Wie werde ich Christ?

Was macht einen Menschen zum Christen? Die Kirchenmitgliedschaft? Oder die Taufe? Der Theologe Ansgar Hörsting erklärt, worum es beim Christsein eigentlich geht.

Wenn Sie sich für diese Frage interessieren, würde mich wiederum sehr interessieren, warum. Wollen Sie Christ werden? Fragen Sie sich, ob Sie Christ sind? Wer diese Fragen stellt, der berührt entscheidende Weichenstellungen des Lebens. Aber vielleicht wartet eine Frage zuerst darauf, beantwortet zu werden, nämlich diese:

Was ist eigentlich ein Christ? Ist es jemand, der zu einer Kirche gehört? Ist es jemand, der getauft wurde? Ist es jemand, der sich so nennt, der bestimmte christliche Symbole verwendet oder in einem „christlichen Land“ (was immer das sein soll) lebt? Muss er einen Gottesdienst besuchen und wenn ja, wie oft?

Wie oft kommt das Wort „Christ“ in der Bibel vor?

Das Wort „Christ“ kommt in der Bibel nur einmal vor. Nachdem sich die Botschaft von Jesus Christus langsam ausgebreitet hatte, entstand eine junge Gemeinde von Gläubigen in Antiochia (in der heutigen Südtürkei). Über sie heißt es, dass „die Jünger zuerst in Antiochia Christen genannt wurden.“ (Apostelgeschichte 11,26) Interessant ist, dass sie sich nicht selbst so bezeichneten! Es waren die anderen, die sie so nannten. Man hatte verstanden, dass diese Leute mit jemandem zu tun haben, der „Christus“ genannt wurde. Und diese „Christus“-Leute, wurden „Christen“ genannt. Es war eine kleine Splittergruppe, völlig unbedeutend. Aber der Begriff war eingeführt.
Viel häufiger ist in der Bibel von den Jüngern und Jüngerinnen von Jesus die Rede, also von denen, die seine Schüler waren. Jesus rief Menschen dazu auf, ihm nachzufolgen. Sie vertrauten Jesus Christus. Über diese Leute sagte man auch, dass sie zum Volk Gottes gehören. Das Volk Gottes gehört Gott. Volk Gottes, Jünger, „Christus-Leute“ – all diese Begriffe sind zutreffend. Wenn wir heute von „Christen“ sprechen, ist all das gemeint.

Was ist ein Christ nicht?

Ein Christ ist demnach nicht der Verfechter einer bestimmten Kultur. Das ist wichtig zu sagen, weil weltweit der Eindruck entstanden ist, Christen seien Europäer oder Nordamerikaner. Wenn es je so war, dann heute ganz sicher nicht mehr. Es gibt heute sehr viele Menschen, die in Asien, in Afrika, auch in den arabischen Ländern leben und Jesus folgen, seine Schüler sind und zu seinem Volk gehören. Eine weit verbreitete Meinung ist, ein Mensch würde durch gutes, ethisch vorbildliches Benehmen Christ werden. Es mag sein, dass er sich äußerlich dadurch dem „Christentum“ verbunden fühlt, aber ein Christ im Sinne eines „Schülers Jesu“, eines „Nachfolgers“ ist er nicht. Natürlich gehört unser Verhalten zum Christsein dazu. Aber es nicht die Grundlage.

Der Glaube bringt den Menschen zu Gott,
die Liebe bringt ihn zu
den Menschen. Martin Luther (1483–1546)

Worum geht es beim Christsein?

Im Kern geht es beim „Christ-werden“ um Jesus Christus. Deswegen wurden die ersten Jünger, wie oben beschrieben, „Christen“ genannt. Irgendwann haben sie diese Bezeichnung als Ehrenbezeichnung angenommen. Es geht um Jesu Geburt, sein einmaliges und Aufsehen erregendes Wirken. Es geht darum, dass er beansprucht, Gottes Sohn zu sein. Es geht um seine Herrschaft. Es geht um den tröstenden und aufrichtenden Zuspruch an die Menschen, um seinen Tod, seine Auferstehung und seine Wiederkunft am Ende der Zeit. Jesus ist die Mitte all dessen, worum es im christlichen Glauben geht.

Was macht einen Menschen zum Christen?

Christen sind Menschen, die ihr Leben diesem Jesus Christus ganz anvertraut haben. Sie haben gesagt: „Ich vertraue nicht mir selbst, nicht meiner Weisheit, meinem guten Leben, meinen Werken. Ich vertraue allein auf Jesus Christus.“ Das nennt die Bibel „Glauben“. Sie vertrauen darauf, dass Gott selbst in Jesus Mensch wurde. Sie vertrauen darauf, dass die Worte von Jesus bis heute Gültigkeit haben und sie sogar Bestand haben, wenn Himmel und Erde nicht mehr existieren werden (Matthäus 24,35). Und sie vertrauen darauf, dass durch seinen Tod am Kreuz ihre Schuld vergeben ist, dass sie nun Frieden mit Gott haben. Sie vertrauen darauf, dass sie von den Toten auferstehen werden – wie Jesus von den Toten auferstand. Sie vertrauen, dass sie in Gottes letztem Gericht frei und gerecht gesprochen werden allein durch das, was Jesus getan hat. Und wenn sie nicht alles verstehen, worum es im christlichen Glauben geht, reicht das Vertrauen in diesen Jesus Christus, der ganz Mensch und ganz Gott war.

Wie wird man Christ?

Diese Frage ist nun leicht zu beantworten. Die kürzeste Antwort lautet: Ein Mensch wird Christ, indem er auf Jesus Christus vertraut! Man kann jedoch nicht einfach einen Knopf drücken, der dann „Glauben“ hervorbringt. Manche wollen glauben, können es aber nicht. Das ist ganz normal. Denn Glaube wird geweckt durch Gottes Geist, den Heiligen Geist. Wenn ein Mensch anfängt, Gott darum zu bitten: „Schenke mir Glauben“, hat er immerhin schon einen ersten Schritt gewagt, denn er hat gebetet. Und zugleich hat er damit ein Bekenntnis abgelegt. Es ist das Bekenntnis, dass der Glaube nicht das eigenmächtige Werk eines Menschen ist, sondern dass Gott in allem Gott ist, auch in meinem Glauben.
Dieses Vertrauen in Jesus Christus hat viele Konsequenzen: Sie sind von Gott her neu geboren (Johannes 3,3-8). Sie empfangen Vergebung Ihrer Schuld. Sie werden mit dem Heiligen Geist und seinen Gaben beschenkt. Sie sind Teil der Gemeinde, also der Kirche von Jesus Christus. Das Vertrauen ist das Ende einer Suche nach Gott, und es ist der Anfang eines spannenden Lebens unter der guten Herrschaft Gottes.

Wollen Sie Christ werden? Dieses Gebet können Sie zum Einstieg sprechen

Herr Jesus Christus,
mit diesem Gebet will ich mein Leben in deine Hände legen.
Dein Leben, dein Tod, deine Auferstehung zeigen mir:
Du bist Gottes Sohn.
Für die Sünden der ganzen Welt
und auch für meine Sünde bist du
am Kreuz gestorben.
Dafür danke ich dir.
Die Herrschaft über mein Leben
soll nun bei dir liegen.
Ich werde durch die Kraft deines Heiligen Geistes nun von neuem geboren.
Ich will nicht auf besondere Gefühle und Ereignisse warten.
Ich will einfach dir gehören.
Und durch dich den Vater im Himmel preisen, in der Kraft des Heils.
Amen.

Ansgar Hörsting ist Präses im Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG)

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie „Basics des Glaubens“. Alle Artikel zu diesem Thema findest du auf dieser Webseite.


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