Der Vatikan hat Gespräche mit der erzkonservativen Pius-Bruderschaft für die zweite Oktoberhälfte angekündigt. Vatikanangaben vom Mittwoch zufolge wird die römische Seite dabei unter anderen von dem deutschen Jesuiten und emeritierten Theologieprofessor der Päpstlichen Gregoriana-Universität, Karl Josef Becker, vertreten.
Für den Vatikan wird zudem der Schweizer Dominikaner Charles Morerod teilnehmen, der seit April Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission ist. Diese Kommission ist ebenso bei der vatikanischen Glaubenskongregation angesiedelt, wie mittlerweile auch die Gespräche mit den Traditionalisten der Pius-Bruderschaft.
Ferner wird der Generalvikar des Opus Dei, Fernando Ocariz, bei den Gesprächen den päpstlichen Standpunkt vertreten. Der 64-jährige Spanier soll einer der Autoren der Erklärung «Dominus Jesus» sein, die im Jahr 2000 mit einer Aberkennung des Kirchenstatus für Protestanten heftige Reaktionen auslöste.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen wird voraussichtlich das Zweite Vatikanische Konzil stehen. Die Traditionalisten erkennen die dabei in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts beschlossenen Reformen wie den Dialog mit anderen Kirchen und Religionen sowie das Prinzip der Religionsfreiheit nicht an.
Für eine volle Wiederaufnahme der vier Bischöfe der Bruderschaft in die katholische Kirche macht der Vatikan die Anerkennung der Konzilslehren zur Vorbedingung. Die Aufhebung der Exkommunikation der ohne vatikanische Zustimmung geweihten Traditionalistenbischöfe, darunter den Holocaust-Leugner Richard Williamson, durch Papst Benedikt XVI. hatte zu weltweiten Protesten geführt.
Die Piusbruderschaft gibt es seit dem 1. November 1970. Gründer ist der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991). Er wurde wegen unerlaubter Bischofsweihen 1988 exkommunziert. Die Vereinigung wirft der römisch-katholischen Kirche vor, sich zu sehr der modernen Welt und Gesellschaft geöffnet und damit den katholischen Glauben verwässert zu haben. Kritiker halten der Pius-Bruderschaft vor allem vor, eine Parallelkirche mit fundamentalistischen Strukturen aufzubauen.
(Quelle: epd)