Mehr als drei Viertel (76 Prozent) aller US-Christen haben schon einmal freimütig vergeben. Das geht aus einer Umfrage des Barna-Instituts in Kooperation mit der Reimagine Group hervor. Trotzdem scheitern viele Christen an Menschen, denen sie nicht vergeben können.
Die Geschichte vom verlorenen Sohn gehört zu den bekanntesten Gleichnissen der Bibel. Es ist das Bild von einem Sohn, der sein Vermögen verprasst und arm zu seinem Vater zurückkehrt. Und von einem Vater, der sein Kind mit offenen Armen empfängt, ja sogar ein Fest für ihn veranstaltet. Diese Erzählung Jesu hat Generationen von Gläubigen beeindruckt. Doch wie steht es um dieses Bild in der Wirklichkeit? Das hat jetzt das Forschungsinstitut Barna in Kooperation mit der Reimagine Group herausgefunden. Sie hat Christen in der USA zum Thema Vergebung befragt.
76 Prozent der Befragten gaben an, dass sie jemand anderem schon einmal bedingungslos und freudig vergeben haben, nachdem er sie verletzt, verärgert oder gegen sie gesündigt hat. 15 Prozent der Teilnehmer konnten bisher nicht so vergeben, neun Prozent waren sich nicht sicher.
Anders sieht es dabei aus, Vergebung zu empfangen. Nur knapp mehr als die Hälfte der praktizierenden Christen (55 Prozent) kann sich erinnern, dass ihnen einmal so vergeben wurde. 38 Prozent wiederum sagen, sie haben nie solche Vergebung erfahren.
Viele können nicht vergeben
Schwer tun sich viele Christen damit, eine bestimmte Person wieder anzunehmen. Mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) gaben an, eine Person zu kennen, der sie nicht vergeben wollen. 23 Prozent kennen eine Person, der sie nicht verzeihen können. Selbst dann nicht, wenn viele von ihnen (28 Prozent) es gerne wollten. Auch, selbst Vergebung anzunehmen, fällt vielen Christen schwer. Mehr als einem Fünftel (22 Prozent) hat damit Probleme.
Eine der Annahmen der Umfrage war, dass die leichter vergeben können, denen selbst schon vergeben wurde. Und tatsächlich: 87 Prozent derer, denen selbst verziehen wurde, konnten anderen vergeben. Bei denen, die keine Vergebung erfahren haben, waren es nur 64 Prozent.
„Vergebung ist ein zentraler Punkt im christlichen Glauben“, sagte Brooke Hempell, der Vice President für Umfragen beim Barna-Institut: „Das ist das, was es von anderen Religionen und Glaubensrichtungen unterscheidet.“ Durch Jesu Opfer seien wir wieder mit Gott verbunden und sollten deswegen Zeugen der Versöhnung in allen Lebensbereichen werden.
Für die Umfrage wurden 1007 erwachsene U.S.-Bürger, 1.502 praktizierende erwachsene Christen aus der USA und 600 ehemalige Pastoren der evangelischen Kirche befragt.