeden Tag eine Kerze angezündet. Ich habe eine Blume aufgestellt und immer fünf bis zehn Minuten an ihn gedacht und für ihn gebetet. Ich merkte, wie ich von Woche zu Woche ruhiger wurde. Das war mein eigenes Trauerritual, das jeder für sich selbst finden muss. Und ich kenne viele Lieder, die mir Trost spenden, Herzensgebete, Segenslieder, Gospelsongs.

Seit vielen Jahren spendest du selbst den Menschen Trost – mit sogenannten Trostkonzerten. Wie kam es dazu?

Ich wollte für Menschen singen, die Trost brauchen. Der "Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V" veranstaltet weltweit immer am ersten Sonntag im Dezember einen Gedenktag. 2003 habe ich bei diesem Gedenktag in Düsseldorf mitgewirkt. Dort habe ich erlebt, dass es schon Traditionen für Menschen gibt, die einen geliebten Menschen verloren haben. Allerheiligen, Totensonntag, Buß-und Bettag führen uns die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen. In christlichen Gemeinden gibt es auch verschiedene Gedenk – und Trauerrituale. Mein Mann Johannes ist Theologe, zusammen wollten wir diese besondere Form der Trostandachten weiterentwickeln, und ich wollte tröstende Lieder singen. So entstand die Idee des Trostkonzerts. Selbst begonnen haben wir dann an Allerheiligen im Jahr 2004 in einer Friedhofskapelle in Düsseldorf.

Seitdem touren Sie immer im November durch Deutschlands Gemeinden und geben Konzerte, um den Menschen Trost zu spenden. Am Sonntag fand Ihr letztes Konzert in diesem Jahr statt. Bist du erschöpft?

In diesem Jahr haben wir auch mit vielen Hospizgruppen und Hospizvereinen zusammengearbeitet. Es ist mir wichtig, mit meiner Arbeit auch für Unterstützung dieser wichtigen Arbeit zu werben. Wenn ich ein Trostkonzert singe, bin ich eigentlich nicht gestresst, sondern zu gleichen Teilen erfüllt und etwas matt. Für die Menschen Hoffnungslieder zu singen und zu beten – das macht mir ja auch große Freude und ist etwas Segnendes.

- Werbung -

Nach den Konzerten stehe ich immer auch zu Gesprächen bereit. Ich will keine "Drive-through-Künstlerin" sein – nach dem Motto, nach den Konzerten gleich wieder abzureisen. Außerdem stehen vielerorts Geistliche und Seelsorger aus der Gemeinde bereit, mit denen die Menschen reden können. Viele erzählen von ihren Schicksalsschlägen. Das ist immer sehr bewegend. Und danach brauche ich erst einmal Zeit, bis ich mich wieder sortiert habe.

Viele Besucher können sich anfangs nicht vorstellen, wie so ein Trostkonzert abläuft. Wie schaffst du es, die Menschen zu berühren?

Nach dem ersten Lied sage ich, was die Leute erwartet, welche Lieder wir singen und dass bei dem Konzert auch Texte über das Thema Trauer vorgelesen werden. Dann spüre ich sofort, dass sich die Menschen entspannen. Nach den ersten Liedern sind die Leute bereit sich auf den Abend einzulassen.

In der Mitte des Konzerts gibt es immer einen Moment des Erinnerns. Die Besucher schreiben Namen von Verstorbenen auf Zettel, die laut vorgelesen und vor Gott gebracht werden. Damit binden wir das Publikum ein, was Vertrauen schafft.

Danach können die Leute noch ein Teelicht anzünden. Das ist der Moment des Loslassens. Wir haben zu viel Last auf den Schultern und werden erdrückt von den Sorgen und Ängsten. Ich sage dann: Lasst diese Sorgen los und bringt sie vor Gott. Dabei fließen dann meistens auch viele Tränen.

- Werbung -

Tränen auf einem Konzert? Verlassen deine Besucher die Konzerte am Ende traurig?

Ich hoffe nicht, vielleicht kann man sagen, dass sie wieder etwas in ihrer Trauerarbeit weiterkommen konnten. Die ersten Lieder lehnen sich an der Tradition der Klagepsalmen an. Und im Moment des Loslassens und des Erinnerns teilen wir die Trauer und üben das Loslassen ein. Am Ende des Trostkonzert steht wie bei einem Gottesdienst ein gesprochener Segen, der von mir mit einem gesungenen Segen ergänzt wird. Ich habe für diese Konzertreihe sogenannte SOULPICTURES komponiert: Lieder voll Zuversicht, Hoffnung und der Zusprache von Gottes Liebe. Das ist die Botschaft der Trostkonzerte: Gott tröstet! Und viele Besucher und Besucherinnen geben uns auch diese Rückmeldung: Ich fühle mich getröstet.

Sind die Konzerte denn auch für Nichtchristen geeignet?

Auf jeden Fall! Wir haben es extra als Trostkonzert und nicht als Trostandacht- oder Gottesdienst bezeichnet. Damit ist die Hemmschwelle auch geringer, in eine Gemeinde zu gehen. Ich denke, die Texte sind so offen, dass jeder noch genügend Freiheit und Offenheit spürt. Trotzdem kann es natürlich eine spannende Reise sein, die an dem Abend für manche Menschen beginnt. Gleichzeitig habe ich aber auch nicht den Eindruck, dass ich etwas verschleiere. Ganz klar: Es geht um Gott und um die Liebe Gottes.

Die Konzerte sind alle kostenlos. Wie finanziert sich die Tour?

Die Veranstalter zahlen einen sogenannten Veranstalterbeitrag. Wir verlangen aber nur ein sehr geringes Honorar für die Auftritte, da die Konzerte von uns vor allem eine Herzensangelegenheit sind. Am Ende des Konzerts sammeln wir eine Kollekte. Das hat zwei Gründe. Erstens: Wir wollen keinen Eintritt nehmen! Trost kann man nicht verkaufen. Wir sagen zwar extra an, dass die Besucher uns nichts geben müssen, aber viele wollen einfach für das, was wir ihnen an diesem Abend gegeben haben, etwas zurückgeben. Und uns damit ihre Dankbarkeit zeigen. Der zweite Grund ist, dass wir Programme, Flyer, Plakate und andere Materialien herstellen, die so eine Tour möglich machen. Ohne die Kollekte würde es nicht aufgehen. Bisher hat dieses Finazierungsmodell gut gepaßt.

Im nächsten Jahr feiert ihr zehn Jahre Trostkonzert. Habt ihr für das Jubiläum etwas geplant?

Ich plane im Frühjahr 2014 eine CD aufzunehmen und ein Werkbuch zu schreiben. Das Ganze wird dann spätestens im Herbst veröffentlicht. Ein großer Wunsch meinerseits ist es, dass die Idee der Trostkonzerte von anderen Künstlern und Gemeinden übernommen wird. Ansonsten bin ich noch zweifache Mama. Ich hab zwei super Jungs (fünf und acht), die mich auch ganz schön rocken.

Was hat sich in den letzten zehn Jahren verändert?

Je länger ich die Trostkonzerte veranstalte, desto stärker spüre ich, dass sich die Menschen mehr für ihre Trauer und auch für den Trost öffnen. Oft sitzen viele ältere Menschen im Publikum, die ein ganz anderes Gottesbild haben. Sie denken oft, dass wir einen strafenden und richtenden Gott haben. Aber ich sage immer: "Nein, unser Gott ist ein liebender und tröstender Gott". Bei vielen Menschen bröckelt dann mit der Zeit das starre, harte Gottesbild. Das macht mich so glücklich, weil ich merke, dass die Menschen endlich bereit sind, die Liebe Gottes anzunehmen.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht

WICHTIG:

Wenn du einen Kommentar schreibst, erklärst du dich mit unseren Nutzungsbedingungen einverstanden.