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Nach zunehmender Kritik: Bischöfin Jepsen zurückgetreten

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen ist am Freitagnachmittag von ihrem Amt zurückgetreten. Jepsen zog damit die Konsequenz aus zunehmender Kritik an ihrem Umgang mit einem Missbrauchsfall in der nordelbischen Landeskirche. Die 65-Jährige Jepsen war die erste lutherische Bischöfin weltweit.

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Ihre Glaubwürdigkeit werde angezweifelt, erklärte die 65-Jährige am Freitag: «Von daher sehe ich mich nicht mehr in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen.» Jepsen war weltweit die erste lutherische Bischöfin.

 Jepsen war in den vergangenen Tagen wegen des Umgangs mit einem Missbrauchsfall in Ahrensburg in die Kritik geraten. Ihr wurde vorgeworfen, dem Fall nicht entschieden genug nachgegangen zu sein. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bedauerte den Rücktritt.

 Der beschuldigte Pastor Dieter K. soll von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben. Die Bischöfin hatte die Vorwürfe im Mai 2010 öffentlich gemacht, als sie von einem der Opfer konkrete Hinweise erhalten hatte. Anschließend wurde Kritik laut, Jepsen habe bereits 1999 von den Vorwürfen gegen den Pastor gewusst. Die frühere Pröpstin Heide Emse und die Schwester des Opfers behaupteten, Jepsen damals informiert zu haben.

 Der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider würdigte in einem Brief an Jepsen deren Verdienste. Der rheinische Präses hob besonders ihr Engagement für die weltweite Ökumene sowie das Verhältnis zu Israel hervor. Er dankte Jepsen für die langen Jahre der Zusammenarbeit und wünschte ihr für die nächste Zeit «Gottes Segen und Geleit»

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 Auch der katholische Weihbischof im Erzbistum Hamburg, Hans-Jochen Jaschke, bedauerte den Rücktritt der Bischöfin. Dieser Schritt bestätige ihre Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit, sagte er. Das Verhältnis zwischen Jepsen und Jaschke galt als besonders freundschaftlich und vertrauensvoll.

 Der Kieler Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der nordelbischen Kirchenleitung, erklärte, der Rücktritt schmerze die Kirche sehr. Jepsen habe sich vor allem für die «an Leib und Seele gequälten Menschen eingesetzt». Das habe ihr auch viel Anfeindung eingetragen. Sie übernehme daher Verantwortung für etwas, das ihr in keiner Weise als persönliche Schuld angelastet werden könne.

 Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich äußerte Respekt für Jepsens Entscheidung. Sie bestätige die Norm in der evangelischen Kirche, dass bei Missbrauchsfällen Konsequenzen folgen müssen, unterstrich Friedrich, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist.

 Der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber sagte, er sehe in einer möglicherweise früheren Fehleinschätzung über einen Fall sexuellen Missbrauchs keinen Rücktrittsgrund. Er habe Jepsen als konfliktbereite Bischofskollegin erlebt, die besonders für Minderheiten eingetreten sei. Für die hannoversche Landeskirche erklärte der stellvertretende Bischof Hans-Hermann Jantzen, mit Jepsen trete eine wegweisende Frau des deutschen Protestantismus zurück.

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 Die Bischöfin war verstärkt unter Druck geraten, nachdem die Schwester eines der Missbrauchs-Opfer am Donnerstag eine eidesstattliche Erklärung über ihre Begegnung mit Jepsen Ende der 1990er Jahre veröffentlicht hatte. Danach hatte sie die Bischöfin damals über den sexuellen Missbrauch des Pastors Dieter K. an Kindern und Jugendlichen informiert. Jepsen habe daraufhin erklärt, sie wolle sich darum kümmern. Bei dem Opfer handelt es sich um eine Ahrensburgerin, die nach eigenen Angaben von K. im Alter von 16 bis 20 Jahren missbraucht wurde.

 Der heute pensionierte Seelsorger war nach ersten Hinweisen 1999 aus der Gemeinde genommen worden, hatte aber weiterhin in der Jugendstrafanstalt Schleswig als Seelsorger und an einem Ahrensburger Gymnasium als Religionslehrer gearbeitet.

 Bislang war die Kirche davon ausgegangen, dass Jepsen 2012 in den Ruhestand tritt, weil dann ihre zweite zehnjährige Amtszeit abgelaufen wäre. Wie die Nachfolge geregelt wird, will die Kirchenleitung in der kommenden Woche beraten.

(Quelle: epd)

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