Jesus.de stellt in den kommenden Wochen verschiedene Kirchen und Glaubensgemeinschaften vor. Wir starten mit der Heilsarmee, der "Freikirche mit einem ausgeprägten sozialen Gewissen."
Name:
Im Gründungsjahr hieß die "Heilsarmee" noch "Ostlondoner Erweckungsgesellschaft", ab 1870 dann "Christliche Mission". Passend zur militärisch-straffen Organisation der Missionsbewegung ("Halleluja-Armee"), die einen möglichst effizienten "Kampf gegen das Böse" ermöglichen sollte, wurde der Name 1878 in "Heilsarmee" abgeändert. Ab dann wurden Mitarbeiter uniformiert und als "Offiziere" bezeichnet, einfache Mitglieder als "Soldaten".
Entstehung:
Gründer der Heilsarmee war der englische Methodisten-Pastor William Booth, ein überzeugter Evangelist, der ein Herz für die Menschen am Rand der Gesellschaft hatte. Aufgrund seiner Missionstätigkeit, die ihn in die verrufenen Slums Ost-Londons führte, geriet er zunehmend in Konflikt mit seiner eigenen Kirche. Booth und seine Frau Catherine verließen schließlich ihre Gemeinde, arbeiteten zunächst als freie Evangelisten und schlossen sich 1865 dann einer Evangelisationsgruppe an. Daraus entstand dann zunächst die "Ostlondoner Erweckungsgesellschaft". Die Ausbreitung der Bewegung, die sich das Motto "Suppe, Seife, Seelenheil“ ("Soup, Soap, Salvation") gab, erfolgte in rasantem Tempo. 1880 wurde die Heilsarmee in den USA und Australien gegründet, ein Jahr später auch in Frankreich. 1886 startete in Stuttgart die Arbeit der Heilsarmee Deutschland. (Schweiz 1882, Österreich 1927). Bewegungen, die der Heilsarmee ähnlich sind, sind die 1882 gegründete Church Army der Church of England sowie die Legio Mariae der Römisch-Katholischen Kirche (gegründet 1921).
Mitgliedschaft, Taufe und Abendmahl:
William Booth machte die Beobachtung, dass zahlreiche Menschen durch die Sakramente ihre Konzentration auf das Ritual selbst und nicht auf ihre Beziehung zu Gott richteten. Daher ließ er innerhalb der Heilsarmee keine Taufen durchführen oder das Abendmahl feiern. Dies wird bis heute so gehandhabt. Es steht jedoch allen Mitgliedern offen, Taufe und Abendmahl in anderen christlichen Gemeinschaften zu praktizieren. Jugendliche werden auf eigenen Wunsch hin eingesegnet. Für Säuglinge wird eine Kindersegnung angeboten. Um der Heilsarmee als Mitglied ("Soldat") beitreten zu können, muss man das Glaubensbekenntnis der Bewegung unterschreiben, erklären, für Gott leben zu wollen und versprechen, sich von Suchtmitteln wie zum Beispiel Alkohol und Tabak zu enthalten. Um Offizier zu werden, ist eine dreijährige Ausbildung auf einer Offiziersschule Voraussetzung.
Besondere Kennzeichen:
Offiziere und Soldaten der Heilsarmee fallen durch ihre Uniformen sofort auf und sind so als Ansprechpartner für Notleidende erkennbar. Ein weiteres wesentliches Merkmal der Heilsarmee ist ihr soziales Engagement, in der ihr methodistischer Ursprung deutlich wird. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Altenhilfe, Bildung, Katastrophenhilfe, Kinderpatenschaft, Kinder- und Jugendhilfe, Religion sowie in der Straffälligenhilfe.
Die Heilsarmee unterhält in Deutschland außerdem ein "Stabsmusikkorps", ein Blasmusikensemble mit den besten Heilsarmee-Musikern des Landes.
Besondere Schriften:
Das "Mission Statement" der Heilsarmee: "Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der universalen christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet sich auf die Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen."
Organisation und Amtsverständnis:
Bei den Mitgliedern der Heilsarmee wird zwischen meist ehrenamtlich tätigen "Soldaten", auch "Salutisten" genannt, und "Offizieren" unterschieden. Offiziere sind ausgebildete, hauptamtliche Geistliche und häufig Leiter von "Korps" (Ortsgemeinden) oder Sozialeinrichtungen. Dazu gibt es auch noch hauptberufliche Angestellte, die keine Mitglieder sind. Frauen haben in der Heilsarmee den gleichen Status wie Männer. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte schon Booths Frau Catherine, die als anerkannte Predigerin, Organisatorin (z.B. von Armenspeisungen) und als intellektuelle Führung der Heilsarmee in Erscheinung trat.
Weltweit leitet ein General (aktuell: Generalin Linda Bond, 66, aus Kanada) die Organisation. Ihren Hauptsitz hat die Heilsarmee in London. Die weiteren Gebiete, in denen die Heilsarmee aktiv ist, sind in Territorien aufgeteilt. So befindet sich in Köln das Hauptquartier für die Länder Deutschland, Polen und Litauen während der für die Schweiz, Österreich und Ungarn verantwortliche Hauptsitz in Bern liegt. Ebenfalls in Köln liegt zudem das "Sozialwerk", das die Sozialarbeit der Heilsarmee in Deutschland leitet. Deutschland ist in zwei Divisionen eingeteilt (NordOst und SüdWest), für die Divisionsoffiziere verantwortlich sind. Die Heilsarmee ist in Deutschland als "Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts" anerkannt.
Größe:
In Deutschland unterhält die Heilsarmee 45 Korps, davon je eins in Litauen und Polen (Warschau). Sie betreibt 42 Sozialeinrichtungen und beschäftigt 730 Angestellte. Von den rund 4000 Menschen, denen sie eine geistliche Heimat bietet (Stand 2011), sind 1063 Heilssoldaten, 154 Offiziere, 421 Angehörige und 2054 Gemeindezugehörige (Gottesdienstgemeinde). Weltweit ist die Heilsarmee in 126 Ländern aktiv und hat nach eigenen Angaben etwa 1,7 Millionen Mitglieder.
Finanzierung:
Die Heilsarmee finanziert sich durch Spenden (Sammlungen).
Zusammenarbeit mit anderen Kirchen:
Die Heilsarmee ist Mitglied in der "Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen" (ACK), "Vereinigung Evangelischer Freikirchen" (VEF), dem "Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland", der "Deutschen Bibelgesellschaft" und Mitglied im "Deutschen Spendenrat". Sie arbeitet außerdem in der "Evangelischen Allianz" und dem Deutschen Komitee des Weltgebetstags mit.
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Falls Euch interessiert, wie die alltägliche Arbeit der Heilsarmee auf der Reeperbahn in St. Pauli aussieht, dann könnt Ihr das in unserem Hauptartikel "Suppe, Seife, Seelenheil" nachlesen.