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Alles beim Alten? – Religiosität während der Corona-Krise

Wo und wie finden Menschen in Krisenzeiten spirituelle und geistige Unterstützung? Wer findet Trost und Kraft im eigenen Glauben und kirchlichen Angeboten? Die Soziologin Maria Sinnemann hat dies für das Sozialwissenschaftliche Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland untersucht. Im Magazin SI Kompakt fasst sie ihre Ergebnisse zusammen.

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Neben allgemeinen Fragen zur individuellen Religiosität während der Corona-Krise nimmt Sinnemann die Oster- und Weihnachtsfeiertage gesondert in den Blick. Außerdem widmet sie sich der Fragestellung, welche Effekte kirchliche Verbundenheit und Angst vor dem Virus auf religiöse Erfahrungen und Praktiken haben.

Eins ihrer Ergebnisse: Trotz zunehmender Säkularisierung gebe es „einen beträchtlichen Sockel von Mitgliedern, die sich ihrer Religionsgemeinschaft – bemerkenswerterweise sogar weitgehend unabhängig von Alter oder Geschlecht – stark verbunden fühlen.“

Link: Studie: Neue Angebote, mehr Nachfrage?

1 Kommentar

  1. Meine Corona-Krisen-Gefühle und Zukunftshoffnungen

    Obgleich die weltweite Corona-Krise noch nicht beendet ist, entgegen vielseitiger Annahme und einer nachvollziehbarer Hoffnung, möchte ich hier ganz persönlich antworten. Mit meiner bisherigen ganz individuellen Erfahrung. Damit ist Leiden verbunden, Zwiespalt und eine geweckte Hoffnung, es möge nach dem weltweiten Krise auch durch die Kirche „ein Ruck“ gehen. Und die Hilfsbereitschaft ganz allgemein nachhaltig bleibt

    Leiden war mit der Krise verbunden, an einem herrlichen Tag mit blauem Himmel, Sonnenschein von morgens bis abends – an einem hohen kirchlichen Feiertag – den Tag nicht gemeinsam mit anderen Menschen in einem Präsenzgottesdienst verbringen zu können, das Abendmahl gemeinsam zu feiern und danach mit der Familie ein leckeres Essen in froher Runde in einem Restaurant einnehmen zu können. Es lag so etwas wie Trauer über allem, in mir ein Stück Verlassenheit auch von einer guten Tradition, religiöser Gewohnheit und eines altvertrauten Rituales. Als ältere Menschen hatten wir ein familiäres Ausgangsverbot, leicht gelockert dann mit Erlaubnis sich auf Parkbänke zu setzen wie es andere auch taten und zugleich mit einem fast surrealen Gefühl dabei. Es war alles anders, nichts wie vorher, als Unwirklichkeit gefühlt, wir standen neben uns. Die Straßen waren leer, die Menschen meist abgetaucht, sogar die Flieger am Himmel fehlten und der nächtliche Straßenlärm der Innenstadt.

    Dann geschah so etwas wie ein Wunder, etwas in dieser Form unverhofftes: Es waren im Netz, im alten Pantoffelkino, sehr viele Gottesdienste zu sehen. Mit ganz viel Ehrenamt auf die Füße gestellt, mittels bisher ungenutzter oder unbekannter Technik unters Volk gebracht. Viel schöner als in unserer früherer Zeit. Mit guten Predigten, viel Musik, in einer ganz anderen Form, liebevoll vorbereitet – auch aus der eigenen Stadt. Landauf und Landab wurden neue Ideen ausprobiert: Küchenandachten gab es, Predigten und Andachten vor Küchenfenstern und als Mitbringsel der Pfarrerin Toilettenpapier, genutzte Angebote seelsorgerischer Gespräche mittels Spaziergang durch Wald oder Park und viel viel mehr Ökumene in allen Angeboten. Oder ganz unorthodoxe gute Ideen an normalen Tagen und Nichtfeiertagen. Da dachte ich, es müsste nach Pandemieende auch dieser Ruck verstärken, sich von der Sonne der Gerechtigkeit aufwecken zu lassen und Neustarts in den Gemeinden zu probieren, wo bisher die Pfunde nicht vermehrt wurden oder gar die Kerngemeinde weggebrochen ist. Das konnte man dem Traditionsabbruch zuschreiben, oder ganz entgegen gesetzt einer langjährig praktizierten Routinearbeit. Die Routine in einer Ehe/Gemeinschaft kann ihr Tod sein und auch die christliche Gemeinde kann sich ungewollt selbst abschaffen. Mein Zwiespalt: Ist dies zuvor erhoffte nicht eine illusionäre Hoffnung. Oder manifestiert mein
    Zwiespalt bzw. Nichthoffnung fehlender Glaube bzw. Vertrauen in Gott?

    Aber das war es nicht nur: Denn in einer anderen Gemeinde war ich 38 Jahre lang Mitglied des Kirchenvorstandes. Ich habe daher schnell in der neuen Gemeinde mitbekommen, dass sich unheimlich viele Leute engagierten und auf anderen indirekten Wegen Gemeindearbeit betrieben haben. Aber es soll auch Pfarrer/innen gegeben haben, die sind einfach abgetaucht und in der Pandemie untergegangen. Oder vielleicht haben sie nur am Schreibtisch gearbeitet. Da bekam ich die Befürchtung, dass ein Aufbruch durch Betriebsblindheit fast aufgehoben werden könnte.

    Ich glaube nicht, dass Gott Naturkatastrophen, Krankheiten oder anderes Ungemach schickt, weil Jesus Christus als der Feuerwehrmann unserer Erlösung nicht zündelt um anschließend zu löschen. Aber ich bin zugleich davon überzeugt, dass die Krise auch eine von Gott gewollte Chance ist, unsere Kirchen an Haupt und Gliedern noch mehr zu demokratisieren, auf die Schwestern und Brüder besser zu hören (insbesondere bei unseren katholischen Mitgeschwistern), die weltweite Ökumene auszubauen mit mehr Hingeh-Strukturen als die üblichen Erwartungen, dass sie alle von selbst kommen in unsere heiligen Hallen. Es ist meine Erwartung an eine mehr missionarische Kirche, an der Bergpredigt orientiert, die sich vom Heiligen Geist tragen lässt auch ganz andere Wege zu beschreiten. Ob dies eine naive Fehlannahme ist wird sich zeigen. In der Krise stehen die Menschen immer zusammen und nach der Krise geht es meist auch gesamtgesellschaftlich weiter wie bisher – auch in den Klimabemühungen.

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