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Allianz-Zukunftsprozess: „Ich wünsche mir einen neuen Zusammenhalt“

Johanna Weddigen, Geschäftsleiterin von Alpha Deutschland, und ICF-Pastor Steffen Beck beteiligen sich am Zukunftsprozess der Evangelischen Allianz. Beide wollen Einheit fördern und der Allianz neue Kraft verleihen.

Johanna, Steffen, ihr seid aktiv am Zukunftsprozess der Evangelischen Allianz beteiligt. Wo hattet ihr eure erste Berührung mit Evangelischer Allianz?

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Weddigen: Gute Frage. Evangelische Allianz war mir immer ein Begriff, ich hatte aber lange keine direkten Berührungspunkte. Wenn Leute über Papiere diskutiert haben, die die Allianz veröffentlicht hat, habe ich das mitbekommen. Direkte Berührung habe ich erst beim ZukunftsForum und durch den Zukunftsprozess bekommen.

Welche Allianz-Papiere haben dich interessiert?

Weddigen: Auf jeden Fall eins zur Homosexualität – das wurde überall aufgegriffen. Jetzt im aktuellen Prozess habe ich Evangelische Allianz als sehr viel offener und vernetzender erlebt als jemals durch ein Papier.

Beck: Bei mir waren es drei Stufen. Zuerst in dem Dorf in Württemberg, in dem ich großgeworden bin. Da gab’s die Allianzgebetswoche, wo ein „Bruder“ – keine „Schwester“ – immer die Leitung hatte. Da ist man mal hingegangen und hat gespürt: Die beten unterschiedlich, auch unterschiedlich lang und akzentuiert.

Später habe ich die Allianz nur noch wahrgenommen als Hartmut Steeb, um es einfach zu sagen: Der hat die konservativen Statements gemacht, was „wir“ Evangelikalen so denken, fühlen, glauben. Mir war vom Verstand her klar, dass noch jemand dahinter sein muss, ich wusste aber nicht, wie die Struktur ist. Und Bad Blankenburg kannte ich auch nicht.

„Ich war froh, dass ‚Allianz‘ anscheinend ein Gütesiegel ist […]“

Steffen Beck

Als ICF Karlsruhe sind wir dann in die Allianz hinein – und ich war froh, dass „Allianz“ anscheinend ein Gütesiegel ist: Wenn man da dabei ist, dann ist man zumindest bei Evangelikalen keine „Sekte“ mehr. Dann wurde ich zum Vorsitzenden der Evangelischen Allianz Karlsruhe gewählt – und weil Karlsruhe eine große, lebendige Allianz ist, sind wir vielleicht ein bisschen „Vorzeigemodell“ für andere Allianzen.

Jedenfalls haben wir uns schon vor dem Allianz-Zukunftsprozess gefragt: Wie muss Allianz sein, damit wir die nächste Generation nicht verlieren? Unsere Jugendpastoren werden nicht von Struktur begeistert, sondern von „Experience“. Da ist Allianz nicht immer so der „Burner“.

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Warum seid ihr bei dem Zukunftsprozess beteiligt? Es scheint euch wichtig zu sein.

Weddigen: Die Evangelische Allianz hat sich über die Jahre einen Namen aufgebaut, das finde ich sehr wertvoll. Ich merke das auch in meiner Aufgabe bei Alpha: Die Zusammenarbeit mit den Allianzen läuft super, weil man da direkt mit Menschen unterwegs sein kann.

Gleichzeitig habe ich immer wieder gemerkt: Da könnte noch was anderes gehen. Es braucht Veränderungen, z.B. dass die junge Generation und dass mehr Frauen beteiligt werden. Bei der Anfrage hatte ich das Gefühl: Es soll wirklich Veränderung her. Da sehe ich eine Riesenchance. Evangelische Allianz einfach einzustampfen, nach dem Motto: Es ist alt, das ist nix – das wäre falsch. Da ist zu viel Ressource dahinter.

Alles aber einfach weiterlaufen zu lassen – dann hätte es irgendwann keine Kraft mehr. Daher fand ich den Prozess jetzt sehr gut. Ich fand es auch klug, sich Leute von außen heranzuholen, die nicht mit dem alltäglichen Geschäft zu tun haben; ein guter Misch.

„Die Gretchenfrage war für mich: Wollen wir Bekenntnisbewegung oder Netzwerk sein?“

Steffen Beck

Beck: Ich wurde als ICF-Pastor eingeladen und dachte: Offensichtlich wollen die Verantwortlichen Leute dabeihaben, die nach vorn denken, am Puls der Zeit sind. Und es war begeisternd zu sehen, dass der Prozess ehrlich gemeint war.

Die Gretchenfrage war für mich: Wollen wir Bekenntnisbewegung oder Netzwerk sein? Mich hat es gepackt, als ich gemerkt habe: Es ist nicht Entweder/Oder, wie sie mit dieser Frage umgehen – das wär auch zu Schwarz/Weiß. Aber es ist gut, dass wir sie stellen.

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Denn Netzwerk sagt: Wir können zusammenbleiben, auch wenn wir im Bekenntnis ein bisschen breiter werden. Da bin ich wirklich im Herzen Allianzmensch und möchte meinen Beitrag leisten zum Zusammenhalt der engagierten Gläubigen in Deutschland, dass wir uns als Allianzgemeinde nicht in „die Konservativen“ und „die Progressiven“ spalten lassen. Das hat mich motiviert.

Habt ihr das Allianz-ZukunftsForum 2019 wie andere auch als einen Aufbruch, einen Startschuss empfunden?

Weddigen: Ich hoffe, dass es ein echter Startschuss war. Super war die Bereitschaft, einander viel zuzuhören, sich grundsätzlich hinterfragen zu lassen, auch das wertzuschätzen, was gut läuft – man muss ja nicht alles über Bord schmeißen.

Ich hoffe, dass das in dieser Offenheit weitergetragen wird. Es kommen ja noch ein paar Schritte. Denn es braucht eine wirkliche Kulturveränderung – und die wird Jahre brauchen.

Beck: Mich hat am meisten begeistert, dass aus der Allianz der Werks- und Denominationsvertreter, von der Geschichte her meist Männer – eine Allianz der Beteiligung werden soll. Denn ich glaube: Die Welt wird nicht am Sonntagmorgen verändert!

Es gibt in den Gemeinden unglaublich viele Menschen im Gesundheitswesen, Ärzte, Krankenschwestern, es gibt Menschen im Bildungswesen, Lehrerinnen, Erzieherinnen. Diese Leute müssen wir stärken, mit ihnen eine Einheit bilden, um unserer Stadt und unseres Landes willen.

Wir sind allerdings, wie Johanna sagt, echt noch am Anfang. Und ich mach mir auch ein bisschen Sorgen, weil ich weiß, wie viel Kraft es kostet, das umzusetzen und zu etablieren. Wenn wir Reinhardt Schink allein lassen damit, dann kriegt er höchstens einen Burnout.

Nehmt ihr euch als Angehörige verschiedener Generation wahr: Johanna als „Millennial“, Steffen als „Boomer“? Schafft es die EAD, mehrere Generationen anzusprechen?

Weddigen: Es müssen mehrere Generationen zusammenkommen, sonst wird ein Zukunftsprozess schwierig. Ich hätte mir gewünscht, dass noch jüngere Leute dabei sind. Es braucht auf jeden Fall verschiedene Generationen, die miteinander denken. Und wenn es wirklich zukunftsführend sein soll, dann muss man auch Sitzungsformen verändern, mehr Diskussionsplattformen bieten, statt Positionspapiere zu veröffentlichen.

„Ich würde mich nicht mehr trauen, richtig gute Entscheidungen zu treffen über Stile und Formen meiner Kirche, wenn ich nicht anderen zuhören könnte.“

Steffen Beck

Beck: In Karlsruhe machen wir alles mindestens mit zwei Generationen – den 45- bis 55-Jährigen und den 20- bis 30-Jährigen. Ich würde mich nicht mehr trauen, richtig gute Entscheidungen zu treffen über Stile und Formen meiner Kirche, wenn ich nicht anderen zuhören könnte. Beim ZukunftsForum hab ich es genossen, mit den Leuten zusammen zu sein und zuzuhören. Das Gespräch war immer wertschätzend, sehr offen.

Die Frage zielt auch darauf ab, dass es eine wichtige Zukunfts-Aufgabe für die Evangelische Allianz ist, die jüngeren Generationen wirklich anzusprechen.

Beck: Da liegt ein wichtiger Aspekt in der Struktur. Wenn die Allianz eine Allianz von Denominations-Leitern auf nationaler Ebene ist, dann wirst du nicht so schnell auf 25-Jährige kommen. Auch der Altersdurchschnitt und das Verhältnis in dieser Generation von Frauen und Männern wird immer gleichbleiben.

Aber in einer Allianz der Beteiligung; einer, in der ein 25-Jähriger wie ein 17-Jähriger sagen: Da bin ich dabei, das interessiert mich – da kann wirklich ein Kulturwechsel stattfinden. Der kann nicht von oben verordnet werden, sondern er muss dadurch kommen, dass eine neue Generation mitmischt.

Ihr habt im EAD-Zukunftsprozess verschiedene Akzente im Blick. Was ist – euch – wichtig in dem Prozess?

Weddigen: Ich war beteiligt im Themenbereich „Wie kann Evangelische Allianz Gesellschaft mitprägen?“ Wir haben lange darüber gesprochen: Wie wirken wir nach außen? Wen wollen wir prägen und wie? In unserer Arbeitsgruppe hatten wir oft sehr, sehr unterschiedliche Meinungen, aber einen richtig guten Austausch, sehr wertschätzend.

„Wie kann Evangelische Allianz Gesellschaft mitprägen?“

Johanna Weddigen

Ich glaube, dass alle Seiten dabei etwas voneinander gelernt haben. Und ich dachte: Wenn wir diese Kultur weiterentwickeln können in der Evangelischen Allianz, dann entsteht ein Netzwerk, an dem ich gerne beteiligt bin.

Themen und Außenwirkung haben dabei viel miteinander zu tun. Deshalb: Welche öffentlichen Themen wird die Evangelische Allianz künftig bewegen, soweit sich das sagen lässt?

Weddigen: Ein Satz, der immer wieder fiel, lautete: Wir wollen weniger Energie stecken in Positionierungen und Abgrenzungen, sondern vielmehr im Blick behalten, die Einheit zu fördern. Ich glaube, das braucht auch Gesellschaft immer mehr: sich nicht voneinander abzugrenzen, sondern eine gute Diskussionskultur zu fördern, den Blick nicht auf Konflikte zu richten, sondern darauf, was uns vereint. Wenn wir das innerhalb von Evangelischer Allianz hinkriegen, dann hätte das auch Auswirkung auf die Gesellschaft.

Es geht darum, eine Grund-Einheit zu leben, auch Unterschiede auszuhalten und aufeinander zugehen zu können. Ganz konkret haben wir gesagt: Wir müssen öffentliche Gesprächsplattformen bieten, wo unterschiedliche Menschen zusammenkommen können und man einen demokratischen Prozess „anleiern“ kann. Viel soll im Gespräch und Miteinander-Denken stattfinden, weniger darin, Positionen „rauszuhauen“.

Beck: Das find ich eine der größten Spannungen. Ich war jetzt zum ersten Mal bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. Da gibt es viele konservative, tolle Menschen, die kommen zur Konferenz mit dem Wunsch, dass ihnen jemand sagt, wie die Welt ist – und sie wieder gestärkt nach Hause gehen können.

Viele fromme Menschen sind mit dem Rest der Welt nicht mehr kompatibel, die brauchen Evangelische Allianz als Bekenntnisbewegung und sagen dann zum Reinhardt Schink: Da musst du mal was rausbringen! Was sagt die Allianz zum Thema XYZ? Da muss mal einer Klartext reden! Und Reinhardt versucht den Menschen dann zu sagen: Man kann auch standhaft sein – das Thema der Allianzkonferenz –, ohne dabei Hardcore-Positionen zu vertreten.

„Da braucht es schlaue Leitende, die nicht polarisieren. Denn Polarisierung führt nur zur Trennung.“

Demgegenüber gibt es andere Christen, die sind in der Welt auch ein bisschen untergegangen und haben angefangen, die gute Basis der Evangelischen Allianz zu verlieren. Diese Spannung ist im Moment zum Bersten in der evangelikalen Szene. Und da braucht es schlaue Leitende, die nicht polarisieren. Denn Polarisierung führt nur zur Trennung.

Wir müssen es schaffen, die verschiedenen Positionen an einen Tisch zu bringen, dass die Flügel zusammenfinden oder beieinanderbleiben können. Weil der Auftrag, den wir haben, wichtiger ist als die Nuancen in der Theologie, der Lehre und der Ethik, die wir immer unterschiedlich beantworten werden.

Was bedeuten die anstehenden Veränderungen aus eurer Sicht für die Evangelische Allianz und das Netzwerk von Christinnen und Christen in Deutschland?

Weddigen: Erstmal bedeutet es noch eine Menge Arbeit. Es gilt, nach dem Start jetzt wirklich eine Kulturveränderung anzugehen. Das braucht auch viel Mut, weil eine solche Veränderung auch bedeutet, manche Positionen und Posten aufzugeben – um Platz für etwas Neues und neue Ideen zu schaffen.

Ich hoffe sehr, dass aus dem Prozess wirklich ein Beispiel dafür entstehen kann, wie eine alte und segensreiche Organisation sich so verändern kann, dass sie auch segensreich bleibt, das auch nach außen spiegelt und den Einheits-Aspekt vorlebt.

„Ich wünschte mir, dass die Christenheit sich nicht in der Mitte spaltet – und könnte mir vorstellen, dass das durch die neue Struktur eines Beteiligungsnetzwerks passiert.“

Steffen Beck

Beck: Ich könnte mir vorstellen, dass künftige Handreichungen oder Arbeitshefte der Evangelischen Allianz z.B. sagen: Wir helfen euch, miteinander ins Gespräch zu kommen, trotz unterschiedlicher Positionen; Handreichungen, die fragen: Wie können wir aufeinander hören, in einen Dialog kommen? Wie können wir noch besser lieben und wertschätzen?

Das wäre ganz anders als eine Positionstheologie, bei der man links und rechts schnell runterfallen kann. Ich wünschte mir, dass die Christenheit sich nicht in der Mitte spaltet – und könnte mir vorstellen, dass das durch die neue Struktur eines Beteiligungsnetzwerks passiert.

Zum Schluss: Wie würdet ihr den Satz vollenden – Die EAD und das christliche Netzwerk in Deutschland hat Zukunft, wenn …?

Weddigen: … wenn sie die Vielfalt lebt, die der Glaube zu bieten hat und mutig an das rangeht, wo es Veränderung und einen neuen Blick für Einheit braucht. Und wenn sie noch viel mehr Leute mitnimmt.

Beck: … wenn es gelingt, in Generationen Allianz zu sein. Es ändert sich automatisch etwas, wenn die nächste Generation mit am Tisch sitzt. Und wenn es gelingt, aus der Allianz der Werksvertreter und Generalsekretäre eine Allianz der Beteiligten zu gestalten. Das kann die Heterogenität, die wir noch mehr brauchen, hervorbringen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Jörg Podworny.


Ausgabe 3/22

Dieser Artikel ist im EiNS-Magazin der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) erschienen. EiNS wird in Teilen vom SCM Bundes-Verlag produziert, zu dem auch Jesus.de gehört.

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8 Kommentare

  1. Der fromme Wunsch nach Einheit ist edel, möge er in Erfüllung gehen !
    Ja die Spannung ist gewaltig zwischen liberalen und konservativen Kräften. Frauenordination, Akzeptanz von Homosexualität und letztlich die Bedeutung der Schrift sind die Streitpunkte und ich sehe wenig Spielraum für eine Annäherung. Die Gräben sind recht tief.
    Gesagt werden muss aber, dass der Konsens von den Progressiven aufgekündigt wurde, über „Jahrhunderte“ gab es eine einheitliche, bibelorientierte Sicht auf die Streitthemen innerhalb des evangelikalen Lagers, das möchte man jetzt in wenigen Jahrzehnten abräumen.
    Dass dies auf Widerstand stoßen muss ist logisch ! Hat sich Gott selbst verändert, ist er „moderner“ geworden ?
    Haben wir Bibelstellen über lange Zeit missverstanden, oder durch die getönte Brille einer lieblosen , Frauenverachtenden, ausgrenzenden Optik betrachtet ? Könnte man so sehen, oder aber wir erleben den Kotau vor dem Zeitgeist, der Infiltration weltlicher, humanistischer, feministischer Strömungen in die Kirche. Eine Abkehr von christozentrischer Sicht hin zu antropozentrischer Sicht wo die Bedürfnisse und Befindlichkeiten des Menschen und im besonderen Randgruppen im Focus der Meinungsmacher liegen.
    Nun ich bin gewiss, Gott hat alles im Griff und sollte es zu einer sichtbaren, organisatorischen Trennung kommen bedeutet auch dies nicht den Untergang des Abendlandes !

    • Lieber Stammtischbruder, nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung von 50 Jahren auf unterster Kirchenebene: Die Gräben sind in Kirche und
      Glauben weder unermesslich tief, noch fehlt grundsätzlich nicht der Wille, gemeinsam als Christin oder Christ zu leben. Denn wo immer Menschen sind gibt es unterschiedliche Auffassungen. Schlimm wäre es, wir würden so einheitlich ticken, dass ein Religionsoberer in New York einfach festlegt, was auf Punkt und Komma unser unveräußerlicher Glaube ist. Die Grenzen sind da wo jemand völlig sachfremd auch die biblische Wirklichkeit verkennt, dass sie uns auch Widersprüche vermittelt: Weil Gotteswort immer Gotteswort durch Menschenwort ist. Deshalb darf die Bibel – so muss es sogar – ausgelegt werden. Und die Nächstenliebe hört da auf wo Frauen verachtet werden, homosexuelle Menschen als krank oder Sünder definiert werden und wir anfangen, die Gräben zwischen uns Christen noch zusätzlich auszuheben. Wer miteinander einen Diskurs führen kann, kann auch miteinander beten. Wer nicht mehr mit anderen beten kann, ist unfähig zum Diskurs. Die Summe der Lehre unseres Christseins besteht darin Gott zu leben, den Nächsten und uns selbst. Und dass Gottes Geist in unserem Leben wirkt. Dies kann bei jeder und jedem andere gute Auswirkungen haben.

      • sehr erhellend und vielsagend die Passage, wo bei ihnen die Nächstenliebe aufhört, damit entsprechen sie genau meinem „Vorurteil“ !

        • Vorurteil ???

          Ganz einfach lieber Stammtischbruder: Die Nächstenliebe hört sofort da auf, wo wir einen Mensch wegen seiner sexuellen Orientierung, seiner Herkunft (Rasse sagt man ja nicht mehr) aufgrund seiner Religion und seiner Hautfarbe ausgrenzen. Warum ich deswegen Ihrem Vorurteil entspreche, erschließt sich mir nicht – was mir aber auch ziemlich gleichgültig ist. Naheliegend ist aber auch: Wenn wir schon unter uns Christen nicht unterschiedliche Auffassungen über unseren Glauben und seine Lehre aushalten, wie sollen wir das gegenüber Menschen mit einer anderen Religion. Manchmal meine ich, dass ich 1000 Jahre zu früh geboren bin. Auch die Vorstellung, Gott lasse die Nichtchristen außen vor (und mehr), ist schon ziemlich sinnwidrig und widerspricht allem, was die Bibel in ihrem Gesamtzusammenhang dokumentiert. Vor allem deswegen, weil sich zumindest der christlichen Glaube unter dem Stichwort Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe zusammen fassen lässt. Und dass Gott Liebe ist.

  2. Vielfalt leben die der Glauben bietet

    Die „Vielfalt leben, die der Glaube bietet“! Wenn ich so über die Allianz lese, (die ich von früher nur aus dem Kleinstadtmilieu kenne und nur von den Allianz-Gebetswochen einmal im Jahr), dann hoffe ich: Wir Christinnen und Christen, vor allem auch die Allianz als ein großes Netzwerk von unterschiedlichen Frömmigkeitstraditionen, sollten gegen Spaltungen arbeiten. Spaltung oder gar Trennung geschieht, wenn ich die Form wie Kirche und Christlichkeit ausschließlich zu sein hat, aber auch meinen eigenen exclusiven Standpunkt zu wichtigen Fragen, nicht verabsolutiere. Was notwendig ist, wäre gemeinsam auf das Evangelium zu schauen und mitzuarbeiten am Projekt aller Gläubigen: Licht der Welt und Salz der Erde zu sein. Ich persönlich möchte mich selbst, und auch nicht andere in Denkschubladen einordnen. Hoffentlich passe ich in keine dieser Verengungen. Es gibt Menschen die christlich liberal denken und ticken, andere sind evangelikal und wieder andere charismatisch. Aber auf die Geschwister zu hören und auf den Heiligen Geist, dies darf das gemeinsame Motto sein. Dazu gehört auch die Bereitschaft, von anderen zu lernen. Oder sich von dem guten biblischen Grundsatz leiten zu lassen alles zu prüfen, und das Gute zu behalten. Vor allem sollten wir niemand aus unseren Gemeinschaften und Kirchen heraus wünschen oder hinausdefinieren. Jede und jeder muss willkommen sein, so wie Gott alle liebt und wir den Nächsten, Gott und uns selbst lieben sollten. Deshalb gibt es keine freieren Menschen als Jesusnachfolger*innen. Denn Jesusnachfolgende haben begriffen, dass sie Freigesprochene sind und aus der Vergebung leben. Ich habe nur Gott und damit Jesus, der meine geistliche Wahrheit ist. Zudem ist der Glaube an den Schöpfergott und als den Friedefürst Jesu, zur perfekten Welterklärung nicht geeignet. Alle Fragen werden uns erst im Himmel beantwortet. Bis dahin müssen wir anerkennen, dass Gläubige unterschiedlich sind in dem wie sie ihren Glauben leben und Prioritäten setzen. Darin darf man auch eine große Vielgestaltigkeit der Christenheit sehen, vielleicht so etwas wie ein bunter Blumengarten mit den verschiedensten Glaubenspflanzen. Auch geistliche Monokulturen sind nicht nur langweilig, sondern auch anfällig für geistig-geistliche Stürme.

  3. Sehr geehrte Damen und Herren,

    auch wenn es nicht dem Zeitgeist entspricht, möchte ich Ihnen zurufen, die Gemeinde der Zukunft, muss eine Gemeinde sein, wo die Kraft Gottes spührbar und erlebbar ist. Wo die Kraft Gottes, der Geist Gottes und seine Gegenwart vorhanden ist, braucht es keine menschliche Weisheit mehr.
    Ich persönlich sehne mich nach einem apostolischen Lebensstiel, wie er uns in der Apostelgeschichte beschrieben wird.
    Je mehr menschliche Weisheit das Regiment in der Gemeinde/Allianz führt, um so mehr verliert es an Kraft. Wenn das Salz keine Kraft mehr hat, ist es zu nichts mehr nütze. Liebe Grüße, Martin Dobat Würzburg

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