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Lutherpreis: Streit über Nominierung von „Pussy Riots“ dauert an

Über den Wittenberger Vorschlag, die russische Punkrock-Band „Pussy Riot“ mit dem Lutherpreis „Das unerschrockene Wort“ auszuzeichnen, geht der Streit weiter. Der evangelische Propst Siegfried Kasparick lehnte am Dienstagabend in Wittenberg erneut die Nominierung der drei Musikerinnen ab.

Die Stadtverwaltung Wittenberg hatte die Musikerinnen im September für den mit 10.000 Euro dotierten Preis nominiert und damit eine Kontroverse ausgelöst. Am Mittwochabend wollte der Stadtrat über eine mögliche Rücknahme des Vorschlags debattieren.

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Es sei „westliche Arroganz“, wenn die Gefühle der russischen Gläubigen als gleichgültig abgetan würden, ergänzte Kasparick.

Dagegen unterstützte der russische Menschenrechtler und Journalist Ilia Ryvkin aus Berlin den Vorschlag. Der Kommunalpolitiker Stefan Kretschmar (Freie Wähler) sagte, es sei gut, wenn Wittenberg vor dem Hintergrund seiner Geschichte eine Entscheidung fälle, die auch mit Menschenrechten zu tun habe.

Der Wittenberger Historiker Volkmar Joestel argumentierte, bei dem Lutherpreis gehe es nicht nur um Menschenrechte in Russland, sondern „um unseren Umgang mit Freiheit“. Die Diskussion um die Nominierung habe ihn in der Auffassung bestärkt, „dass es eine richtige und lobenswerte Entscheidung“ sei. Der parteilose Stadtrat Gerd Deeken von der SPD-Fraktion sagte, die Band habe weder die Kirche angegriffen noch versucht, religiöse Gefühle zu verletzen.

„Wenn wir alle historischen Ereignisse zurückdrehen, die durch Protestaktionen in einer Kirche entstanden, würde die Geschichte ganz anders aussehen“, betonte Deeken. Hingegen nannte der Projektleiter der Deutsch-Russländischen Gesellschaft, Heinz Wehmeier, den Auftritt der Band eine Demütigung für die Gläubigen in Russland.

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Die drei Musikerinnen hatten in der russisch-orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gegen Wladimir Putin demonstriert, der damals für das Präsidentenamt kandidierte. Im August waren sie wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu je zwei Jahren Zwangslager verurteilt worden. Das Urteil sorgte international für Empörung. Ein Band-Mitglied war in einem Berufungsverfahren auf Bewährung freigekommen.

Der Preis „Das unerschrockene Wort“ wird von den 15 im „Bund der Lutherstädte“ zusammengeschlossenen Reformationsstädten Augsburg, Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und Zeitz gestiftet und seit 1996 alle zwei Jahre vergeben. Ausgezeichnet werden Frauen und Männer, die bereit sind „für unerschrockenes Auftreten Unbill in Kauf zu nehmen“. Am 10. November entscheidet eine Jury in Eisleben, an wen der 9. Lutherpreis geht.

(Quelle: epd)

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