Christliches Medienmagazin PRO:

„Ron Sider war das linke Gewissen der US-Evangelikalen“

Der kanadische Theologe Ron Sider hat dafür gesorgt, dass Evangelisation und soziale Tat als gleichwertig angesehen werden. Diesen Erfolg verdankte er auch seiner Persönlichkeit.

Am 27. Juli 2022 ist das „linke Gewissen“ der nordamerikanischen Evangelikalen im Alter von 82 Jahren gestorben: Ron Sider. In einem Interview mit dem christlichen Medienmagazin PRO erinnert der Theologe Tobias Faix an die Verdienste des „linksevangelikalen“ Vordenkers.

In den 1960er und 1970er Jahren sei die Christenheit in ihrem Missionsverständnis stark polarisiert gewesen, sagt Faix. Die Ökumene habe den Fokus auf die soziale Tat gelegt und die Evangelikalen auf die Evangelisation. Ron Sider dagegen habe Evangelisation und soziale Aktion als gleichwertig angesehen.

Soziale Gerechtigkeit als Kernthema von Ron Sider

Zusammen mit vielen Theologen aus dem globalen Süden wie René Padilla habe Sider laut Faix dafür gesorgt, dass sich auf dem Lausanner Kongress 1974 eine Zusammengehörigkeit von Evangelisation und sozialem Engagement durchgesetzt habe. In Artikel fünf der Lausanner Verpflichtung heißt es deshalb: „Wir tun Buße für dieses unser Versäumnis und dafür, dass wir manchmal Evangelisation und soziale Verantwortung als sich gegenseitig ausschließend angesehen haben.“

„Ron Sider war gewissermaßen das linke Gewissen der Evangelikalen in den USA“, sagt Faix. Siders Kernthema sei die soziale Gerechtigkeit gewesen. Das westliche markt- und kapitalismusgesteuerte Christentum habe er kritisiert.

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Den großen Einfluss Siders schreibt Faix dessen Persönlichkeit zu: „Er war eher ein ruhiger und besonnener Mensch mit einer intensiven Jesusfrömmigkeit.“ Sider habe eine „kreative Spannung“ zwischen Jesusfrömmigkeit und sozialem Engagement aufrechterhalten.

Darin nicht einseitig im Glauben zu werden, sei er ein gutes Vorbild, sagt Faix. Gesprächsfähigkeit, Integrität, nicht davonrennen, sich kritisieren lassen – alles Eigenschaften Siders, die in den heutigen Diskussionen der Evangelikalen auch heute noch wichtig seien.

Link: „Ron Sider war das linke Gewissen der US-Evangelikalen“ (Christliches Medienmagazin PRO)

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5 Kommentare

  1. Das Böse auch als Böses bezeichnen

    „Hätte Russland die Ukraine auch überfallen, wenn diese damals nicht auf ihre Atomwaffen verzichtet hätte (zugunsten von Garantien, die – wie wir heute wissen – nichts wert waren)“? Antwort für Joerg, Irrtum vorbehalten: Russland hätte die Ukraine nicht überfallen. Allerdings ist die Gefahr eines Atomkrieges genauso groß aufgrund eines Irrtums. Gefährlich ist hier die Schwachstelle Mensch oder die Absicherungsmöglichkeiten durch Prozeduren und Computer. Zu bedenken ist dabei noch, dass m.W. die Vorwarnzeit für Atomangriffen weniger als 6 Minuten ist. Die Atomspreng-köpfe, die im beschaulichen Montabaur im Tiefbunker liegen (jeder weis dies dort), sind also mit Sicherheit in der jetzigen Krise längst am Abschussterminal aufgepflanzt. Und hier über Ramstein ist der Schutzschirm längst aufgepflanzt, der uns im Ernstfall so gut wie nicht helfen kann. Als größtem Militärstützpunkt der Amerikaner im Ausland ist Ramstein wie auch alle Atomraketenrampen, qualifizierter Erstziel eines Angriffes.

    Im ganz Grundsätzlichen kann doch niemand – ohne zu zweifeln – eine Ethik für gut halten, die auf eine Friedenserhaltung durch die derzeit tödlichsten Waffen setzt. Wir haben das mal vor vielen Jahrzehnten in eine Parabel übersetzt: Da sitzen zwei Memschen (Idioiten !!!???) sich gegenüber und versichern sich des Schutzes ihrer jeweils 100 aufeinander gerichteten Pistolen. Nun will A eine Waffe mehr errichten, wegen der größeren Sicherheit. Also wird B auch eine Waffe mehr nehmen. Welche irrationaler Irrsinn da bewerkstelligt wird durch die jahrzehntelange Aufrüstung, dem manchmal eine ebenso lange Abrüstung wieder nachfolgen kann, wird hier vor unseren Augen bewerkstelligt. Ich bin kein unbelehrbarer dogmatischer Linker, eher mehr ein Wertkonservativer, aber diese Aufrüstungsdoktrin m.W. noch unter Kanzler Schmidt, hat mich damals schon am Verstand der Politik zweifeln lassen. Die Aufforderung Jesu ja ja zu sagen, oder nein nein, und nicht irgendwas dazwischen, müsste auch für alles gelten, was man mit Recht für schlecht und verderblich halten kann. Da ist mir ein UN-Generalsekretär lieber, der sicherlich weiß, dass niemand an Abrüstung denkt, der aber die Abschaffung der Atomwaffen und deren Ächtung erhofft. Die Bibel prophezeit das Verlernen Ein Atomkrieg wird weder der Angreifer noch seine Opfer gewinnen können, beide verlieren. Es hat also, folgt man dieser einfachen Logik, niemand einen wirklichen verlässlichen Schutz durch Atomwaffen. Es ist dazu zwingend logisch, sie einvernehmlich abzuschaffen. Warum am es nicht tut und dabei alle Seiten Gewinner bleiben, ist mir ein Rätsel.

  2. Mein heutiger Eindruck aus der deutschen Ferne auf die US-Evangelikalen ist, dass er da nicht die dauerhaft große Wirkung gehabt hat.

    Das mag ja täuschen, aber was gerade so die Ära Trump nach oben gespült hat, stimmt einen nicht optimistisch, was die US-Evangelikalen angeht.

    • Joerg, du sprichst mir aus dem Herzen. Auch wenn Ron Sider keine ausreichenden Spuren hinterlassen haben sollte, dann pflanzte er doch das Apfelbäumchen, an das man auch vor dem Weltuntergang noch denken sollte.

  3. Christinnen und Christen sollten alle Atomwaffen ächten

    „Wir tun Buße für dieses unser Versäumnis und dafür, dass wir manchmal Evangelisation und soziale Verantwortung als sich gegenseitig ausschließend angesehen haben.“! Dieses Zitat im Zusammenhang mit dem Tode des bekannten (politisch) linken Evangelikalen Ron Sider hat mich sehr erfreut. Denn beides gehört nach Sider`s Überzeugung wie die Forder- und Rückseite einer Münze zusammen: Das soziale Tun und die Evangelisation bzw. Mission. Etwas verkürzt und zugespitzt könnte man auch postulieren, Jesus selbst sei der beste Evangelist gewesen und auch jener, der die Nächstenliebe und -hilfe in den Mittelpunkt stellte. Dafür spricht auch, dass die Bergpredigt Jesu über alle Jahrtausende hinweg ihre Aktualität auch unter heutiger (insbesondere politischer) Perspektive behalten hat.

    Wir Menschen sind leider in unserem grundsätzlichen Verhalten absolut nicht friedlich. An einer anderen Stelle unter Jesus.de habe ich momentan gelesen, welche Katastrophe beispielsweise schon ein lokaler Atomkrieg weltweit mit Hungersnöten, radioaktiver Verseuchung, vielen Millionen Toten und als ein absoluter Brandbeschleuniger des Klimawandels haben würde. Das gilt nur für 100 Atombomben. Weltweit gibt es vermutlich mehr als 11.000 dieser schlimmsten der schlimmen Waffen. Insbesondere die Aktualität der Seligpreisungen Jesu der Friedfertigen und der Barmherzigen in der Bergpredigt besteht nicht nur in dem kulturellen Mehrwert, sondern dass solche Haltungen auch in der Politik (eigentlich immer mehr) unser Überleben auf diesen schönen Planeten sichern könnten. Gleichzeitig prophezeit uns die Heilige Schrift, dass wir Menschen die Waffen zu Pflugscharen machen und den Krieg ächten.

    Sicher glauben und hoffen wir alle auf den Neuen Himmel und die Neue Erde – ein völlig neues Universum – als Ewiges Leben in einer erlösten Schöpfung. Aber unser liebender Gott hat es uns leider auch zur Aufgabe gemacht, diesen schönen blauen Planeten zu erhalten und ihn nicht mit allen Kreaturen zu einem toten Gesteinsplaneten zu machen wie den Mars. Es wird ja immer wieder behauptet, die Natur auf unserer Erde könnte auch ohne uns Menschen sehr gut oder sogar noch besser funktionieren. Dies ist sicherlich richtig. Aber ein Atomkrieg, wie er derzeit wieder droht, vor allem immer auch durch Irrtum bzw. menschliche Fehleistungen möglich, würde dem Leben auf unserer Erde den Garaus bescheren. Denn die 1 Billionen Galaxien, jede mit mehreren hunderten Milliarden Fixsternen und deren Planeten machen es sehr wahrscheinlich, dass es viele Erden im Weltall gibt. Aber unsere Heimat, die wir eigentlich als Garten Eden bewahren sollen, bleibt unsere vordringlichste Aufgabe. Der UN-Generalsekretär erscheint mir wie ein einsamer Rufer in der Wüste, wenn er langfristig die Abschaffung und Ächtung aller Atomwaffen fordert. Ich meine sogar, es eilt damit sehr. Wer Bach singt, die Messe liest, auf einer Kanzel predigt und das Evangelium verkündigt, der müsste eigentlich ebenso die Atomwaffen ablehnen und dies auch mutig vertreten. Die Abschreckungsideologie des Kalten Krieges und ihre politische Belobigung als Kriegsverhinderer ist logisch ein unsinniger Hohn. Man kann den Teufel nicht mit dem Belzebub austreiben, ohne dabei unter die Räder zu kommen. Wir haben Glück und Gottes Bewahrung, sonst wäre das Unheil längst passiert. Wer das atomare Desaster möglichst verhindern will, tut ein großes Werk der Nächstenliebe und auch der Gottesliebe. Was nutzt soziale Gerechtigkeit zu fordern, die Gesellschaft etwas gerechter zu machen und ein lebenswertes Leben auf Erden den meisten Menschen zu ermöglichen, wenn alles im Feuer untergeht ?

    • dann spiele ich mal den advocatus diaboli:

      Hätte Russland die Ukraine auch überfallen, wenn diese damals nicht auf ihre Atomwaffen verzichtet hätte (zugunsten von Garantien, die – wie wir heute wissen – nichts wert waren)?

      Es sind diese Dinge, die meinen eigenen Pazifismus seit 2 Jahren ziemlich erschüttern.

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