Zu Weihnachten sind die Kirchen voll, an anderen Sonntagen herrscht oft gähnende Leere. Pfarrerin Josephine Teske wirbt für neue Angebote – auch online.
Josephine Teske ist Pfarrerin in Hamburg und in den sozialen Medien aktiv. Ihrem Instagram-Kanal seligkeitsdinge folgen rund 42.000 Menschen. Social Media betrachtet sie als eine Möglichkeit, Menschen den Glauben und die kirchlichen Angebote wieder näherzubringen – „von zu Hause aus“. Sie freue sich über jeden, der kommt. Vielleicht auch nur einmal pro Jahr zu Weihnachten. Aber es tue schon weh, wenn Kirche nur noch als „Servicestation“ zu hohen Feiertagen oder bei Ereignissen wie Hochzeit und Taufe diene.
Es gab und gebe es einen Traditionsabbruch, der dazu führe, dass sich immer mehr Menschen fragten: „Was hat Kirche mir zu geben?“ Oder auch der verbreitete Eindruck: „Kirche ist langweilig.“ Es gebe viele „tolle Angebote“. Zum Beispiel das Konzept der „Wohnzimmerkirche“ mit moderner Musik. Auch in den Sozialen Netzwerken könnte man viele tolle Menschen finden, die sich kirchlich engagieren. Die Menschen sollten ermutigt werden, diese wahrzunehmen.
Je „normaler“ man auftrete, desto geringer seien die Hürden. Es gäbe immer noch das Klischee, dass Pfarrpersonen eine besondere Beziehung zu Gott hätten und bei ihnen alles „heil“ oder „perfekt“ sei. Aber das sei nicht wahr. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen eher angesprochen würden, wenn man ihnen zeige, dass es auch im eigenen Leben Brüche gebe – aber durch den Glauben an Gott eine andere Möglichkeit, damit umzugehen.
Josephine Teske ist Pfarrerin in Hamburg und Mitglied im Rat der EKD.
Das komplette Interview gibt es hier.
Wenn „Kirche“ sich wie eine Servicestation verhält, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn sie von den Leuten auch so wahrgenommen wird …
Kirche braucht Wandel und bietet Gemeinschaft
Zu Weihnachten sind die Kirchen voll, an anderen Sonntagen herrscht oft gähnende Leere. Pfarrerin Josephine Teske wirbt für neue Angebote – auch online.
Dies kann ich so fast vollständig als eigene Überzeugung teilen. Allerdings sollte auch bedacht werden, dass der Weg hier nicht das Ziel ist, denn auch ein wichtiges Ziel kann nur sein, sich einer Gemeinschaft von Christinnen und Christen anzuschließen. Was m.E. heute vorallem fehlt, sind gerade aus Gründen des Traditionsabbruches häufig auch das Abhandenkommen von Kerngemeinden, ist Gemeinschaft.. Allerdings würde ich den Abbruch der Traditionen nicht monokausal nur als ein Anzeichen eines immer mehr zurückgehenden Glaubens sehen, sondern eher auch als gesellschaftlicher westlicher Wandel, der sich ausdrückt in immer noch mehr Individualität. Oder daher konkret darin, daß auch andere soziale Gruppierungen wie Vereine, Chöre, Clubs und dergleichen an immer weniger (auch verbindlicher und resilienter) Mitwirkung kranken und daher elendig austrocknen und aussterben Auch wenn wir nur noch Internetkirche wären, mit Segnungsautomaten und sprechender KI als Seelsorge. Da wundert niemand Einsamkeit, insgesondere auch nach schlimmen Ereignissen, wie beispielsweise der Pandemie. Nun müssen nicht Kirchen das abschaffen was eigentlich (wenn auch unbewusst viele suchen, nämlich) Orientierung und zugleich Lebenssinn ist. Also geht aber nicht um so eine Form von Glaubensgemeinschaft, die sehr verkopft, an Pflicht gebunden, evangelikal oder dazu noch fundamentalistisch sein muss, also nur um menschliche Sicherheit zu bestärken: Sondern wir benötigen das Licht der Welt, die Christ:innen als Salz der Erde, also nicht etwas worüber man einen Eimer stülpt. Oder wo ich meinem Mitchristen oder die Mitchristin nur noch gedanklich und virtuell umarmen darf. Kirche ist die beste Alternative zur Welt, eine andere Form des Lebens, etwas extrem lebendiges und dies kann Kirche auch sein: Wo sich die Menschen gegenseitig unterstützen, wo man unter Armen lebt und niemand durch die Maschen eines Netzes fällt, an den Hecken und Zäunen der Welt, ein öfteres Verlassen der Frommen Hallen und aus einer reinen Kommstruktreu eine Geh-Hin-Struktur zu machen. Dort Kirche und Christ:in zu sein, wo auch die Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Es muss also durchaus neue Formen von Kirchen geben, aber keine neuen Inhalte. Neues Leben ist daher angesagt, eines das Freude macht. Und eine christliche Kommunität, die nah bei den Menschen ist, in Schwimmbädern, Seen und Flüssen ihre Taufen öffentlich als Fest feiert und den sonntäglichen Kirchgang von einer fast nicht mehr vorhandenen Tradition zu einem Fest des Lebens zu machen. Das kann man auch feiern, wenn sonntags alle eingeladen sind zum gemeinsamen Mahl, auch zu dem mit Jesus, wo gegessen und getrunken wird und die Teilnehmenden auch das Essen und die Getränke mitbringen. Eine Gemeinde unterwegs daher. Den alten Glauben in der alten Form, aber in der Darbietung als sehr attraktives neues Angebot:Tankstellen für die Seelen. Das wäre notwendig, auch jenseits oder irgendwann nach der Kirchensteuer. Und alle Konfessionen und Glaubenstraditionen sollten sich als Netzwerk verstehen. Und da die Jünger Jesu auch schon sehr unterschiedliche Meinungen und Haltungen hatten, darf auch Kirche wie ein bunter Jahrmarkt sein. Aber um was es geht, gibt es keine Varianten: Es geht darum, daß unter Glaube, Hoffnung und Liebe die Größte unter ihnen ist. Chrstinnen und Christen werden auch unter optimalen Verhältnissen immer noch eine eher kleine Minderheit sein. Aber Gott liebt alle Menschen, die mit und auch die ohne Bibel und Gesangbuch. Und weil dies so ist, sollen wir das Salz der Erde sein, damit uns die Gesellschaft allen besser schmeckt. Denn Salz zu essen in pur wird nicht empfohlen, aber es ist aufgelöst in Tradition und alternativen neuen Formen durchaus Wirklichkeitsveränderung. Nicht wir ändern die Welt und das Universum, aber Gott. Heute sind wir wie vor 50 Jahren, als man dies leidenschaftlich diskutierte, noch immer Mitbewerber auf dem Markt der Möglichkeiten der Welt, wo auch Sinn und Ziel des Lebens angeboten und um solche Ziele konkuriert wird. Die Welt ist nicht eine böse Welt, aber wir haben – zumindest im Rahmen unserer Möglichenkeiten – auch etwas viel besseres anzubieten. Gemeinschaft, Geschwisterlichkeit, Liebe, Hoffnung, Gebet und umrahmt mit wunderbarer Musik auch ein soziales gutes Leben. Dass Menschen wieder Geschwister werden kostet keinen Cent Geld, sondern nur die Anwendung des in uns befindlichen Heiligen Geistes.