- Werbung -

Nach Urteil: Jüdische Klinik nimmt keine Beschneidungen mehr vor

Das Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung minderjähriger Jungen sorgt für Verunsicherungen bei Ärzten. Wie die «tageszeitung» (Samstagsausgabe) berichtet, nimmt das Jüdische Krankenhaus Berlin wegen der Entscheidung bis auf weiteres keine religiös begründeten Beschneidungen mehr vor.

- Werbung -

Die CDU-Kirchenpolitikerin Maria Flachsbarth erklärte dagegen, das Urteil habe ihrer Ansicht nach keine bindende Wirkung über den Einzelfall hinaus. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner kritisierte den Richterspruch als «Eingriff in die Religionsfreiheit».

Das Landgericht Köln hatte am Dienstag die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als Straftat bewertet. Das Jüdische Krankenhaus sei nach juristischer Prüfung des Urteils zu dem Ergebnis gekommen, dass man die Chirurgen nicht mehr in einem nun quasi rechtsfreien Raum operieren lassen könne, sagte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kristof Graf. Der Richterspruch schaffe bei den Ärzten «große Unsicherheit». Es bestehe in seinem Haus jedoch der Wunsch, diesen «Bestandteil unserer medizinischen Aufgaben seit 250 Jahren» bald wieder aufzunehmen.

Von den rund 300 Beschneidungen des vergangenen Jahres in dem Krankenhaus waren nach Angaben des Chefarztes über ein Drittel religiös motiviert. Die Mehrheit davon sei nicht an jüdischen, sondern an muslimischen Jungen vorgenommen worden.

Der Mediziner betonte, ungeachtet der religiösen Bestimmungen könne eine Beschneidung «ein durchaus sinnvoller hygienischer Eingriff» sein. Medizinisch betrachtet sehe er in Beschneidungen keine Körperverletzung. Zugleich zeigte er Unverständnis, dass «ausgerechnet in Deutschland so ein Urteil» gefällt werde.

- Werbung -

«Es bleibt abzuwarten, ob andere, insbesondere höhere Gerichte sich der Rechtsauffassung des Landgerichts Köln anschließen werden», erklärte unterdessen Flachsbarth, die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unions-Bundestagsfraktion ist. Dennoch räumte sie ein, dass das Urteil für Verunsicherung sorge und warnte davor, dass Eltern sich jetzt für die Beschneidung ihrer Kinder an Unqualifizierte wenden.

Jüdische und islamische Verbände hatten nach dem Urteil den Bundestag aufgefordert, für Rechtssicherheit bei Beschneidungen Minderjähriger zu sorgen. Auch Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche kritisierten das Urteil. Kardinal Meisner erklärte am Freitag: «Das Urteil konstruiert eine Schutzpflicht des Staates gegenüber einer Elternentscheidung». Diese Entscheidung sei für jüdische Eltern eine biblisch begründete Elternpflicht und gründe für muslimische Eltern in einer verpflichtenden religiösen Tradition. Tendenzen, die Religionsfreiheit und damit das religiöse Erziehungsrecht von Eltern in Deutschland einzuschränken, sei entschieden entgegenzutreten.

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht