- Werbung -

Pastoren vor Gericht: Kuba geht gegen rasant wachsende Kirchen vor

Die kommunistische Führung in Kuba beobachtet das rasante Wachstum freier Gemeinden mit Unbehagen. Denn sie entziehen sich der staatlichen Kontrolle. Wie auch immer mehr etablierte Kirchen.

- Werbung -

Am 24. Juni beginnt ein Prozess gegen den protestantischen Pastor Omar Gude Pérez, der seit fast 13 Monaten in Untersuchungshaft sitzt. Der Staatsanwalt fordert sieben Jahre Haft, wegen Urkundenfälschung, ungesetzlicher Wirtschaftsaktivitäten und «konterrevolutionärem Verhalten». Gudes Ehefrau und Mitstreiter weisen die Vorwürfe zurück. Sie sprechen von religiös motivierter Verfolgung.

  «Wir glauben, dass Pastor Gude verfolgt wird, weil er eine unabhängige religiöse Bewegung anführt», sagt auch eine Sprecherin der in London ansässigen Gruppe «Christian Solidarity Worldwide». Die Organisation konstatiert einen generellen Anstieg religiöser Unterdrückung in Kuba, seitdem dort der kranke Revolutionsführer Fidel Castro die Staatsgeschäfte seinem Bruder übergab: «Seit Raúl Castro Anfang 2008 die Macht übernommen hat, haben die Berichte über Verletzungen der religiösen Freiheit zugenommen.» Meist trifft es Gemeinschaften, die sich von Staat und Partei fernhalten.

  Ins Visier der Justiz geriet auch Roberto Rodríguez, Präsident einer evangelischen Kirche in Zentralkuba. Er wartet derzeit auf ein Gerichtsverfahren, die genauen Vorwürfe sind nicht bekannt. Einige seiner Familienmitglieder wurden von Polizisten und aufgehetzten Nachbarn schwer misshandelt. Den Opfern drohten die Behörden ebenfalls Verfahren und Haft an, darunter der schwangeren Ehefrau eines evangelischen Pastors, die nach erlittenen Schlägen ihr Baby verlor.

  «Alle protestantischen Kirchen auf Kuba leiden unter starker Verfolgung», klagt Tomasa Victoria in einem Telefonat mit epd. Sie ist Pastorin einer Pfingstkirche mit derzeit 22.000 Mitgliedern. Im Mai nahm die Polizei in einer großen Razzia 20 Pastoren aus Victorias Kirche vorübergehend fest. Gegen sie selbst selbst läuft ein Enteignungsverfahren, weil sie in ihrem Haus Gottesdienste abhielt. Das ist offenbar kein Einzelfall: «Mehrere Pastorenfamilien wurden bereits auf die Straße gesetzt», sagt Victoria.

- Werbung -

  Die Verfolgung richtet sich in erster Linie gegen Kirchen, die sich staatlicher Kontrolle und Aufsicht entziehen. Seit 1992 garantiert Kubas Verfassung Religionsfreiheit. Faktisch gilt sie aber nur für die dominierende katholische Kirche, der etwa 50 Prozent der zehn Millionen Kubaner zugerechnet werden, und die 27 vorwiegend protestantischen Kirchen, die sich dem Kirchenrat angeschlossen haben. Dazu gehören zum Beispiel die Presbyterianer, die christlich-reformierte Kirche, ein Teil der Baptisten, die lutherische Kirche und die Quäker. Es sind meist Gemeinschaften, die schon vor der Revolution 1959 in Kuba existierten und von der Regierung anerkannt sind. Ihnen sind Gotteshäuser und Gottesdiendste erlaubt, aber keine öffentlichen Veranstaltungen.

  Bekanntester Vertreter dieser linientreuen protestantischen Kirchen ist Raúl Suárez, Abgeordneter im Parlament und Pastor einer kleinen baptistischen Kirche. Suárez sieht die Religionsfreiheit gewährleistet. Einen anderslautenden Bericht des US-Außenministeriums wies er im vergangenen Jahr öffentlich als «Desinformation» zurück. Große und rasch wachsende Kirchen, wie die Baptisten in den östlichen Provinzen Kubas und die sich in ganz Lateinamerika ausbreitende charismatische «Asamblea de Dios» gehören dem Rat nicht an.

  Auch im Kirchenrat selbst soll es Machtkämpfe geben. Die jüngere Generation der Kirchenführer goutiert es offenbar immer weniger, der Linie der Kommunistischen Partei zu folgen. Offen sichtbar wurde der Konflikt im Fall des evangelischen Kirchenpräsidenten Rodríguez. Die Repression gegen ihn und seine Familie begann, nachdem er im September 2008 den Austritt seiner Kirche aus dem Kirchenrat verkündete. Wie es heißt, gab es mehrere solcher Absetzbewegungen. Auch flüchteten Kirchenführer aus Kuba, um einer Verhaftung zu entgehen.

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht