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„Nähe von Staat und Kirche“: Deutscher Kulturrat kritisiert Reformationsjubiläum

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat die Vorbereitungen für das 500. Reformationsjubiläum 2017 kritisiert. Alle bisherigen Luther-Jubiläen seien durch eine "zweifelhafte Nähe von Staat und Kirche gekennzeichnet", erklärte Zimmermann am Donnerstag in Berlin. Auch die Reformationsfeierlichkeiten 2017 stünden noch unter diesem Vorzeichen.

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 Als die evangelische Kirche und Kulturstaatsminister Bernd Neumann vor anderthalb Jahren die Kampagne für das Reformationsjubiläum vorstellten, "schien es ihnen noch nicht sonderlich peinlich zu sein, dass Staat und Kirche auch dieses Mal in trauter Zweisamkeit, ohne Einbindung der Zivilgesellschaft, agierten", schreibt Zimmermann.

 Auch die Idee, den 31. Oktober 2017 einmalig zum bundesweiten gesetzlichen Feiertag zu erklären erinnere "fatal an den kaiserlichen Erlass", dass der 400. Geburtstag Luthers 1883 in ganz Deutschland begangen werden muss. Staat und evangelische Kirche müssten jedoch verstehen, dass mehr nötig sei als einen Feiertag, um eine zeitgemäße Erinnerung an eines der größten Ereignisse in der Geschichte zu finden, schreibt Zimmermann.

 Staat und Kirche hätten sich bei den Reformationsjubiläen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte "nicht gerade mit Ruhm bekleckert", schreibt Zimmermann weiter. So sei Luther zur Feier seines 400. Geburtstages 1883 zum Gründungsvater des Deutschen Reichs erklärt und im dritten Jahr des Ersten Weltkriegs 1917 bei den Feierlichkeiten zum 400. Jubiläum seines Thesenanschlags missbraucht worden, um Hass auf den "Erbfeind" Frankreich zu schüren.

 1933 zum 450. Geburtstag hätten die NS-treuen Deutschen Christen Luther zum gottgesandten Vorboten Hitlers erklärt, kritisierte Zimmermann. 1946 zum 400. Todestag sei der Reformator dann zum besten Tröster "seiner Deutschen" gemacht worden, 1983 zu Luthers 500. Geburtstag "brach ein Wettkampf der Systeme, Ost gegen West, aus".

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 Bei der Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017, das an den legendären Thesenanschlag Luthers vor 500 Jahren in Wittenberg erinnert, wirken Kirche, Staat und Gesellschaft zusammen. Ein mit Vertretern aus Politik und Kirche besetztes Kuratorium unter dem Vorsitz des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, befasst sich mit grundsätzlichen Fragen. Daneben gibt es einen Lenkungsausschuss zur Koordination der Aktivitäten sowie einen wissenschaftlichen Beirat. Zudem sind mehrere Stiftungen an der Planung beteiligt, darunter die Internationale Martin Luther Stiftung und die Stiftung Luthergedenkstätten.

 Das Jahr 2017 soll mit großen Ausstellungen, internationalen Kongressen, kirchlichen Großereignissen, Festveranstaltungen und kulturtouristischen Angeboten die Person Martin Luthers (1483-1546) und die zentralen Einsichten der Reformation thematisieren.

(Quelle: epd)

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