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Was Harris und Sampson mich über den Glauben lehren

KOMMENTAR

Erst Joshua Harris, jetzt auch Marty Sampson: Im Abstand von nur wenigen Wochen haben gleich zwei bekannte Christen öffentlich gemacht, dass sie mit dem Glauben hadern. Das macht betroffen – aber gibt auch Mut.

Von Nathanael Ullmann

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Überblicke ich die Nachrichten der vergangenen Wochen, überkommt mich ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst erklärt der Bestsellerautor Joshua Harris auf Instagram, dass er sich von seiner Frau scheiden lasse und sich nicht mehr als Christ sehe. Millionen Gläubigen hat er Jahre zuvor noch Beziehungstipps gegeben. Jetzt gibt er das, wofür er Jahre stand, auf. Kurze Zeit später schreibt auch Hillsong-Musiker Marty Sampson, dass sein Glaube derzeit auf sehr wackeligen Füßen stehe. Ob das Christentum stimme oder nicht, könne er für sich nicht mehr beantworten.

Es gibt keine Vorzeigeläufer

Es mag konfus klingen, aber mir machen solche Meldungen erst einmal Mut. Obschon ich immer im christlichen Kosmos gelebt habe, war ich nie der Vorzeige-Christ. Immer wieder sehe ich mich mit Zweifeln konfrontiert, immer wieder hinterfrage ich die Bibel und den Glauben. Ich werde mit aller Wahrscheinlichkeit niemals der sein, der voller Inbrunst Lobpreislieder mitschmettert oder mit der Bibel in der Hand in der Einkaufsmeile missioniert. Und es erfüllt mich mit einer Mischung aus Trauer und Neid, sehe ich mich mit christlichen Vorkämpfen konfrontiert, wie sie Harris und Sampson über Jahre hinweg waren. Es scheint ja offenbar zu gehen, ohne Zweifel für seine Sache einzustehen und völlig im Heiligen Geist aufzugehen.

Dass hinter dieser Fassade sehr wohl mehr Fragen als Ausrufezeichen stehen, beruhigt mich. Wir sind eben nicht von christlichen Überwesen umgeben, sondern von Zweiflern, Kämpfern und Schwachen. Harris und Sampson sind Menschen wie (hoffentlich auch) du und ich. Ich hinke nicht einsam hinter den Musterläufern über die Ziellinie, sondern diese Superläufer straucheln auch gelegentlich. Nachrichten wie diese machen mir noch einmal deutlich: Der christliche Glaube ist ein Glaube für Unvollkommene. Kein Mensch ist perfekt – und das darf im Christentum auch so sein. Schließlich hat sich sogar Jesus gerade die Gebrochenen gesucht: den zweifelnden Thomas, den verleugnenden Petrus, …

Ein Gott der Hinkebeine

Und doch machen mich diese Meldungen auch betroffen. Natürlich sollten wir Christen all unsere Hoffnung auf Jesus setzen. In der Praxis suchen wir uns aber doch immer wieder weltliche Mentoren für unser Glaubensleben. Und diese Hirten sind nicht selten populäre Menschen wir Harris und Sampson. Wenn nun sogar unsere Glaubenslehrer stolpern, wie steht es dann erst um uns? Wie soll ich es schaffen, Tag für Tag am Christentum festzuhalten, wenn sogar diese überzeugten Christen das offenbar nicht vermögen? Ihr Zweifeln bringt auch mich ins Zweifeln. Das ist nicht Vorderhand schlimm – daraus kann ein stärkerer Glauben erwachsen. Aber es hinterlässt ein ungutes Gefühl. Das Gefühl, dass ein Mitkämpfer fehlt.

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Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass Joshua Harris und Marty Sampson durch ihr Hadern zu einem neuen Verständnis von Gott gelangen. Ich hoffe, dass sie dadurch erneut zu einem Vorbild werden – für all die Gestürzten, die versuchen, im Glauben neu aufzustehen. Ich hoffe, dass sie zu einem Beispiel dafür werden, dass es vollkommen in Ordnung ist, im Glauben zu hinken und sich vielleicht eine Weile ganz von Jesus tragen zu lassen. Denn unser Gott ist einer der Hinkebeine, keiner der Extremsportler.

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