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„Perlenschatz“: Christen helfen bedrohten muslimischen Frauen

Anette Bauscher hat vor einem Jahr mit 21 Gleichgesinnten den gemeinnützigen Verein "Perlenschatz" gegründet, der eine Zufluchtsstätte insbesondere für muslimische Frauen und ihre Kinder anbietet. Im Interview verrät sie, warum sie das als Gottes Auftrag betrachtet.

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Frau Bauscher, wie kamen Sie auf die Idee, dass muslimische Frauen ein eigenes Frauenhaus brauchen?

Da muss ich etwas ausholen. Es war nicht meine Idee. Ich habe viele Jahre für Diospi Suyana [ein Krankenhaus für Arme in den peruanischen Anden – Anmerkung der Red.] gearbeitet. Ein tolles Projekt, aber als sich die Aufgaben trotz ihrer Vielseitigkeit nur noch wiederholten, hatte ich das Gefühl, meine Zeit zu vergeuden. Ich denke, einen gewissen Pioniergeist hat mein Schöpfer in mich reingelegt. Also fing ich an zu beten und Gott zu fragen, wie es weitergeht. Viele meiner Freunde sagten: „Mach Dich selbständig!“ Und darüber habe ich immer mal wieder nachgedacht. Aber mir war es wichtig, da zu sein, wo Gott mich haben will.

Hat er geantwortet?

Und ob! Wenn auch nicht sofort. Aber als ich im Februar 2011 ein Buch las, wo es um echtes Vertrauen zu Jesus ging, hinterfragte ich mich, ob ich bereit wäre, für Jesus meine Wohnung zu verkaufen, ohne festes Einkommen zu leben und auch nicht auf Ersparnisse zu vertrauen. Sondern nur auf ihn. Denn als ich mir 1998 die Wohnung gekauft hatte, sagte ich mir, dass sie mir nie im Weg stehen soll. Also versprach ich Jesus noch einmal ganz neu: „Du alleine sollst meine Sicherheit sein.“ Vermutlich war diese neue Hingabe die Voraussetzung für den Auftrag.

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Danach redete er ganz klar, indem er mir „Frauenhaus – muslimische Frauen“ vor mein inneres Auge stellte. Das „muslimische Frauen“ stand aber irgendwie daneben. Ich habe es so verstanden, dass es nicht ausschließlich, aber mit Schwerpunkt für muslimische Frauen sein sollte. Das ist jetzt die Kurzversion der Geschichte. Anschließende Recherchen haben klar gezeigt, dass die meisten Migrantinnen in deutschen Frauenhäusern Muslima sind – und dass viele wieder zurückgehen in ihr Gewaltumfeld, weil sie dort wegen personeller und finanzieller Engpässe nicht die Hilfe erhalten können, die sie brauchen, um ein selbständiges, selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Was ist an Ihrem Konzept anders?

Wir planen, die Frauen und Kinder in Wohngemeinschaften länger und intensiver zu begleiten als ein reguläres Frauenhaus das leisten kann. Dort gibt es oft so große personelle Engpässe, dass kaum Zeit für Gespräche mit den Betroffenen bleibt. Hauseltern sollen die Leitung übernehmen. Wir wollen einen guten Personalschlüssel von Sozialarbeitern sowie eine Traumatherapeutin und eine Juristin beschäftigen. Unser Personal soll sich eine interkulturelle Kompetenz erwerben. Wir wollen die misshandelten und bedrohten Frauen schützen und wieder zum Strahlen bringen. Unser Slogan ist: „Eine echte Chance auf Integration.“ Die Frauen brauchen sowohl konkrete Lebenshilfe als auch innere Heilung. Und das gilt auch für die Kinder, die Gewalt entweder miterlebt oder selber erfahren haben. Wir werden jeder Frau eine Patenfamilie anbieten, die sie auf Wunsch auch nach dem Aufenthalt bei uns noch begleitet.

Denken Sie dabei auch an Flüchtlinge? Die Nachrichten häufen sich ja, dass es in Erstaufnahmeeinrichtungen und Flüchtlingsunterkünften sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen an Frauen gibt.

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Selbstverständlich! 2011 wusste ich noch nicht, wann es überhaupt losgehen soll. Und ich ahnte natürlich nichts von der aktuellen Flüchtlingswelle. Aber unser zeitloser Gott wusste es und begann mit der Planung. Neulich sagte eine Freundin zu mir: „Du bist am Puls der Zeit.“ Ich erwiderte: „Nicht ich, Gott ist immer am Puls der Zeit!“ Das bewegt mich, dass Gott damals schon die Tränen dieser Frauen gesehen und sich etwas Wunderbares für sie ausgedacht hat: Perlenschatz. Sobald wir ein Haus haben, werden wir eine gute Ergänzung sein für die Kommunen, die die Gewalt an Frauen in ihren Erstaufnahmeeinrichtungen ja nicht ignorieren können. Und wir werden eine Unterstützung sein für Kirchen- und freie Gemeinden, die sich für Flüchtlinge engagieren und früher oder später auf diese Problematik stoßen.

Wie groß soll Ihr Haus sein?

Ich hatte immer an 50 gedacht. Und damals ging ich davon aus, dass unsere Hauptzielgruppe vorwiegend junge Mädchen sind, die vor Zwangsheirat fliehen und nicht so viele Kinder zu uns kommen werden. Doch das sieht jetzt völlig anders aus. Laut Hessischem Sozialministerium rechnet man für Kinder noch einmal so viele Plätze ein. Als ich darüber gebetet habe, ob diese Zahlen von Gott kommen, kam nur zurück: „Denk groß!“ Und das will ich tun. Ich denke, Perlenschatz wird irgendwann mehrere Häuser haben. Aber im Moment wäre ich froh, wir hätten unser erstes schon.

Wie wollen Sie das finanzieren?

Den genauen Plan hat Gott in der Tasche. Angesichts der großen Not sollten die Kommunen dankbar sein, dass mit Perlenschatz ein gutes inhaltliches Konzept vorliegt und sich an den Kosten beteiligen. Wenn nicht am Haus, dann gibt es Möglichkeiten zu Kooperationen, um wenigstens ein paar Kosten durch Tagessätze aus Sozialleistungen abzudecken. So hoffe ich, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen. Vor allem in Hessen hat das Land die Mittel für Frauenhäuser kürzlich aufgestockt. Vertrauen dürfen wir aber nicht auf öffentliche Gelder. Ich rechne damit, dass wir das Projekt vorwiegend aus Spenden finanzieren müssen und Gott uns genügend Menschen und Gemeinden schickt, die ein Herz für unser Anliegen haben und es unterstützen.

Wie wird er das tun?

Er hat viele Wege. Meine Aufgabe ist es, in Gemeinden oder auf Veranstaltungen die Vision vorzustellen. Was Gott daraus macht, überlasse ich ihm. Nicht nur zu sagen „Perlenschatz ist Dein Projekt“, sondern auch entsprechend zu handeln und immer wieder loszulassen, war ein großes Lernfeld für mich. Es ist total spannend zu sehen, wie er Kontakte knüpft und Menschenherzen begeistert.

Link: Perlenschatz
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Anette Bauscher ist in der Pfalz aufgewachsen und lebt jetzt in Hessen. Die Kauffrau und Fundraiserin war 13 Jahre lang in der Firma ihres Vaters, dann 10 Jahre bei ERF Medien und 8 Jahre bei Diospi Suyana beschäftigt, bevor sie Perlenschatz gründete. 

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