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Amazonas-Papier: Papst weicht Zölibat-Frage aus

Der Papst hat eindringlich die ökologische Krise in der Amazonas-Region und deren globale Auswirkungen beklagt. Vorschläge gegen den Priestermangel fehlen jedoch. Das sorgte für Irritationen.

Papst Franziskus hat Hoffnungen auf weitgehende Reformen in der katholischen Kirche enttäuscht. In seinem am Mittwoch in Rom vorgelegten Schreiben zur Amazonas-Synode vom Oktober 2019 stellt er die Umweltkatastrophe und Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern in der Region in den Mittelpunkt. Auf Forderungen nach der Weihe verheirateter Männer zu katholischen Priestern geht er nicht ein.

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Weiheämter für Frauen als Mittel gegen den Priestermangel lehnt der Papst in seinem Text mit dem Titel „Das geliebte Amazonien“ („Querida Amazonia“) sogar grundsätzlich ab. Seine Äußerungen zu den sozialen und ökologischen Fragen in der Region wurden begrüßt. Kritiker vermissen dagegen den Mut zu echten Reformen in der katholischen Kirche.

Auf Zölibat reduziert

Der scheidende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerte sich verständnisvoll zu dem mit Spannung erwarteten Schreiben. Er habe nicht erwartet, dass der Papst in seinem Brief grundsätzliche Fragen der Weltkirche klären werde, sagte Marx in Bonn.

Er habe den Eindruck, den Papst habe es geärgert, dass die Amazonas-Synode, in der es vor allem um die Rechte indigener Völker und den Umweltschutz ging, im Westen auf das Thema Zölibat reduziert worden sei, sagte Marx, der auch Erzbischof von München ist. Dennoch nehme der Papst das Thema Zölibat und auch die Frage nach der Zulassung von Frauen zum Diakonat nicht vom Tisch, erklärte der Kardinal. „Er macht hier keine Türen zu.“

Kein Schritt nach vorne

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, vermisst in dem Papst-Papier den Mut zu echten Reformen. „Wir bedauern sehr, dass Papst Franziskus hier in seinem Schreiben keinen Schritt nach vorne wagt“, erklärte er.

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Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte den Appell des Papstes an die Weltgemeinschaft, angesichts der Situation im Amazonas-Gebiet endlich wirksam Verantwortung zu übernehmen. Mit Blick auf den in Deutschland gerade begonnenen Synodalen Weg sei es jedoch „sehr enttäuschend“, dass Franziskus in seinem Text keinerlei Öffnung für verheiratete Priester und keine Weihe von Frauen in Aussicht stellt.

Folgen für Synodalen Weg

Der katholische Kirchenrechtler Thomas Schüller bewertet das Papst-Schreiben zur Amazonas-Synode in Hinblick auf Reformen als „außerordentlich enttäuschend“. Damit setze Papst Franziskus kein Reformvorhaben um, „sondern bleibt beim Status Quo“, sagte Schüller dem Onlineportal „Kirche+Leben“. Zu den Themenbereichen priesterliche Existenz, Macht und Frauen wiederhole das Schreiben überkommene Antworten, sagte Schüller, der an der Universität Münster lehrt. Das werfe auch den deutschen Synodalen Weg weit zurück.

Viele Katholiken hatten gehofft, dass der Papst in seinem Schreiben die Weihe von verheirateten Männern als Maßnahme gegen den starken Priestermangel in abgelegenen Gemeinden in Amazonien zulässt. Das hatten die Teilnehmer der Amazonas-Synode im vergangenen Oktober mehrheitlich gefordert. Zugleich hatten sie für die Wiederaufnahme der Beratungen über das Diakonat der Frau gestimmt.

Ökologische Katastrophe

Eine Aufhebung der Verpflichtung zur Ehelosigkeit von Priestern in Amazonien hätte auch Auswirkungen auf Westeuropa, wo ebenfalls ein Mangel an Priestern herrscht. Gegner der Weihe lehnen eine Ausnahme-Regelung ab, weil sie befürchten, dass dies der erste Schritt vom Ende des Zölibats sein könne.

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Im Schreiben des Papstes zur Amazonassynode standen ökologische und soziale Fragen im Mittelpunkt. So beklagte Franziskus eine „ökologische Katastrophe“ in der Region mit weltweiten Auswirkungen. Er verurteilte er zugleich die systematische Unterdrückung von indigenen Völkern und die Zerstörung ihres Lebensraums mit verbrecherischen Methoden. Internationalen Konzernen warf der Papst „Ungerechtigkeit und Verbrechen“ bei der Zerstörung der Umwelt und Vertreibung des Ureinwohner vor. Auch Mitglieder der Kirche seien in der Vergangenheit „Teil des Korruptionsnetzes“ gewesen, räumt der Papst ein.

Quelleepd

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