Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hat vor einer Eskalation in der Diskussion über Religionsfreiheit gewarnt.
Er beobachte, dass zwischen Moscheebauten in Deutschland und Kirchenbauten in islamischen Ländern immer öfter ein Zusammenhang hergestellt werde, sagte Schindehütte dem epd in Bonn. Das aber sei eine falsche Verknüpfung.
«Wir dürfen Fragen der Religionsfreiheit nicht wie auf einem Basar verhandeln», kritisierte der Auslandsbischof, «nach dem Motto: Gibst du mir deine Moschee, dann kriegst du eine neue Kirche, oder umgekehrt.» Die EKD trete dafür ein, dass Muslime ihre Religion in der Bundesrepublik offen leben dürften. Das sei ein Grundrecht. Natürlich gelte dies auch für Christen in islamischen Ländern: «Aber wenn wir anfangen, Bedingungen zu stellen, tragen wir nicht zu einem friedlichen Miteinander der Religionen bei, sondern zur Eskalation.»
Bei seinen Reisen versuche er daher immer wieder zu vermitteln und intensiv zu verfolgen, wie der religiöse Dialog in anderen Ländern geführt wird, sagte Schindehütte. Auch in Staaten, in denen es Christenverfolgungen gebe wie in Indonesien, treffe er auf Muslime, die gemeinsam mit den Christen gegen Kirchenverbrennungen protestierten. Dort gebe es sogar islamische Organisationen, die Verletzungen der Religionsfreiheit dokumentierten, «und was sie dokumentieren, sind größtenteils Verletzungen gegenüber Christen». Diese positiven Bemühungen um ein friedliches Miteinander würden leider viel zu selten erwähnt.
Weltweit beobachten Menschenrechtsexperten eine Zunahme der Christenverfolgungen. Schätzungen zufolge sind mehr als 80 Prozent aller religiös Verfolgten weltweit Christen. «Ein Grund könnte darin liegen, dass Christen oft ökonomisch erfolgreich sind und das Sozialneid hervorruft», sagte der Theologe. Hinzu komme, dass es in islamischen Ländern teilweise ein stärkeres Bewusstsein dafür gebe, «dass Andersgläubige zurückgedrängt werden müssen».
(Quelle: epd)