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Theologe: Den Gottesdienst als Fest wiederentdecken

Der Sonntagmorgen-Gottesdienst verliert an Bedeutung. Liturgie-Experte Jochen Arnold plädiert für mehr Vielfalt.

Kirchliche Gottesdienste brauchen nach Auffassung des Theologie-Professors Arnold künftig noch mehr Bereitschaft, sich auf die Menschen und ihr Leben einzulassen. Außerdem gelte es, den Gottesdienst als Fest wiederzuentdecken, sagte der Direktor des Michaelisklosters in Hildesheim dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach einem Kongress in der evangelischen Fortbildungsstätte.

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„Das heißt, dass wir die Party nicht nur dem Schützenfest überlassen, sondern erlebbar machen: Die Party findet tatsächlich bei uns statt.“ Bei dem Kongress „Quo vadis, Gottesdienst?“ trafen sich rund 130 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Wissenschaft aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Jochen Arnold Theologe
Jochen Arnold (Foto: Rolf Zoellner / epd-Bild)

Gottesdienste sind vielfältig

Statistiken zeigten, dass es einen Bedeutungsverlust des Gottesdienstes gebe, besonders am Sonntagmorgen. Zugleich werde deutlich, dass Gottesdienste sehr vielfältig seien und teilweise auch in unterschiedlichen Formen und Gestalten Zulauf fänden. Das zeigten die Gottesdienste mit Event-Charakter wie an Heiligabend, Ostern oder Erntedank ebenso wie die Formate, die während der Corona-Zeit digital, im Freien oder auch im Wohnzimmer entstanden seien. „Das gottesdienstliche Herz der Kirche schlägt weiter.“

Beim Blick auf die niedrigen Besucherzahlen gehe es nicht darum, wie das Kaninchen angstvoll auf die Schlange zu starren, betonte Arnold, der auch Vorsitzender der Liturgischen Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. „Wir wollen einen neuen Aufbruch wagen und uns öffnen, um uns zu den Menschen und ihren Fragen und Bedürfnissen hinbewegen.“ Wichtig sei in diesem Zusammenhang der Gedanke einer inklusiven Kirche. Es gelte, Menschen diverser Kulturen und Frömmigkeit, Sprachen und Neigungen mit einer offenen Willkommenskultur so zu empfangen, dass sie sich im geistlichen Angebot zu Hause fühlten.

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Festfreude durch gemeinsames Essen wecken

Für den Gottesdienst der Zukunft gebe es kein Patentrezept, unterstrich Arnold. Eine Vielzahl von Formaten müsse für eine einladende Kirche im 21. Jahrhundert stehen. Von den Kirchenleitungen brauche es eine klare Ermutigung, dass der Gottesdienst am Sonntagmorgen um 10 Uhr wichtig bleibe, aber eine Option unter anderen Formen werde. Auch könnte die Kirche viel öfter beim Abendmahl eine richtige Mahlzeit in den Gottesdienst einbinden, anstelle eines „Abendmahls-to-go“ oder eines kurzen Kirchencafés im Anschluss. Nur so komme Festfreude auf.

Ebenso wichtig für gelingende Gottesdienst-Angebote sei die musikalische Vielfalt, von Choral über Taizé-Lieder bis zu Gospel. Diese sollten „mit Geschmack“ gemischt werden, mahnte Arnold. „Wenn zu viele musikalische Zutaten in eine Gottesdienst-Suppe gerührt werden, kann das den Geschmack beeinträchtigen.“ Insgesamt müsse das „Gottesdienst-Buffet“ stimmen. Wichtig sei deshalb, dass die Gottesdienstangebote in einer Region besser aufeinander abgestimmt werden.

Quelleepd

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4 COMMENTS

  1. Ich finde ein Gottesdienst sollte erfrischend und ermutigend sein!
    Begegnungen mit Gott selbst, im Herzen💕
    Gemeinsamkeit finde ich sehr sehr wichtig!
    Auch nach den Gottesdiensten, denn viele Menschen gehen in den Gottesdienst und sind danach genauso allein wie vorher.
    Wenn Gottesdienste belebender wären….wäre das schon gut.
    Wie auch immer das gestaltet wird.
    Es kommen unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichen Bedürfnissen!
    Teilweise ausgebrannt, leer und erschöpft von ihrem Leben.
    Auf der Suche nach einem Gott, der da ist.
    Diesen Gott zu erleben, darum geht es, denke ich.
    Und da kann jeder zu beitragen…jeder hat Gaben und Fähigkeiten von Gott ins Leben hinein gelegt bekommen.
    Das ist Reich Gottes-Reich Gottes bauen…meiner Meinung nach.
    Es geht ja ums „tuen“ ….nicht nur reden.
    Da wir alle nur Menschen sind ….“sind“ auch Ressourcen begrenzt.
    Die Frage ist, was kann ich-oder jeder Einzelne zu einem lebendigen Gottesdienst beitragen?
    Wo wird Hilfe benötigt?
    Mittagessen ist wirklich eine gute Idee ins Gespräch zu kommen….doch müssen auch Leute gefunden werden, die Lust zum Kochen haben….
    Naja…alles Theorie….Kaffee gibt es ja schon….Kuchen oder Gebäck ja auch…
    Die Bedürftigkeit zu sehen, seine Eigene vielleicht auch….was brauche ich, damit ich einen wirklich angenehmen Gottesdienst habe?
    Und Gott begegnen kann…mir helfen lassen kann von Gott selbst!
    In der Begegnung mit ihm in dem Haus Gottes?
    Was braucht es?
    Für schöne ,ehrliche….Gottesdienste?
    Das wäre meine Frage…wie gesagt, Zeit und Ressourcen müssen natürlich auch da sein.
    Sich selbst mit einbringen…wo könnte ich mich einbringen?
    Diese Frage kann sich jeder nur selbst stellen….
    Großes Thema!
    Liebe Grüße
    Meike

  2. Einfach wieder Gemeinde aufbauen

    „Statistiken zeigten, dass es einen Bedeutungsverlust des Gottesdienstes gebe, besonders am Sonntagmorgen. Zugleich werde deutlich, dass Gottesdienste sehr vielfältig seien und teilweise auch in unterschiedlichen Formen und Gestalten Zulauf fänden“. Dies stimmt so mit der von mir erlebten Realität überein. Ursprünglich hatten wir in der EKHN, wo ich 38 Jahre Kirchenvorsteher war, einen sonntäglichen Gottesdienstbesuch von zwischen 60 und 80 Gemeindemitgliedern in der Kleinstadt. Dann kamen die Jahrzehnte unter der Überschrift „Traditionsabbruch“. Hier in meiner neuen Heimat in der Pfalz ist das Problem nicht nur auf mangelnden Gottesdienstbesuch verkürzt (15 Menschen am normalen Sonntag, oder weniger). In nicht wenigen Gemeinden größerer Städte ist regelrecht die Kerngemeinde mit Gruppen, Kreisen, Angeboten usw. weggebrochen. Das Problem lässt sich hier leicht benennen – und zwar aus Sichtweise der Pfarrer*innen – und auch aus der Perspektive der Gemeindeglieder. Der normale Durchschnittschrist vermisst soziale Kontakte mit seinen Mitchristen – also hier auch die christliche Gemeinschaft – und dies motiviert nicht zum Besuch des Gottesdienstes. Aus Theologensicht entsteht so etwas wie ein „Gefühl der Machtlosigkeit“ etwas zu tun gegen das teilweise extrem geringe Interesse, wenigstens an den Sonntagsgemeinde teilzunehmen. Wozu Mühe geben, wenn kaum jemand zuhört? Oftmals sind auch die Versuche völlig ergebnislos, was Neues anzubieten. Dazu kommt das Problem, dass viele Kirchenvorstände in größeren Gemeinden eher Verwaltungsgremien sind mit Verwaltung, Finanzen, Bauen, Personal und Veranstaltungen. Für geistliche Fragen bleibt – trotz auch geäußertem gutem Willen – kaum Raum. Die Gemeinde gewissermaßen zu verwalten könnten andere Menschen mit speziellen Aufgaben besser, aber der Kirchenvorstand als (gewissermaßen evangelisches leitendes Geistliches Amt) sich auch mit dem Gemeindeaufbau zu befassen, mangelt es an einer Strukturreform. Es könnte mit mehr Zeit auch regelmäßig Gottesdienste in einer anderen Form stattfinden, aber auch die vorgegebene Liturgie ist nur ein Rahmen, der sich wunderbar füllen lässt mit dem was einem Gottesdienst immanent sein sollte. Was macht ein Bauherr eines maroden Hauses? Wenn er Geld hat, baut er neu. Heute wäre es wichtig, neben Strukturreformen auch eine innere Reformation einzuläuten, einfach wieder Gemeinde aufzubauen und nach dem Prinzip zu verfahren: Dass Kirche mit ihren Mitarbeitenden dringend geboten ist, die Pfunde zu mehren und Weltmeister im Knüpfen sozialer Kontakt zu sein. Das kann ja bescheiden beginnen, vielleicht dort wo es nichts gibt, ein oder zwei fortlautende Angebote zu machen. Wo etwas Licht und Kerzen angezündet werden, da wird man noch mehr anstecken. Unsere zu eingefahrene evangelische Sichtweise auf den Glauben, ist oft zu rational und verkopft. Menschen erwarten Nähe, aber auch Segnungen oder solche wunder-baren Handlungen wie Salbungen – beispielsweise. Taufen etwa am See als großes Fest könnte ja signalisieren, dass wir Christen nicht heimlich im dunklen Keller feiern müssen, wo es niemand sieht. Es gibt durchaus Gemeinden die blühen als seien sie ganz neu. Fast glaube ich nicht mehr an den Traditionsabbruch, sondern dass wir den Geist nicht wehen lassen wo er will. Denn der Heilige Geist weht nicht gegen unsere Faulheit.

  3. Wohl wahr.
    Am letzten Sonntag habe ich den wohl übelsten Gottesdienst erlebt, bei dem ich je war. Der Pfarrer hat schon vor Wochen den Gottesdienst auf 45 Minuten begrenzt, nun scheint er an den 30 Minuten zu arbeiten. Mitsingen gab es keines, niemanden wurde gesagt was als nächstes kommt. etc…
    Mit Gottesdienst hat das nichts zu tun.

  4. Ja, das stimmt. Am Sonntagmorgen ist die Kirche voll – nicht nur bei Taufe und / oder Konfirmation – sondern Woche für Woche. Nur abends kommen nicht mehr so viele wie vor der Pandemie.

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