Besorgt, bestürzt, fassungslos: Kirchliche Reaktionen auf den Sieg von Donald Trump

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Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA lässt Kirchenvertreter in Deutschland sorgenvoll in die Zukunft blicken. Diplomatisch äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Er wies auf den Unterschied zwischen Wahlkampfäußerungen und der Übernahme von Regierungsverantwortung hin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat mit Fassungslosigkeit auf den Ausgang der US-Wahl reagiert. „Denn die Aussagen von Donald Trump im Wahlkampf waren so spalterisch und so abwertend gegenüber anderen Menschengruppen, dass man Sorge haben muss, wenn Donald Trump jetzt diese politische Macht hat“, sagte Bedford-Strohm am Mittwoch am Rande der EKD-Synodentagung in Magdeburg. Der EKD-Ratsvorsitzende ist mit einer US-Amerikanerin verheiratet und hat in den Vereinigten Staaten studiert. Auch seine drei Söhne haben einen US-amerikanischen Pass.

Weitreichende Konsequenzen erwartet die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber, wie sie dem Internetportal evangelisch.de mitteilte: „Wenn nur die Hälfte der Wahlversprechen von Trump umgesetzt würden, führe das zu einer massiven Verschlechterung der demokratischen Bedingungen in den USA.“ Bosse-Huber verwies unter anderem auf Menschen mit Migrationshintergrund, die rassistischen Anwürfen ausgesetzt worden seien.

Die evangelische Synodenpräses Irmgard Schwaetzer sieht Christen durch den Wahlsieg Donald Trumps herausgefordert. Christen trügen Werte wie Barmherzigkeit und Mitgefühl in die Gesellschaft, sagte Schwaetzer. Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink wertet den Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentenwahl als „böses Erwachen“. Nun müsse man „darauf setzen, dass demokratische Ideale und die Administration in Washington politische Alleingänge verhindern“, erklärte Rink am Mittwochmorgen in Berlin.

„Auch wenn eine gründliche Analyse des Wahlergebnisses noch erfolgen muss, so hat sich offenkundig gezeigt, dass die Zerrissenheit und Spaltung einer Gesellschaft zu unberechenbaren Entwicklungen führen kann“, kommentierte der rheinische Präses Manfred Rekowski den Whlausgang in seinem Facebook-Proil. „Viele der im Wahlkampf von Donald Trump vertretenen Positionen lassen befürchten, dass eine menschenfeindliche und diskriminierende Haltung die zukünftige Politik des Präsidenten bestimmen könnte.“

Hoffnung auf Mäßigung

Aus dem Vatikan hieß es, man müsse zwischen dem Wahlkampf und dem Amtsantritt unterscheiden, wie die Erfahrung zeige. „Zunächst nehmen wir mit Respekt den ausdrücklichen Willen des amerikanischen Volkes zur Kenntnis“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dem Sender Radio Vatikan zufolge. Im Amt würden sich anfängliche Wogen häufig glätten. Erste Anzeichen seien bereits in Trumps erster Rede unmittelbar nach dem Wahl-Sieg zu erkennen.

Der Limburger Bischof Georg Bätzig schrieb auf der Facebook-Seite des Bistums: „Ich sehe mit großer Sorge, wie sich zunehmend mehr Staaten auf ihre innenpolitischen Aufgaben konzentrieren, wie politische Akteure die Gesellschaft eher polarisieren als zusammenführen, wie sich Staaten international abschotten gegenüber der internationalen Verantwortung gemeinsamen Handelns. Aber gerade das ist dringend gefordert angesichts der vielen Krisenherde und Kriegszonen.“

Die Russische Orthodoxe Kirche hofft nach dem Wahlsieg von Donald Trump auf eine Entspannung in den internationalen Beziehungen. Metropolit Hilarion, der Leiter des kirchlichen Außenamtes, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch in Moskau, es gebe keinen Anlass für Euphorie. Auch bleibe offen, ob Trump als US-Präsident seine Versprechen aus dem Wahlkampf umsetze und wie er an der Staatsspitze agieren werde: „Allerdings kommt mit seiner Wahl die Hoffnung auf, dass sich das gesamte System der internationalen Beziehungen verbessert und eine einheitliche weltweite Koalition gegen den Terrorismus entsteht.“