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Sabbat einhalten: Im Schöpfungsrhythmus lebt es sich besser

Wer viel leistet, ist viel wert? Pastor Moor Jovanovski sagt: Der Mensch hat auch Wert und Würde im Ruhen.

Anfangs. Mit diesem Wort beginnt die Bibel. Das hebräische Wort „Be’reschit“ (im Anfang) definiert die ersten und ursprünglichen Taten Gottes als das Grundlegende für jegliche Existenz und auch Identität. Auch die lateinische Bezeichnung „Genesis“ des ersten Mosebuches macht deutlich, dass es hier um Ursprünge und Grundlagen geht.

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Mit diesem Beginn und mit dieser Benennung wird deutlich, dass der Auftakt des Lebens in und aus Gott heraus geschehen ist. Was möglicherweise an dieser Stelle vertraut und selbstverständlich klingt, muss wieder neu erschlossen werden. Denn aufgrund unserer digitalisierten 2.0-Arbeits- und Lebenswelt haben wir eine enorme Verschiebung der Prioritäten.

„First things first“

Die Strategie „First things first“ bezieht sich bezeichnenderweise auf die Effektivität der Arbeitskraft, nicht auf einen notwendigen Lebensrhythmus. Doch es geht eben darum, den richtigen Rhythmus zu haben. Denn „erste Dinge“, im Sinne von tatsächlicher Priorität, sollte etwas anderes bedeuten.

Anfangs, so wird uns berichtet, erschuf Gott die Welt aus sich heraus als Akt seines souveränen Willens. Und zu seinem Handeln gehörte auch das Vollenden. In den ersten drei Versen von Genesis Kapitel 2 begegnet uns dieses Handeln in dem Dreiklang „ruhen, segnen und heiligen“.

Diese Worte beschreiben den Akt des Vollendens. Sie müssen miteinander betrachtet werden. „Ruhen, segnen und heiligen“ stellt eine finale Handlung dar. Es sind keine einzelnen, isolierten Handlungen, sondern sie ergeben ein Ganzes. Und hier sollte man die erwähnte tatsächliche Priorität sehen: etwas vollenden.

Der Rhythmus der Schöpfung

Das ist uns aber nicht immer möglich. Ereignisse und Aufgaben wiederholen sich, ziehen sich hin, werden in verschiedenen Phasen abgehandelt oder liegen nicht immer im eigenen Einflussbereich. Wie kann man dann „vollenden“ verstehen?

Im Kontext des Schöpfungsberichts von Welt und Mensch begegnet man immer wieder einer rhythmischen Wiederholung: „Und es wurde Abend, und es wurde Morgen …“ Im Anschluss daran wurde der entsprechende Tag definiert und festgelegt.

Vollenden bedeutet somit, die Grenze eines Tages zu respektieren und seine Arbeit (vorerst) zum Abschluss zu bringen. Beachtet man für sich Grenzen (Arbeitszeit, Kraft und Motivation, Ressourcen) und nimmt sie nicht als Beschränkung, sondern als Taktgeber wahr, findet man besser in den Rhythmus der Schöpfung. Durch den Dreiklang „ruhen, segnen und heiligen“ definiert man diese Grenze und macht sich bewusst, dass auch im Laufe eines Tages irgendwann Zeit ist zu „vollenden“.

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Von der Arbeit zu ruhen, meint, die Arbeit „loszulassen“, weil man seine Grenzen als Mensch akzeptiert. Es ist doch so, dass Erfolg und Ergebnis der Arbeit sich nach der Arbeit einstellen. Wenn man nur mit Arbeit beschäftigt ist, steht man in der Gefahr, Erfolg und Ergebnis zu übersehen.

Subjektiv stellt sich dann das Gefühl ein, in einem Hamsterrad zu agieren. Ruht man jedoch von seiner Arbeit und kann sie loslassen, erkennt man, was man erreicht hat. Auch am Ende eines gewöhnlichen Tages findet man so Wertschätzung für das, was man getan hat.

Die Arbeit Gott widmen

Dass man dann den Tag auch segnen sollte, ist Ausdruck einer Bitte an Gott. Denn wenn ich Segen ausspreche, bitte ich Gott um sein Handeln. Ich bitte ihn, dass er mein Engagement zu etwas Gutem werden lässt und dass es sich auch positiv auf andere auswirkt. Dass es auch nachhaltig ist und zu soliden Ergebnissen führt. Diese Dinge hat man als Mensch (bei aller Kompetenz) nicht wirklich in der Hand. Segnen verstärkt das Loslassen.

Durch das Heiligen kommt man nun dem Gebot des Sabbats auch konkret nach. „Heilig“ bedeutet „gottgemäß“ und bildet in der Handlung des Heiligens eine Zugehörigkeit und Identität ab. Meine Arbeit widme ich sozusagen Gott selbst und bringe zum Ausdruck, dass ich meiner eigentlichen Identität als Geschöpf Gottes Raum gebe.

Wer seine Arbeit vollenden kann, zur Ruhe kommt, seine Arbeit segnet und Gott widmet, macht deutlich: Ich gehöre zu Gott. Er oder sie weist darauf hin, dass das Leben wertvoll ist und auch durch Ruhe geehrt wird. Dass Gott geehrt wird.

„Der Sabbat wurde zum Wohl des Menschen gemacht und nicht der Mensch für den Sabbat.“

Markus 2,27

Im Neuen Testament ist der Sabbat immer wieder Dreh- und Angelpunkt von religiösen Diskussionen. Und leider hat sich dies auch bis in das moderne Christsein gezogen. Es werden Regeln und Meinungen zementiert, die zu einer Gesetzlichkeit erhoben werden.

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Was Jesus aber deutlich macht, muss auch heute wieder klar sein: „Der Sabbat wurde zum Wohl des Menschen gemacht und nicht der Mensch für den Sabbat“ (Markus 2,27). Jesus stellt klar, dass es in der Verantwortung eines jeden Einzelnen liegt, dies für sich zu leben und diesen Rhythmus aufzunehmen. Der Sabbat sollte nicht Gegenstand religiöser Auseinandersetzungen sein.

Der Sabbat gilt auch heute noch. Jesus hat ihn nicht aufgehoben. In Hebräer 4,1-11 ff. lesen wir davon, dass der Sabbat wie ein Ausblick auf die Erlösung durch Jesus zu verstehen ist. Die „Unruhe“ des Menschen, der die Erlösung in Jesus noch nicht hat, wird durch die „Ruhe der Erlösung“ aufgehoben. Die Bedeutung des Sabbats ist bis heute ungebrochen und wird durch Jesus sogar noch verstärkt: Die Erlösung in Jesus macht das Menschsein erst möglich.

Am siebten Tag ruhen

Wer sich in seiner Identität als Mensch ausdrücken will, der vollendet seine Arbeit. Der übernimmt den Rhythmus von ruhen, segnen und heiligen. Der sollte nicht über Wochentage, Religiosität, Frömmigkeitsstile, Gesetz oder Freiheit streiten. Vielmehr gilt es zu verstehen, dass Gott hierin ein Prinzip festgelegt hat, das für und nicht gegen den Menschen ist.

Es ist richtig und wichtig, dass man nicht nur seinen Arbeitsalltag zur Vollendung bringt, sondern auch an einem siebten Tag ruht, segnet und heiligt. Zum Schöpfungsrhythmus gehört, dass es vierundzwanzig Stunden gibt, an denen ich sozusagen in der Vollendung verweile.

Dass dies nicht bei jedem gleichgeschaltet sein kann, ergibt sich aus den Berufsbildern. Wie kann ich beispielsweise als Pastor darauf bestehen, an einem Sonntag nicht zu arbeiten? Verletze ich den Sabbat und andere nicht? Oder wie ist das mit Berufen, die sowohl Schichtarbeit als auch Wochenenddienste haben? Oder mit dem Elternsein? Und dem ehrenamtlichen Engagement? Der Ansatz muss ein anderer sein.

Den Takt verloren?

Es muss deutlich werden, dass „First things first“ den Menschen und nicht die Aufgabe betreffen muss. Sabbat bedeutet Wertschätzung. Ich ehre meine Arbeit. Ich ehre mein Sein. Ich ehre Gott. Und das am Ende eines Tages und am Ende von sechs (Arbeits-)Tagen. Dieser Schöpfungsrhythmus verstärkt das Leben.

Zugegeben, in unserer Zeit kommt man schnell aus dem Rhythmus. Jeder kennt Stress, Abgabefristen, Personalmangel, hohe Arbeitslast und so vieles mehr. Das trägt dazu bei, dass man noch zusätzlich über das Prinzip dieses Schöpfungsrhythmus stolpert und den Takt vollständig verliert – und auch die Nerven.

Es hilft, wenn man bereit ist, sich unterbrechen zu lassen oder sich selbst zu unterbrechen.

Was gilt es dann zu tun? Ein Vergleich aus der Musikschule kann helfen: Wenn der Schüler den Rhythmus verliert, dann unterbricht ihn die Lehrerin. Dann zählt sie den Takt neu ein und der Schüler findet den Rhythmus wieder.

Wenn wir aus dem Rhythmus kommen, sollten wir uns unterbrechen. Oder besser: uns unterbrechen lassen. Dann gilt es, auf den Takt des Sabbats zu hören, um wieder neu einzusteigen. Es hilft, wenn man bereit ist, sich unterbrechen zu lassen oder sich selbst zu unterbrechen.

Gesunde Balance

Der Schöpfungsrhythmus verhilft dann auch zu einer gesunden Balance. Es entwickelt sich eine Reife, durch die man besser in der Lage ist, zu bewerten und zu entscheiden, wann Arbeit im Fokus sein muss und wann nicht. Es hilft vor allem, wenn man sich daran erinnert, dass die persönliche Identität nicht durch Arbeit definiert wird.

Das fällt oft schwer, weil in unserer heutigen Zeit vieles über Leistung definiert wird. Genau deshalb ist der Sabbat wichtig: Er weist darauf hin, dass der Mensch Wert und Würde auch im Vollenden und Ruhen hat.

Moor Jovanovski ist Pastor im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) und als Redner und Berater tätig. Er lebt mit seiner Frau Monica und seinen beiden Kindern in Erzhausen. www.moorjovanovski.com


Ausgabe 4/22

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

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2 Kommentare

  1. Ob unser inneres Licht noch brennt ?

    Ich finde es interessant und auch für meinen Glauben nützlich, etwas mehr vom denken und glauben der Pfingstkirche zu erfahren. Nachfolgende Sätze des Autors finde ich wichtig und zentral:

    „Wer seine Arbeit vollenden kann, zur Ruhe kommt, seine Arbeit segnet und Gott widmet, macht deutlich: Ich gehöre zu Gott. Er oder sie weist darauf hin, dass das Leben wertvoll ist und auch durch Ruhe geehrt wird. Dass Gott geehrt wird“! Ich habe in meiner Ev. Kirche der Pfalz erlebt, dass hier neben evangelisch und katholisch ganz viele unterschiedliche Kirchen beispielsweise den Pfingstabend gestalteten. Eine wunderbare gemeinsame Aktion, mit der Einladung an alle Nachbarn. Selbst die Neuapostolische Kirche ist dabei. Alle haben bei der zentralen Eröffnung ihre Kerzen angezündet und das „Licht der Welt“ in ihre eigenen Gemeinden mitgenommen: Geschwisterlichkeit weit über den frommen Tellerrand.

    Denn das Grundsätzliche ist uns allen gleichermaßen wichtig: Wir dürfen auch zur Ruhe kommen. Jedenfalls fühle ich mich darin bekräftigt, vor allem auch davon erfüllt zu sein, dass wir als Menschen alle „Geist von Gottes Geist“ sind. Einen klugen Beitrag leistete vor einziger Zeit hier im Netz von jesus.de jemand, der es ungefähr so ausdrückte: „Am Anfang vor der Schöpfung war nur Gott und eine große Leere. Gott schuf alles nicht nur mit seinem Geist, nicht nur durch sein Wort, sondern aus sich selbst (Es war ja noch nichts vorhanden). Wir sind – so darf man vermuten – Geist aus Gottes Geist. Unsere Seele, das was uns im Innersten ausmacht, ist (oder sollte) göttlich sein. Dem entspricht die Gottebenbildlichkeit von uns Menschen, nicht nur als Ideal gemeint, auch keine Überhöhung von uns Menschen gegenüber Gott, sondern wir sind durch den Stempelabdruck des Schöpfers in unserer Seele (zugegeben zugespitzt formuliert) himmlisch geadelt. Oft bin ich viel zu nüchtern, zu rational beim Glauben.

    Ich kann mir daher vorstellen, wie wichtig es ist, auch zur Ruhe zu kommen. Nicht in jedem Moment können wir die Welt retten. Jede und jeder darf sich fallenlassen, bildlich gesehen die Füße ausstrecken, den Erdboden unter sich fühlen, oder mit den nackten Füßen die Erde betreten: Vielleicht meditieren, mit Gott reden wie mit einem guten Freund. Oder: Wie in Taize sich einfach hinsetzen, vor dem Schöpfer stillwerden, ihm danken, bei ihm lange verweilen mitten unter den Geschwistern im Glauben. Wir leben nicht weil wir arbeiten, uns abmühen, vor dem Schöpfer eine gute Figur machen möchten, oder Angst haben er könnte uns bestrafen. So zur Ruhe kommen kann ja Sabbat sein auch am Sonntag, man muss den Sabbat dazu nicht in anderen Kirche einführen, sowie den Sonntag bei den Pfingstgemeinden. Es ist ein schönes Gefühl sich zu verinnerlichen, dass wir und ich niemals tiefer fallen können als in die geöffneten Hände Gottes. Es gibt keine Macht auf Erden und im Universum, die uns je aus unserer Gotteskindschaft entfernen kann, gegen unseren Willen. Ob wir es selbst tun können, darüber darf jeder hoffen und streiten. Mit dem Sabbat und dem Zur-Ruhe-kommen am Sonntag, oder bei anderen guten Gelegenheiten, ist nicht gemeint unser gutbürgerliches Ausruhen, so schön ein gutes Mahl in einem angenehmen Lokal am Sonntag ist. Oder das Verweilen im Eiscafe unter den Sonnenschirmen bzw. das Liegen in der Sonne beim Baden im Schwimmbad. Ich denke da eher an den Seelengang in uns, nach dem inneren Licht zu sehen, ob es noch brennt. Ob Gottes Geist uns treibt. Ich habe die Phantasie mir vorzustellen, dass Gott das ganze Universum umfasst, vom kleinsten Teilchen bis zum Superquasar, in jeder Blume, im Singen der Vögel, in meiner Fähigkeit zu denken, mich zu freuen oder zu trauern. Aber nicht wie ein biologisches Naturgesetz, sondern auch und vor allem als ein liebevolles Gegenüber. Der mich viel besser kennt als ich selbst. Und deshalb darf ich auch einmal nichts tun. Leer werden vor Gott könnte ja auch bedeuten zu wünschen: Lieber Gott, lieber Jesus Christus, gibt Du mir deinen Geist.

  2. Ich finde, man sollte hier in der Begrifflichkeit klar bleiben.
    Der Sabbat geht von Sonnenuntergang am Freitag bis Sonnenuntergang am Samstag. Es ist der Ruhetag Gottes und das Ende der Woche.

    Der Sonntag ist der Ruhetag der(meisten) Christen. Mit ihm wird die Auferstehung Jesus begangen und es ist der erste Wochentag.

    Das sind unterschiedliche Dinge.

    Nach jüdischer Überzeugung ist es übrigens richtig, dass Christen keinen Sabbat halten sondern den Sonntag. Sabbat halten müssen und sollen nur Juden. Nichtjuden sollten hiernach sogar einmal bewusst den Sabbat brechen, damit es keine Verwechslung gibt.

    Insofern ist der innerchristliche Streit, ob nun Sabbat oder Sonntag zu heiligen ist, eigentlich überflüssig.

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