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„Die Hütte“: Ist Gott wirklich so?

So wirklich kennt Mackenzie Gott nicht. Er geht zwar regelmäßig mit der Familie in den Gottesdienst, aber das wohl eher den Kindern zuliebe. Als eines Tages „die große Traurigkeit“ ins Leben der Familie Philips tritt, ändert sich alles.

Eine Filmkritik von Jörn Schumacher (Christliches Medienmagazin pro)

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Mack ist eines Tages mit seinen drei Kindern auf einem Camping-Ausflug in den Bergen. Als die beiden älteren einen Unfall mit dem Boot haben, springt Mack ins Wasser und rettet sie. In diesen wenigen Minuten jedoch verschwindet die jüngste Tochter, Missy. Die Polizei hilft beim Suchen, doch am Ende steht nur die traurige Gewissheit: Missy ist tot und offenbar das Opfer eines Sexualstraftäters geworden. Der Tod Missys reißt ein dunkles Loch in der Familie Philips auf. Und bei Mack löst er eine tiefe Trauer aus, die gepaart ist mit großen Schuldgefühlen, weil er nicht in der Lage war, seiner Tochter zur helfen. Als dann ein mysteriöser kurzer Brief im Briefkasten auftaucht, der mit „Papa“ unterzeichnet ist, ist es Macks einzige Spur, der er folgen kann. Er soll zur Hütte im Wald kommen, in der Missy getötet wurde, heißt es in dem Brief.

In jener Hütte trifft Mack tatsächlich auf die Spur, die zu Missy führt, und er trifft auch jenen „Papa“, aber beides auf ganz andere Weise, als er es sich vorgestellt hat. An jenem Wochenende hat er endlich die Gelegenheit, jenen Gott, an den er seit seiner Kindheit zwar glaubt, dem er jedoch nie vertraut hat, genauer kennenzulernen. Gott selbst tritt Mack persönlich entgegen – und zwar in drei verschiedenen Formen: Da ist Jesus, der Zimmermann aus dem Nahen Osten, „Papa“ in Form einer afroamerikanischen Frau, und Sarayu, die den Heiligen Geist verkörpert, dargestellt von einer asiatischen Frau.

Wenn der Mensch Richter spielt

Wie das Buch schafft es der Film, die gewichtigen Fragen zu behandeln, auf die jeder früher oder später stößt, der es mit dem Glauben an Gott ernst meint. Wieso lässt Gott Leid, Schmerzen und Verlust zu? Kann er wirklich ein liebender Vater sein, wenn er seine Kinder manchmal im Stich zu lassen scheint? In der persönlichen Begegenung mit Gott wird klar: Er lässt seine Kinder nie wirklich im Stich, und alles, was geschieht, auch das Schlechte, dient einem großen Zweck. Und der ist: das Vertrauen auf Gott, den starken Retter, immer mehr zu erlernen.

Mack lernt Gott so ganz anders kennen, als er ihn sich vorgestellt hat, und rückt damit eventuell auch bei manchem Zuschauer das Gottesbild zurecht. Offenbar ist Gott nicht jener wütende alte Mann, dessen einzige Aufgabe es ist, über die Menschen zu richten. Er habe sich Gott früher immer als eine Art wütenden Gandalf – eine Figur aus der Fantasy-Trilogie „Herr der Ringe“ – vorgestellt, sagte „Hütte“-Autor William Paul Young einst in einem Interview von pro.

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In einer zentralen Stelle des Films muss Mack die Stelle des Weltenrichters einnehmen, um erstens zu sehen, wie schwierig das ist – und zweitens, dass dies nicht seine Aufgabe ist. Er würde glatt, ohne es zu merken, seinen eigenen Vater in die Hölle schicken. Denn der hat Mack in der Kindheit Gewalt angetan. Doch dieser wiederum hat selbst als kleiner Junge Gewalt von seinem Vater erfahren. Soll man nun den Vater des Vaters ebenfalls in die Hölle schicken? Wie weit geht man da in die Vergangenheit? Irgendwann langt man bei Adam an. Das ganze Leben lang „üben“ Menschen, über Gut und Böse zu urteilen, Menschen und Taten zu verdammen, lernt Mack. Die Weisheit, verkörpert durch eine Frau, verdeutlicht Mack, dass nur Gott Richter ist, und dass er noch dazu ein liebender Vater ist. Zwischen jenen Positionen muss er ständig abwägen. So muss Mack dann selbst wählen, welches seiner Kinder er in die Hölle schicken soll, und welches in den Himmel. Denn sündigen, das tun sie beide. Lieber würde er sich selbst opfern, anstatt sich für eines seiner Kinder entscheiden zu müssen, findet Mack. Genau das ist es, was Gott tut, sagt ihm die Weisheit. Jesus, dessen Wundmale Mack gut erkennen kann, war die Person, die zugleich Gerechtigkeit im Sinne des Gesetzes und Liebe im Sinne des Vaters umgesetzt hat. Und genau dies ist der Kern der christlichen Botschaft, die selten so eindrücklich in einem Kinofilm veranschaulicht wurde.

Diese Sicht verändert Mack grundlegend. Schließlich hat er verstanden, was Vergebung bedeutet – und muss am Ende selbst vergeben, nämlich dem Mörder seiner Tochter. Mack erfährt zudem, dass es seiner Tochter gut geht und sie bei Jesus im Himmel ist. Früher hatte Mack Missy ein Märchen erzählt, das gut verdeutlicht, welche Rolle sie selbst spielt. Eine Indianer-Prinzessin gab in der Geschichte ihr Leben dafür, dass ihr Volk von einer todbringenden Krankheit gerettet wurde. In gewisser Weise steht Missys Verschwinden in direktem Zusammenhang mit diesem Märchen. Ihr Tod bringt die entscheidende Wende in Macks Leben hervor. Was richtig und was falsch ist, gut oder böse, kann der Mensch längst nicht so gut auseinanderhalten, wie er meint. Das verdeutlicht Sarayu als Gestalt des Heiligen Geistes Mack anhand einer Giftpflanze: Ihr Gift bedeutet aus der einen Perspektive betrachtet Tod und Schmerz; aus einer anderen Perspektive kann das Gift auch Heilung bringen. Nur Gott sieht das ganze Bild. Und wer auf ihn vertraut, kann helfen, das Bild zu vervollständigen, auch wenn in der aktuellen Situation nur Leid und Schmerz sichtbar sind.

Top-Besetzung aus Hollywood

Es ist nicht leicht, ein solches spirituelles Thema filmisch umzusetzen. Die Gefahr, allzu schnell in den Kitsch abzurutschen, ist groß, etwa wenn sich die Hütte vor den Augen Macks von einer alten Bretterbude im Winter in ein furchtbar gemütliches Wochenendhaus am See mitten im Sommer verwandelt, oder wenn Mack mit Jesus über den See laufen soll. Der Film schafft es aber, einfache Botschaften der Bibel nachvollziehbar bildlich umzusetzen.

Die Schauspieler überzeugen, vor allem Sam Worthington („Avatar – Aufbruch nach Pandora“) als Mack macht seinen Job sehr gut. Als „Papa“ ist Octavia Spencer zu sehen, die 2012 für ihre Nebenrolle in „The Help“ einen Oscar gewann und 2016 für „Hidden Figures“ erneut nominiert wurde. Die Schauspielerin outete sich selbst als Fan des Buches. Am Set habe sie immer ein viel gelesenes Exemplar dabei gehabt“, sagt sie anlässlich des Filmstarts. „Die Fragen, die hier an Gott gestellt werden, fühlten sich an, als ob sie von jedem hätten gestellt werden können, auch von mir selbst. Auch ich habe Verluste in meinem Leben erfahren. Aber das, was dich zurückbringt, ist dein Glaube, und so konnte ich Macks Weg in vielerlei Hinsicht nachvollziehen.“

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Glaubwürdig ist auch der Israeli Avraham Aviv Alush als freundlicher Zimmermann mit leichtem Akzent, der Mack am wenigstens Angst einjagt, weil er durch und durch Mensch ist, während Sarayu (gespielt von der Japanerin Sumire Matsubara) fast durchsichtig schillernd und nicht greifbar ist. Der Produzent des Films, Brad Cummings, sagte über Alush: „Das Schöne an dieser Besetzung ist, dass zum ersten Mal ein gläubiger israelischer Jude Jesus spielt, und das ist ziemlich außergewöhnlich.“ Der Schauspieler selbst erzählt: „Ich las das Skript nachts zu Hause, und die letzte Szene haute mich um und ich begann zu weinen.“

Faszination des „Hütte“-Bestsellers auf die Leinwand gebracht

Die starke Botschaft des Buches, das Millionen Menschen auf der Welt fasziniert hat, kann der Film gut vermitteln. Ko-Produzentin Lani Armstrong Netter sagte: „Vor acht Jahren las ich das Buch und konnte einfach nicht genug davon bekommen. Ich habe es kistenweise gekauft und allen meinen Freunden gegeben, einfach jedem, der vorbeikam. Wie bei vielen anderen auch hat ‚Die Hütte‘ mit seiner Botschaft von Glaube, Liebe und Vergebung mein Leben verändert.“ Allerdings gab es auch einige Kritik an dem Buch und an dem darin gezeichneten Gottesbild.

Im Film wird der Glaube an Gott dem Zuschauer in vielen kleinen Metaphern und Bildern einmal ganz anders vermittelt, als man es von großen Bibel-Blockbustern oder kitschigen Independent-Produktionen gewohnt ist. Am Ende bedeutet Vergeben auch Loslassen und damit Heilung für einen selbst – so wie Mack einen Marienkäfer, den er erst fest in seiner Hand vergraben hält, fliegen lässt, indem er seine Hand immer weiter öffnet. Die wichtigste Metapher des Films aber, Gott als Jesus, als Papa und als lebensspendender Geist, funktioniert im Film genauso wie im Buch. Offenbar kommt es nicht auf Religion an, auf die Einhaltung von Regeln, sondern auf eine Beziehung mit Gott. Der Zimmermann Jesus sagt an einer Stelle im Film, ermüdet von der Religiosität der Menschen, zu Mack: „Ich will einfach nur Freunde.“

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