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Vor 80 Jahren: Barmer Theologische Erklärung verabschiedet

Am 31. Mai 1934 verabschiedete die erste Synode der Bekennenden Kirche die "Barmer Theologische Erklärung". Sie wurde inhaltlich maßgeblich von Karl Barth geprägt und gilt als bedeutendes Dokument des Widerstands der evangelischen Kirche gegen die "Deutschen Christen" und die Gleichschaltung der Kirchen durch den NS-Staat.

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Die "Deutschen Christen" hatten bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 in mehreren Landeskirchen die Mehrheit der Stimmen gewonnen. Hitler selbst hatte am Vorabend der Wahl in einer Radioanprache für sie Partei ergriffen. Vorläufer dieser deutschnationalen Strömung innerhalb des Protestantismus waren völkisch-nationalistischen Bewegungen im Kaiserreich. Die "Deutschen Christen" standen für eine Einführung des Arierparagrafen in der Kirche. Ihre Lehre war rassistisch und antisemitisch geprägt. Der strukturelle Aufbau der Kirche sollte sich am Führerprinzip orientieren, das Alte Testament aus der Bibel entfernt werden.

 Im Kampf gegen die Einführung des Arierparagrafen in der Kirche und deren Gleichschaltung schlossen sich unter der Leitung von Martin Niemöller im September 1933 in Wittenberg mehrere Pfarrer und Theologen zum "Pfarrernotbund" zusammen. Den Mitgliedern ging es dabei in erster Linie um die finanzielle Unterstützung und Solidarität mit Pfarrern jüdischer Herkunft.

 Der "Pfarrernotbund" protestierte dagegen nicht gemeinsam gegen die staatliche Diskriminierung der Juden. Viele Kirchenleiter teilten den in der Bevölkerung weit verbreiteten Antijudaismus. Der Theologe Walter Künneth, selbst Mitglied der "Bekennenden Kirche", empfahl zur Lösung der "Judenfrage" 1933 eine Verstärkung der Judenmissionl. Während er die Einführung des Arierparagrafen innerhalb der Kirche ablehnte, billigte er den staatlichen Antisemitismus. So sprach er in seinem Buch "Antwort auf den Mythus. Die Entscheidung zwischen dem nordischen Mythus und dem biblischen Christus" (1935) unter anderem von einem "zersetzenden Weltjudentum".

 Der sich zuspitzende Kirchenkampf führte Ende Mai 1934 zur Gründung und ersten Synode der "Bekennenden Kirche" in Wuppertal-Barmen. Dort verabschiedeten die Teilnehmer in Abgrenzung zu den "Deutschen Christen" einstimmig sechs Thesen mit klar christologischem Ansatz. Auf den Bibelvers Johannes 14,6 folgt in These eins die Feststellung: "Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes […] Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen."

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 In These drei wendet sich die Synode direkt gegen die "Deutschen Christen: "Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen." Gemeint ist hier die Lehre der "Deutschen Christen", die  das "deutsche Volkstum als zweite Offenbarung behaupten" (Karl Barth: Lutherfeier; TEH 4, 1933, S. 20).

 Die "Barmer Erklärung" ist in erster Linie ein theologisches Dokument der innerkirchlichen Auseinandersetzung mit den "Deutschen Christen" und kein Zeugnis direkten kirchlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Dies wird schon im Kommentar zur Erklärung deutlich, in dem Pfarrer Hans Asmussen, neben Barth und dem Theologen Thomas Breit einer der maßgeblichen Autoren der "Barmer Erklärung", schreibt: "Wenn wir protestieren, dann protestieren wir nicht als Volksglieder gegen die jüngste Geschichte des Volkes, nicht als Staatsbürger gegen den neuen Staat, nicht als Untertanen gegen die Obrigkeit, sondern wir erheben Protest gegen dieselbe Erscheinung, die seit mehr als 200 Jahren die Verwüstung der Kirche schon langsam vorbereitet hat." 

 In der Bewertung der "Barmer Erklärung" wurde immer wieder kritisiert, dass die Synode keine Stellung zur Diskriminierung der Juden nahm. Dass dies nicht geschah, wertete auch Karl Barth selbst rückblickend als Mangel.

 Noch heute ist die Barmer Erklärung in einigen Giedkirchen der EKD eine der Bekenntnisgrundlagen für die Ordination von Pfarrern. Die EKD listet die Erklärung auf ihrer Homepage als eines der zentralen kirchlichen Bekenntnisse und  "wegweisendes Lehr- und Glaubenszeugnis".
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 Sie können die "Barmer Theologische Erklärung" hier als PDF herunterladen.

(Quelle: jesus.de)

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