Nach fünf Wahlgängen steht der neue Bischof der württembergischen Landeskirche fest: Ernst-Wilhelm Gohl. Er plant eine „Charmeoffensive“.
Der nächste Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg heißt Ernst-Wilhelm Gohl. Das „Kirchenparlament“ für knapp zwei Millionen Protestanten, die Landessynode, wählte den Ulmer Dekan am Samstag in Stuttgart im fünften Wahlgang mit 57 von 84 abgegebenen Stimmen. Damit erreichte er knapp die Zwei-Drittel-Mehrheit. Der 58-jährige Gohl tritt die Nachfolge für den im Sommer in den Ruhestand gehenden Bischof Frank Otfried July an.
In den ersten vier Wahlgängen hatte keiner der drei Kandidaten – darunter Gohl – die erforderliche Mehrheit geschafft. Das hatte zu Unmut in der Synode geführt. Gohl, der selbst seit 15 Jahren dem Kirchenparlament angehört, sagte nach seiner Wahl, als Bischof wolle er eine „Charmeoffensive“ in Richtung Synode starten. Auch im Evangelischen Oberkirchenrat wolle er die Menschen für Veränderungen gewinnen.
„Ich bin ein Mensch und nicht der liebe Gott“
Er wünsche sich eine fehlerfreundliche Kirche, erklärte er vor Journalisten. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sollten in dem Bewusstsein wirken: „Ich bin ein Mensch und nicht der liebe Gott.“
Reformen mahnte der künftige Bischof bei kirchlichen Strukturen an. Beispielsweise lasse sich in kleinen Kirchengemeinden auf dem Land kaum mehr jemand finden, der sich für vier Stunden in der Woche verpflichtet, die Kirchenkasse zu führen. Deshalb sollten sich mehrere Gemeinden für Verwaltungsaufgaben zusammenschließen, um dann auch Pfarrer von solchen Tätigkeiten zu entlasten.
Ein Bischof wird in Württemberg auf zehn Jahre gewählt. Da Ernst-Wilhelm Gohl bereits 58 ist, wird er die Altersgrenze von 68 fürs Bischofsamt vor Ablauf der Zehn-Jahres-Frist erreichen.
Hier äußert sich der neue Bischof der württembergischen Landeskirche, Ernst-Wilhelm Gohl, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) zu seiner Wahl: