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BILD-Redakteur: „Diese Welt dreht sich nicht um mich, sondern um Gott.“

Der Journalist Daniel Böcking ist ein seltener Fall in der Medienlandschaft: Der stellvertretende Chefredakteur von Bild.de bekennt sich öffentlich zum christlichen Glauben, den er erst vor gut drei Jahren völlig neu für sich entdeckt hat. Im Interview erzählt er davon, wie sich sein Leben in den vergangenen Jahren verändert hat.

Interview: Jörg Podworny

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Herr Böcking, die Osterfeiertage liegen gerade hinter uns – was bedeutet Ostern für Sie?

Für mich ist Ostern die größte Entdeckung meines Lebens. Ich verknüpfe damit die komplette Jesus-Geschichte, die ganz lange keinen Wert für mich hatte. Es gab irgendwo einen Gott. Aber ich hatte keine Ahnung, wer das genau war. Inzwischen hat die Rolle von Jesus – komprimiert an diesen drei Tagen, Karfreitag, Ostersamstag und -sonntag: ganz nach unten zu gehen, getötet und begraben zu werden und wieder aufzuerstehen – eine komplett neue Bedeutung für mich bekommen. Ostern bedeutet eine große Freiheit und ein riesengroßes Geschenk: Unsere Schuld ist von uns genommen worden. Den Großteil meines bisherigen Lebens war Ostern völlig belanglos. Das Fest stand weit hinter Weihnachten, auch das Eiersuchen hat mir nicht viel Spaß gemacht. Erst durch diese Erkenntnis ist es für mich zum wichtigsten Fest des Jahres geworden.

Feiern Sie das besonders?

Als Vater von drei kleineren Kindern verstecken wir selbstverständlich Ostereier und machen alle Bräuche mit. Wichtiger ist aber: Ich bin letztes Jahr zum ersten Mal während der Osterfeiertage auch in die Kirche gegangen, um diesen Schritt bewusster mitzugehen; auch am Karfreitag. Der Gottesdienst hat in eine nachdenkliche Stimmung hineingeführt: Alles war abgedunkelt und wir haben im Finstern die Kirche verlassen – um uns die Dunkelheit bewusster zu machen, aber umso mehr auch darauf zu freuen, was zwei Tage später passiert, und das auch plastisch mitzuerleben. Diese neue Entdeckung von Ostern war eine intensive Zeit für mich. Ich habe viel über das Ostergeschehen gelesen und darüber gebetet, um das wirklich an mich heranzulassen – und den Tag nicht wie jeden anderen zu leben.

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Sie schreiben davon, dass „Gott mein Leben umkrempelt“. Also auch heute noch?

Ja, völlig richtig. Würden wir uns länger unterhalten, würden Sie schnell merken, dass ich noch großen Nachholbedarf habe. Ich habe beileibe nicht alles verstanden. Und ich begreife meinen Weg im Leben tatsächlich als einen Weg, der mit einem Entschluss angefangen hat: dem nämlich, künftig als Christ zu leben. Ich lerne viel dazu, erfahre Gott immer wieder anders. Ich habe mir das Ziel gesetzt, das zuzulassen, auch alle Veränderungen. Und ich bete täglich, dass ich mich weiter verändere.

Sie beschreiben sich als einen Menschen, der die Sachen gern auf den Punkt bringt. Deshalb noch mal auf den Punkt gefragt: Wie ist es zu diesem umgekrempelten Leben gekommen?

Ich glaube, den wesentlichen Anstoß hat Gott gegeben. Für mich kam irgendwann der klare Gedanke: Wenn es einen Gott gibt, dann sollte er das Wichtigste sein in deinem Leben! Danach hab ich das in meinem Leben ausprobiert. Ich habe angefangen, die Bibel zu lesen, habe gebetet, mit anderen Christen gesprochen. Und irgendwann wurde aus einer Suche eine totale Gewissheit. Rückblickend würde ich es so beschreiben: Ich hatte das Gefühl, eingeladen worden zu sein – und musste diese Einladung nur noch annehmen.

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Mit Blick auf die Gesellschaft, die Beziehungen zwischen Menschen: Würden Sie sagen, dass Ostern alles verändern kann?

Ich zögere etwas, weil Ostern erstmal die Beschreibung eines Ereignisses ist: nämlich die Beschreibung dessen, was Jesus Christus da für uns auf sich genommen hat. Ich glaube, dies hat das Potenzial, alles komplett zu verändern. Für mich persönlich würde ich zu hundert Prozent ein Ausrufezeichen dahinter setzen. Wenn ich nach gesellschaftspolitischen Auswirkungen gefragt werde, bin ich zögerlicher, weil ich mich noch wie ein Grünschnabel unter Glaubenden fühle. Es ist aber für mich zum Beispiel in der aktuellen Debatte über den Umgang mit Flüchtlingen so, dass ich nie verstanden habe, mit welcher Angst und Ablehnung Menschen jetzt auftreten. Warum warnt man vor dem Islam – anstatt sich zuerst zu dem zu bekennen, was man selbst hat? Es gibt doch sehr viele Menschen in Deutschland, die von sich selbst sagen würden, sie seien Christen. Und da habe ich nicht begriffen, warum diejenigen nicht alle laut sagen, wie wunderbar es ist, an Jesus Christus zu glauben. Und dass sich aus dem Neuen Testament auch klare Aufträge zum Handeln ergeben. Das würde für mich an erster Stelle stehen, bevor ich anfange, zu warnen, zu mahnen und Mauern zu bauen.

Damit sind Sie relativ nah bei der Kanzlerin, die mehrmals gesagt hat, es kommt nicht darauf an, was möglicherweise an Gefährdungspotenzial durch den Islam auf uns zukommt, sondern dass wir unseren Glauben ernsthaft leben.

Ich bin nicht die Kanzlerin und will mir nicht anmaßen, das aus ihrer Perspektive zu betrachten. Aber ich war bedrückt, als ich gesehen habe, was im Nahen Osten in den vergangenen Jahren passiert ist. Und ich habe mir die Frage gestellt: Was heißt das jetzt für mich als Christ? Und meine Antwort war, dass es jetzt Zeit ist, sich laut zu seinem Glauben zu bekennen, sich nicht einzuigeln und darüber zu schweigen. Oder gar noch anzufangen, Zorn auf Andersgläubige zu entwickeln.

Das führt zu der Frage, was Ostern alles anstößt. Sie haben in einem Kommentar formuliert, dass Sie sich zu einem radikal barmherzigen, radikal nächstenliebenden und hilfsbereiten Leben bekennen. Wie würden Sie einen konsequenten christlichen Lebensstil skizzieren?

Für mich ist dieser Gedanke der radikalen Barmherzigkeit und Nächstenliebe das, was Gott mir ins Herz gelegt hat. Ich sage: An diesem Punkt bin ich gern total radikal und empfinde auch das Neue Testament als einen Aufruf dazu. Ich will und kann nicht jedem Menschen sagen, wie er als Christ zu leben hätte. Was ich aber glaube, ist, dass ein christliches Leben auf jeden Fall das klare und offene Bekenntnis zu Gott und zu Jesus Christus mit einbezieht, und dass wir da aktuell ziemlichen Nachholbedarf haben; es gilt als uncool, sich dazu zu bekennen. Und zum anderen glaube ich, dass die Bibel auch Verpflichtungen an mich stellt. Welche Verpflichtungen das im Einzelnen sind, das mag jemand anderes ganz anders empfinden oder mag auch eine andere politische Einstellung haben. Bei dem Thema „radikal barmherzig“ spüre ich, wie gesagt, einen Ruf und eine Verantwortung.

Welche wesentlichen Herausforderungen ergeben sich daraus für Christen heute?

Im Kern geht es aus meiner Sicht um das Verständnis, dass sich diese Welt nicht um mich dreht, sondern um Gott. Und dass es darum unsere Aufgabe ist, Jesus Christus nachzufolgen. Persönlich ausgedrückt: Ich glaube, ich war früher kein schlechter Mensch, aber am Ende des Tages war ich doch ein Egoist. Heute versuche ich viel mehr, Gott im Gebet zu fragen: „Was glaubst du, was richtig ist?“ Ich ziehe die Bibel zu Rate oder lasse mir einfach auch mal einen Tag mehr Zeit, bis ich das Gefühl habe, mir wird eine Antwort ins Herz geschrieben.

Christen leben nicht alleine für sich, sondern in der heutigen Zeit und Welt. Mit dieser Blickrichtung: Was halten Sie für wichtige Punkte und Aufgaben?

Ich sehe immer ein bisschen die Gefahr, dass man das Christsein ins Private schiebt, in sein Gebet, seinen Sonntagsgottesdienst. Und in seinem Job, im Alltag geht dieses Bewusstsein, gehen auch die kleinen Spontangebete zwischendurch ganz schnell vergessen. Ich glaube, es gehört zum Christsein, das rund um die Uhr zu leben. Egal was ich mache oder welchen Beruf ich ausübe, ich sollte überall dort auch christliche Werte einbringen und leben. Es gibt ein afrikanisches Sprichwort: „Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen.“ Dieses Blühen geschieht nicht nach Feierabend zu Hause, sondern überall da, wo ich gerade bin. Zumindest versuche ich es.

Vielen Dank für das Gespräch!

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