- Werbung -

Rettung im Mittelmeer: Studenten bauen Fischtrawler zum Rettungsschiff um

In zwei Wochen wollen Studenten und Seeleute eine Rettungsmission im Mittelmeer starten. Benannt haben sie ihr Schiff nach der römischen Göttin der Jugend: "Iuventa".

- Werbung -

Mit einem Presslufthammer und Brechstangen quälen sich die Leute auf dem Oberdeck der "Iuventa" mit einer zentimeterdicken Bitumenschicht ab. "Das Zeug muss runter", sagt Titus Molkenbuer. Der 25-Jährige hat gerade sein Philosophie-Studium beendet und will in knapp zwei Wochen mit einem Dutzend weiterer junger Menschen mit dem ehemaligen Fischtrawler ins Mittelmeer fahren, um Flüchtlinge vor der afrikanische Küste vor dem Ertrinken zu retten. Der junge Mann im roten Arbeitsanzug gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins "Jugend Rettet". Das 54 Jahre alte Schiff ist registriert auf den Namen "Iuventa", der römischen Göttin der Jugend.

Vor der Reise ist noch viel zu tun. "Alle, die an Bord mit anpacken, sind ehrenamtlich aktiv", sagt Pauline Schmidt (28), die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Der Plan habe sich in Emden herumgesprochen und für unerwartete Hilfe gesorgt. "Plötzlich standen hier etliche Azubis von der Reederei Brise im Dock. Und in den nächsten Tagen wollen auch noch 15 Azubis von VW-Emden mit anpacken." Selbst einige Werftarbeiter kommen nach Feierabend vorbei, um noch ein paar Stunden zu helfen.

Dass die Arbeiten so koordiniert sind, ist vor allem Arne Domes zu verdanken. "Er weiß, was wann gemacht werden muss", sagt Pauline. Der 29-Jährige fährt normalerweise als Erster Offizier mit riesigen Containerschiffen um den Globus und steht kurz vor seinem Kapitänspatent. Um beim Umbau der "Iuventa" zu helfen, hat er auf seine nächste große Fahrt verzichtet.

"Nicht mehr hinnehmen"

- Werbung -

"Jugend Rettet" wurde im vergangenen Jahr von jungen Menschen in Berlin gegründet, nachdem mehr als 800 Flüchtlinge bei einem Unglück im Mittelmeer ertrunken waren. "Wir wollen nicht weiter hinnehmen, dass Menschen auf der Flucht ertrinken, weil niemand hilft", sagt Lena Waldhoff vom Vereinsvorstand. Bis gerade eben hat die 24-Jährige im Maschinenraum geschuftet. "Die ersten ehrenamtlichen Crews mit erfahrenen Seeleuten und Medizinern stehen bereit", sagt sie. "Aber wir brauchen noch mehr Maschinisten, Kapitäne und Schiffsingenieure."

Seenotrettung sei eine staatliche Aufgabe, unterstreicht Lena. Doch auf den Routen der Flüchtlingsboote fehlten Rettungskräfte. Die deutschen Kriegsschiffe sollen sogenannten Schleppern das Handwerk legen und patrouillierten dafür nur in der Nähe der europäischen Küste. "Wir wollen zeigen, dass wir mit eigenen Mitteln Seenotrettung organisieren können. Wenn wir das schaffen, sollte auch die Bundesregierung in der Lage sein, mindestens zwei Rettungsschiffe dauerhaft ins Mittelmeer zu beordern." Eigentlich studiert Lena Philosophie: "Für mich ist das hier angewandte Ethik."

Das Geld des Vereines reicht nur für den Beginn der zunächst auf sechs Monate angelegten Rettungsaktion. Für den Betrieb der "Iuventa" werden jeden Monat 40.000 Euro benötigt. "Und es fehlen noch tausend Dinge", sagt Titus. Geld- und Sachspenden sind deshalb hochwillkommen. Auf der Wunschliste steht ganz oben ein vier Meter langes hochseegängiges Beiboot mit einem 30 PS-Motor. Ansonsten fehlen noch Computer, Ferngläser, ein Nachtsichtgerät, Seenotrettungsmittel, Werkzeug. Medikamente und Verbandsmaterial sind Dank einer großen Spende bereits vorhanden.

Mit Schwimmwesten und Rettungsinseln stabilisieren

- Werbung -

Patrouillieren soll die "Iuventa" etwa zwölf Seemeilen vor den libyschen Hoheitsgewässern. Schon jetzt gebe es Gespräche mit der Bundesmarine und den Leuten von "Sea-Watch", die ebenfalls seit einem Jahr auf eigene Initiative hin mit einem umgebauten Fischerboot Flüchtlinge im Mittelmeer retten. Auch das italienische Seenotrettungskommando, das alle Einsätze von staatlichen und privaten Rettern im Mittelmeer koordiniert, sei informiert.

Die jungen Leute machen sich keine Illusionen über das, was sie erwartet: "Wir können höchstens 100 Menschen an Bord nehmen", sagt Lena. Die wichtigste Aufgabe werde es sein, Flüchtlingsboote zu finden und die Situation mit Schwimmwesten und Rettungsinseln zu stabilisieren, bis andere Hilfe kommt: "Es ist ganz einfach – wenn wir es nicht tun, ertrinken Menschen."

(Quelle: epd)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht