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Statt „sollte, könnte, hätte“: Einfach mal machen

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

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Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner

Es gibt immer gute Gründe, etwas nicht zu tun. Tom Laengner meint jedoch: „Sollte ich nicht weniger ’sollte‘ sagen?“ – und zum Beispiel Wasser sparen.

Der Einsatz einer Säge schafft Tatsachen, wie jeder Kundige weiß. Das ist auch dann nicht anders, wenn ich lediglich die ganz kleine Metallsäge aus dem Werkzeugkasten meines fünfjährigen Enkelsohnes nutze. Denn ist so ein Schnitt, zum Beispiel in einem Fallrohr für Regenwasser, erst einmal getätigt, so lässt er sich nicht mehr rückgängig machen.

Dieses Wissen trägt nicht eben zu meiner Entspannung bei. Auch bin ich kein Freund von kreativen Aktionen mit handbetriebenen Bügelsägen. Aber einmal kitzelte es mich doch in den Fingern. Ich wollte eine Regenwasserklappe einbauen. Dazu musste die Klappe gekauft und das bereits vorhandene Rohr gekürzt werden. Doch leider verließ mich der Mut, nachdem ich die Klappe im Baumarkt erstanden hatte. Das war vor mehr als einem Jahr. Die Wasserklappe glänzt also wie nigelnagelneu! Sie hatte es ja auch im Regal trocken und warm.

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Und während in dieser Zeit eine ganze Menge Regenwasser die Zinkwände entlang lief, habe ich mal nachgedacht. Waren meine guten Gründe, den Versuch nicht zu wagen, möglicherweise nur Ausreden? Ich fragte mich, was in meiner Situation im schlimmsten Fall hätte geschehen können. Jawohl; sorgloses Handeln hat seine Grenzen. So würde ich der Menschheit dringend abraten, sich von mir die Zähne ziehen zu lassen. Allerdings kommt ja auch kein Mensch auf so eine blöde Idee!

Beim Fallrohrsägen lag der Fall aber entschieden anders. Und vielleicht ahnst du es schon: Die Säge aus Enkelsohns Werkzeugkasten reichte zur Operation am Ende völlig aus.

Meine Frau würde sich freuen – und Gott auch

Das Blödeste an der Wartung und Entwicklung meiner guten Gründe ist doch, dass ich mir selber beweise, dass ich etwas nicht schaffe. Zu meinem Glück weiß ich, dass meine Frau und Gott mich bedingungslos lieben. Aber zumindest meiner Frau würde ich mit der Regenrohrklappe eine große Freude machen. Denn dann verschwindet das Wasser nicht einfach im Gully. Wir könnten es also nutzen. Im Sommer für Blumen und Gemüse; im Winter für die Toilette. Das sollte auch dem Herrn allen Wassers ein anerkennendes Nicken abringen.

Der erste Sägegang ging dann daneben. In meiner Vorsicht hatte ich nicht genug abgesägt. Also musste ich die Rohre nochmals lösen. Der zweite Sägeschnitt geriet schiefer als der erste, was ihn aber nicht zu stören schien. Doch schließlich passte auch alles ineinander. Und irgendwie war es ein gutes Gefühl, es geschafft zu haben. Das war doch etwas ganz anderes als nur im Kopf zu denken, dass man mal dies und das tun sollte oder müsste.

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Auf sich übertragen

Fatal wäre allerdings der Schluss, kleine Bügelsägen an die Bevölkerung zu verteilen. Es wäre absurd, ihnen zu empfehlen, überall auf Gottes schöner Erde Regenwasserklappen einzusetzen, ob das Fallrohr es nun will oder nicht. Aber jeder Mensch, der seine fünf Sinne beieinander hat, kann die kleine Anekdote auf sich übertragen.

Ich der darauffolgenden Nacht wachte ich auf. Ein leichter Regen fiel. Doch es klang, als würde ein Riese vom Dach genau in die Tonne pinkeln, die unter der frisch montierten Klappe stand. So ging ich ging kurz raus und machte die Klappe zu. Ich wollte doch so gerne in Ruhe schlafen.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. Nichts ist schwieriger als „einfach mal machen“

    Tom Laengner hat mich beim Lesen seines Textes zum Schmunzeln gebracht. Ich fühlte mich ertappt, denn ich gehöre zu den Leuten, deren Probleme schon beim Aufhängen eines Bildes beginnen. Auch jedwede Technik – und was ich heute nicht technisch – rufen dann nicht selten leichte Versagensängste hervor. Über die richtige Beschreibung, wie man einen Nippel durch eine Lasche zieht, wozu es sogar ein Liedchen gibt, kann man trefflich streiten. Zusammenbauanleitungen scheinen von Autoren geschrieben, denen offensichtlich die Gabe fehlt, es für jede/jeden auch verständlich auszudrücken. Eine an sich abenteuerliche Expedition durch Mittelamerika wäre auch, heute 40 Jahre zurückliegend, eine Traumerinnerung. Wäre, hätte ich nicht im Urwald abends alleine ein Zelt aufbauen müssen. Peinlich, dann andere um Hilfe zu bitten. Das war schwieriger als nur den Nippel durch die Lasche zu buxieren. Zelte haben die Eigenart, dass sie schwache Beine haben und Gestänge, die nicht immer zusammenpassen.

    Aber die Angelegenheit unter dem Stichwort „sollte, könnte, hätte“, kann allerdings eine ganz andere Dimension gewinnen. Ich gehöre auch zu den Zeitgenossen, die leidige Angelegenheiten vor sich her schieben. Als Bürokrat und durchaus mit der Kunst begabt, etwas schön und auch phantasievoll auszudrücken, habe ich gelernt: Lege eine Liste an nach Dringlichkeit und Wichtigkeit und erledige dann alles entsprechend dieser Kriterien. Nun bin ich aber auch der Herr des Ermessens über die Frage was wichtig und dringend ist und was auch länger liegen bleiben kann. Unangenehme Briefe, komplizierte Angelegenheit, Telefonate mit gefühlt schwierigen Leuten und blödsinnige Routineerledigungen kamen dann immer in die Warteschleife. Mein Büroablage war bald ein Turm, hinter dem man mich nicht mehr sehen konnte. Leider verursachte mein Umgang mit der Prioritätensetzung mehr Stress als erforderlich. Ich kam mir vor wie der Künstler auf der Bühne, der die Teller auf schmalen Stöcken tanzen lassen soll, immer mehr tanzende Teller erhält und in einer Endlosschleife hin und her rennt.

    Vielleicht ist es da besser, tatkräftig zu werden. Sonst geht es mir wie dem Pfarrer, den ich dringend um eine kurze Nachricht per EMail bat und nie eine Antwort erhielt. Inzwischen hatte sich die Angelegenheit von selbst erledigt. Als ich ihn nach drei Wochen der Vollständigkeit halber fragte, ob er meine Nachricht erhalten habe, sagte er (völlig humorlos): Ich habe sie gelesen. Wenn der Himmel Humor haben sollte und Gott deshalb auch lacht, dann dürfte er darüber zumindest geschmunzelt haben. Aber solange wir als Einzelne über uns selbst lachen können, bleibt die Welt in Ordnung

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