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Steffen Kern: „Kirche ist Mission. Sie kann nicht ohne sie sein“

Der Präses des Gnadauer Verbands, Steffen Kern, erhält „erschreckende“ Briefe „voller Vorwürfe und Hass“. Er sieht im Streit ein Missionshindernis und empfiehlt „einen gelasseneren Umgang mit politischen Positionierungen“.

Herr Kern, wie stellen Sie sich mit Ihrem Beruf außerhalb der frommen Blase vor? 

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Steffen Kern: (lacht) Ich sage: Ich bin Präses des Gnadauer Verbandes. Die dann auftauchenden Fragezeichen in den Gesichtern beglücke ich mit einem kirchenhistorischen Kurzvortrag von dreißig Minuten … (lacht) Im Ernst. Ich bin Leiter der größten freien Bewegung im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Sie sind Präses. Präses heißt übersetzt „vor etwas sitzend“. Was oder wer sitzt Ihnen gegenüber?

Kern: Ich sitze Menschen gegenüber, die Gemeinden verantwortlich leiten, die ihre geistliche Heimat in einer der 90 Mitgliedswerke, also der 34 Gemeinschaftsverbände, Jugendverbände, theologischen Seminare, Hochschulen, Missionswerke, diakonischen Einrichtungen, Diakonissen-Mutterhäusern … haben.

Ist Sitzen eine passende Zustandsbeschreibung für den Gnadauer Verband?

Kern: Nein, wir sind zuerst Bewegung: eine Hoffnungsbewegung, die Jesus hinterhergeht. Dieser leitet uns, an ihm richten wir uns aus. Dass wir eine Hoffnungsbewegung sind und nicht nur eine sitzende Versammlung, halte ich für entscheidend.

Allerdings gehören für mich Sendung und Sammlung unabdingbar zusammen. Wer immer nur rennt und sich als Verband, als Gemeinde oder auch persönlich nie sammelt, der nimmt auch die Bewegung, die Sendung nicht mehr so wahr, wie sie sein soll. Hoffnungsbewegung ja, aber unbedingt auch mit Stille und Hinhören.

Als Sie sich in der Gnadauer Mitgliederversammlung zur Wahl stellten, haben Sie gesagt: „Die größte Herausforderung in den nächsten Jahren wird darin bestehen, dass wir Christenmenschen unser Christuszeugnis eindeutig, einmütig und einladend weitergeben.“ Was meinten Sie damit?

Kern: Die Trias eindeutig, einmütig und einladend hat es in sich. Es gilt, von Jesus eindeutig zu reden. Er ist der Herr der Welt. Er ist der Herr unseres Lebens. Er hat uns mit Gott versöhnt. Ich halte das für die gravierendsten Aussagen, die man in dieser Welt überhaupt treffen kann.

Das hört sich plausibel an, aber gerade in der pietistischen Bewegung, in evangelikalen Kreisen ist es mit der Einmütigkeit nicht weit her …

Kern: Ja, wir können uns herrlich streiten. Wir finden immer berechtigte Gründe, um gegeneinander aufzutreten. Mein Eindruck ist: Wir sind viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Das relativiert und schwächt unser Zeugnis nach außen. In dem Maß, wie wir uns auf Jesus konzentrieren, werden die Unterschiede, die da sind, heilsam relativiert.

Und das hat zur Folge?

Kern: Dass wir als einladender wahrgenommen werden, es leben. Kriterium Nummer eins ist für mich hier, dass Menschen sich wohlfühlen, sich angenommen erleben, wenn sie zu uns kommen. Zu wem gehst du gerne hin, wenn du eine Einladung bekommst? Dorthin, wo ich mich wohlfühle, wo mir zugehört wird, wo ich sein kann, wo ich Freiheit erlebe – und wo ich auch wieder so gehen kann, wie ich gekommen bin.

„Wenn ich das Neue Testament lese, dann entdecke ich: Jesus hat sich eingeladen.“

Steffen Kern

Wie muss man sich das „einladend“ vorstellen? Also nicht mehr Hoftor zu, wenn der Prediger da ist und sich die sieben betagten Schäfchen zur Bibelstunde im Hinterhof über der Scheune treffen?

Kern: (lacht) Mindestens Hoftor auf! Aber am besten im Hof oder noch besser vor dem Hof. (leidenschaftlich) Wenn ich das Neue Testament lese, dann entdecke ich: Jesus hat sich eingeladen. Er saß mit dem Zöllner Zachäus am Tisch. Aber ganz oft war er draußen. Er hat seine Botschaft draußen geteilt. Jesus war unterwegs in der Öffentlichkeit. Petrus und Paulus taten es ihm nach.

In Apostelgeschichte 16 begegnet Paulus Lydia an ihrer Arbeitsstelle. Es liegt eine große Chance und Verheißung darauf, wenn Christen draußen unterwegs sind. Da können sich Menschen der Guten Botschaft annähern. Einladender Pietismus, das ist keine Geheimniskrämerei, nichts hinter verschlossenen Türen, sondern öffentlich und transparent gelebter Glaube.

Die goldenen Zeiten der Bibelstunden am Nachmittag gehören der Vergangenheit an. Was ist die Perspektive: sterben oder Richtungsgemeinden werden?

Kern: Der Gnadauer Verband bewegte sich ja immer auf diesen drei Gleisen: Modell 1: die klassische Bibelstunde als Ergänzung zum Gottesdienst. Modell 2: Es gibt nicht nur ein Gemeinschaftstreffen, sondern auch Kinder- oder Jugendarbeit, diakonische Initiativen oder Seniorenarbeit innerhalb einer Kirchengemeinde. Modell 3: Die Gemeinschaft lebt als Gemeinschaftsgemeinde neben anderen Gemeinden. Der Trend geht eindeutig zum Modell 3.

Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass auch das Modell 1 innerhalb einer Gemeinde Zukunft hat. Denn Gemeinden, ja, Gemeindegebiete werden regional größer. Wenn es da nicht überschaubare, vertiefende Klein- oder Gesprächsgruppen gibt, wo ich zu Hause sein kann, geht uns Substanz und Beziehung verloren. Wer sich immer nur auf ein bestimmtes Modell einer großen freien Gemeinde zurückzieht, marginalisiert sich selbst. Ich bin dafür, dass wir Gemeinde gründen, aber genauso kleine Zellen in herkömmlichen Gemeinden innovativ gestalten.

Aktuell befindet sich der Verband im Zukunftsprozess „Weites Land“. In die Ferne zu sehen, erzeugt bei mir oft großes Staunen. Worüber haben Sie innerhalb Gnadaus das letzte Mal gestaunt?

Kern: Ich bin sehr dankbar für den Wagemut, der hier und dort sichtbar wird. Ich freue mich sehr, wie dreist hoffnungsvoll manche aufbrechen. Ich komme gerade von einer Reise zum Hensoltshöher Gemeinschaftsverband zurück.

Mich begeistert, mit welchem Herzblut Menschen Gemeindegründung, zum Beispiel in München angehen, sich Christen in die sozialen Bedürfnisse der Menschen vor Ort einfügen. Junge Familien leisten in einem wachsenden Stadtteil Beziehungsarbeit. Es werden Wohnzimmergottesdienste ausprobiert, Angebote für Kinder gemacht …

„Was leitet Menschen, die vorgeben, vom Heiligen Geist erfüllt zu sein, zugleich so ausfällig, misstrauisch und harsch zu sein?“

Und worüber schütteln Sie den Kopf?

Kern: Wie Mehltau legt sich manchmal die Neigung zu Streit und Rechthaberei in kleinen Teilen unserer Bewegung auf meine Seele. Mich erschreckt, in welchem Tonfall manche Briefe geschrieben sind, die hier auf meinem Schreibtisch landen. Voller Vorwürfe, voller Hass. Was leitet Menschen, die vorgeben, vom Heiligen Geist erfüllt zu sein, zugleich so ausfällig, misstrauisch und harsch zu sein?

Für was für eine Kirche schlägt Ihr Herz?

Kern: Mein Herz schlägt für eine missionarische Kirche, die bewegt ist, sich bewegen lässt und auch mal „Heilige Kühe schlachtet“. Wir brauchen eine Kirche, die die Dinge nicht einfach so weitermacht, sondern nah dran ist an den Nöten und Fragen der Menschen und an ihren Ideen, Sehnsüchten und Bedürfnissen.

Die Gesellschaft, die Welt um uns herum befindet sich in einem radikalen Wandel. Dem darf sich Kirche nicht entziehen, sondern sie sollte Teil, ja Motor des Wandels sein. Nicht um sich anzupassen, sondern um Menschen zu begleiten. Wenn Kirche dem Evangelium von Jesus treu bleiben will, muss sie mindestens so viel unterwegs sein wie er und eingehen in die Welt. Jesus war ständig unterwegs. Eine missionarische Kirche ist eine mobile Kirche. Wir müssen in verschiedener Weise mobiler werden.

„Mission ist der Herzschlag der Kirche!“

Eberhard Jüngel

Wie viel Mission braucht die Kirche?

Kern: Kirche ist Mission. Sie kann nicht ohne sie sein, oder wie der Theologe Eberhard Jüngel es treffend sagte: Mission ist der Herzschlag der Kirche! Missionarisch zu sein, kann ganz viele Gesichter und Ausdrucksweisen haben. Kirche muss sich immer wieder im umfassenden Sinne fragen: Was ist diakonisch, was ist evangelistisch dran? Dies heißt aber zugleich, Kirche betreibt Evangelisation nicht wie vor fünfzig Jahren.

Was ist für Sie das Kennzeichen einer lebendigen Kirche?

Kern: Ein Kennzeichen einer lebendigen Gemeinde ist für mich, wenn heute andere Menschen anwesend sind als letztes Jahr oder vor fünf Jahren. Menschen ziehen in Städten zu und weg, das müsste sich auch in Gemeinden abbilden. Gemeinden sollte ein dynamischer Wechsel auszeichnen. Wenn niemand mehr dazukommt, dann ist dies ein Krisenzeichen, dann ist das Hoftor doch geschlossen.

>>> Die Plattform für Evangelisation

Im Spannungsverhältnis mit der Kirche

Gnadau und Kirche, das war nicht immer ein konfliktfreies Verhältnis. Wo arbeitet man derzeit gut zusammen, was sind Schmerzpunkte?

Kern: Gemeinschaft und Kirche ereignen sich immer in einem gewissen Spannungsverhältnis. Gemeinschaft ist in der Kirche und Kirche ist in der Gemeinschaft. Das gut auszutarieren, war schon immer eine große Herausforderung, aber zugleich atmet es etwas ungemein Fruchtbares und Chancenreiches. Ein Knackpunkt, der uns gerade beschäftigt, ist der, dass sich Gemeinschaftsformen verändern, Gemeinschaften zu selbstständigen Gemeinden werden.

Ein freies Werk und trotzdem in der Kirche zu sein, dies muss neu durchbuchstabiert und eingeübt werden. Hier entstehen neue Formate. Dafür brauchen wir Freiheit. Das verlangt von allen Beteiligten die Bereitschaft, Neues zu denken. Umgekehrt müssen wir als Gnadauer Gemeinschaften auch sagen: Wo zeigt sich, dass wir zur Kirche gehören? Freiheit heißt nicht Unverbindlichkeit. Die Zugehörigkeit zur Kirche zeichnet sich auch aus durch Verlässlichkeit und verbindliche Vereinbarungen.

Was könnte sich die EKD vom Pietismus abschauen? 

Kern: (leidenschaftlich) Die Landeskirchen brauchen einen Glauben, der Herzen erreicht. Der Protestantismus ohne Herzensglauben geht ein. Einen bloßen Kulturprotestantismus braucht niemand. Bach ist toll. Ich liebe ihn von Herzen, doch Menschen brauchen Berührungs-, ja Erweckungserfahrungen, und dafür steht der Pietismus.

Menschen müssen mit dem Glauben in Berührung kommen. Sie müssen spüren: Das ist relevant für mein Leben. Dafür steht der Gnadauer Verband und das will er in die Kirche einbringen. Glaube ist persönlich. Die EKD-Kirchen stehen in der Gefahr, dies in der institutionellen Behäbigkeit und den ewigen Struktur- und Finanzdebatten zu vernachlässigen. Nochmals: Glaube ist immer Herzensglaube! (leidenschaftlich) Da ist der Pietismus unerlässlich für die EKD.

„Die Rechtspopulisten verstehen es, manche Themen anzusprechen, für die auch Evangelikale ansprechbar sind.“

Steffen Kern

In Ihrem ersten Präsesbericht haben Sie sich kritisch mit rechten Christen auseinandergesetzt. Ist Gnadau dafür besonders anfällig?

Kern: Der Pietismus ist nicht stärker gefährdet als andere Gesellschaftsgruppen. Die Studie des Sozialwissenschaftlichen Institutes der EKD bestätigt, dass sich die Menschen, die in den Gnadauer Gemeinschaften beheimatet sind, überraschend und überproportional im Vergleich zu EKD-Gemeinden für sozialpolitische Anliegen wie die Flüchtlingsarbeit einsetzen.

Warum gehen manche Evangelikale den rechtspopulistischen Einflüsterern auf den Leim?

Kern: Wir haben in Deutschland zum Glück keine amerikanischen Verhältnisse. Trotzdem gilt es, achtsam zu sein auf Menschen, die auftreten wie Staubsaugervertreter. Von denen werden einige Begriffe in den Raum gestellt, die dann Menschen triggern.

Die Rechtspopulisten verstehen es, manche Themen anzusprechen, für die auch Evangelikale ansprechbar sind, wie zum Beispiel Lebensschutz, Ehe und Familie. Sie sprechen wichtige Werte an, instrumentalisieren diese dann aber für ein ganz anderes Anliegen, eine Ideologie, ein Menschenbild und eine Weltanschauung, die wir als Verband nicht teilen. Fremdenfeindlichkeit und Deutschtümelei verkennen völlig den Geist des Evangeliums und gehören nicht zu Gnadau!

„Ich empfehle einen gelasseneren Umgang mit politischen Positionierungen. Wir müssen lernen, fehlende Einmütigkeit in einem begrenzten Bereich auszuhalten.“

Steffen Kern

Haben Sie einen Tipp für unsere Leserinnen und Leser: Wie begegne ich Menschen in der Gemeinde, die mich von ihrer rechtspopulistischen Meinung überzeugen wollen? 

Kern: (längere Pause) Das ist eine Herausforderung, in der ich mich auch noch übe. Ich finde, dass wir die Begegnung suchen sollten und das festhalten, was uns verbindet. Wir brauchen in der Nachbarschaft, in Freundschaften, in der Familie und in der Gemeinde Räume, wo wir uns begegnen und bewusst streiten.

Corona und die Impfdebatte haben uns vor Augen geführt: Verdrängen hilft nicht. Wir müssen die „weißen Elefanten“ im Raum thematisieren, das heißt streiten, aber den Streit auch begrenzen, die Themen vorläufig abschließen, auch wenn es (noch) keine Einmütigkeit gibt. Und uns dann wieder freundschaftlich in die Augen sehen, weil uns dennoch viel verbindet.

Ich empfehle einen gelasseneren Umgang mit politischen Positionierungen. Wir müssen lernen, fehlende Einmütigkeit in einem begrenzten Bereich auszuhalten. Das hilft, die heißen Feuer im geschützten Raum etwas abkühlen zu lassen und verbaut dem oder der anderen ein halbes Jahr später nicht den Rückweg …

2028 wird der Gnadauer Verband 140 Jahre alt. Falls der Bundespräsident oder eine zukünftige Bundespräsidentin für dieses Jubiläum Zeit haben: Mit welchen lobenden Sätzen sollten sie sich über Ihren Verband äußern?

Kern: Sehr schön! (lacht) Der Präsident oder die Präsidentin sollte wahrgenommen haben, dass der Gnadauer Verband eine Kraft in unserem Land ist, die Menschen verbindet und Hoffnung verbreitet, die diakonisch tätig und ein Segen für unsere Gesellschaft ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Rüdiger Jope.

Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. ist ein Dachverband regionaler Verbände und Werke und der zur Gemeinschaftsbewegung gehörenden Ausbildungsstätten, Missionen und diakonischen Werke und Einrichtungen. Der Verband arbeitet innerhalb der EKD. Der Gnadauer Verband vertritt den innerkirchlichen Pietismus nach außen – gegenüber Kirchen, Staat und Gesellschaft. Nach innen vernetzt, unterstützt und begleitet er die Gnadauer Mitgliedswerke und Verbände. Dies geschieht durch Arbeitskreise, Tagungen und Kongresse. Präses und Vorsitzender ist derzeit Pfarrer Steffen Kern. www.gnadauer.de


Ausgabe 1/23

Dieses Interview ist in der Kirchenzeitschrift 3E erschienen. 3E ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

4 Kommentare

  1. Christinnen und Christen als Befreiungsbewegung

    Wenn Herr Kern sagte, er wäre Leiter der größten Befreiungsbewegung im Raum der Kirche, dann würde ich dies gerne auf den ganzen Raum und den gesamten Inhalt des Evangeliums ausweiten. Ergänzend geht auch Basil Charalambous in die gleiche Richtung. Wie Axel Langer würde ich mir immer einen besseren Dialog wünschen, für den Raum der Kirchen und jener in der Gesellschaft. Anja WOH gönne ich gerne ihre Meinung, aber ich bin ganz tief davon überzeugt, dass die Menschen nie den Glauben (die Hoffnung) auf Gott aufgeben. Wir Christinnen und Christen sollten auf jeden Fall die größte Befreiungsbewegung dieser Welt werden. Die wurde schon ins Leben gerufen mit der Befreiung der Israeliten aus ihrer Versklavung durch die Pharaonen. Gott hat mit seiner Menschwerdung diese Befreiung vervollständigt: Das Kreuz ist die nun grundsätzlich und unwiderrufliche Freisprechung (Begnadigung) aller Menschen von jeder Sünde. Nicht dass wir keine Sünder mehr sind, sondern unsere Schuld deswegen uns hier nicht mehr angerechnet wird. Denn hinter dem Kreuz folgt zeitlich die Auferstehung. Sie ist dann wirklich auch die größte Befreiung im Universum. Denn Gott reicht mir seine Hand der Vergebung und an mir liegt es jeden Tag, diese anzunehmen. 77×7 soll ich meinem Nächsten vergeben, also immer, was kaum jemand schafft. Aber so ist Gott, er hält selbst ein, was er jedem verspricht. Das Kreuz ist der (auch unserer) Auferstehung und auch der Befreiung zwar vorgelagert, aber unser Leben darf nicht beim Leid stehenbleiben. Wir dürfen gerne erlöster, befreiter und lockerer als Christen auftreten. Natürlich gehören dazu auch die Lösung in Fragen, die Basil einzeln aufführt. Aber dass diese Fragen so wichtig sind, und sie sind es auch, liegt daran, dass sie nicht Ursache sondern Symptom mancher Glaubensschwäche sind. Kirchen werden sich dann reformieren wenn sie das wichtigste Hauptanliegen des Glaubens leben: Jesusgemäßer zu werden. Dann bekommt auch die Theologie des Muttergottes eine andere Antwort, die Kirchensteuern könnten dann sogar abgeschafft werden, die Heilige sind alle Gläubigen, jede und jeder darf ein kirchliches Amt haben, die Gleichberechtigung für Frauen wird selbstverständlich und demokratische möglichst kirchlich flachhierarchische Strukturen selbstverständlich. Es wird kaum jemand noch Lust haben alternative Wahrheiten behaupten. Dies ist natürlich eine Fiktion, aber es gilt sich ihr anzunähern: Nämlich Jesus gemäßer gerne zu werden, das macht sicher im guten Sinne Laune. Und die Hauptsache – die beste Botschaft im Universum zu leben – allemal. Was nutzen letztlich die großen Evangelisationen, die sicher gut sind, wenn wir nicht das Evangelium auf zwei Beinen im Alltag leben. Dass bei uns Evangelen die Beichte vor mehr als hundert Jahren in Vergessenheit geriet, war ein Fehler. Dem Amt kommen jetzt die Psychologen nach, mit der gleichen Vertraulichkeit.

  2. Die Verwarnungen Jesus Christus in allen seinen sieben Briefen die in der Apokalypse des Johannes vorkommen, gingen alle an den damaligen Bischöfen der Ostkirchen. Sie haben Ihren Job vernachlässigt. Diese Feststellung Jesus Christus ist heute noch aktuell. Wo Kirchen sind wird gestritten. Die Kirche hat seit geräumte Zeit Ihr Ziel, nämlich die Heilung der Seele des Menschen verfällt. Sie streitet um die Bibel, um die Ikonen, um die Ehe der Priester, um die Taufe, um die Muttergottes, um die Kirchensteuern, um die Heiligen, um, um, um… Der Mensch braucht ein offenes Ohr und ein gutes Wort damit er wieder gutes produziert. Die Schlechte Botschaft ist überall anzutreffen und sie findet überall Zuhörer. Die Gute Botschaft findet man heute selten. Sie ist versteckt in irgend eine entfernte Kirche oder entdeckt man sie selber wenn man in den tiefen Gewässern unsere Seele fischt. Die Kirche braucht wirklich eine Reformation. Weg von der Bürokratie und den Mediensucht, die Nähe zu den Menschen wieder finden. Denn unsere Seele ist heute Krank und diese Krankheit kann die Kirche durch ihren Einsatz heilen. Priester und Psychologen sind heute im Dialog. Beide können die Menschliche Seele heilen. Die einen machen aus Überzeugung und gratis, die anderen verlangen dafür Geld.

  3. In der Coronazeit hat mich erschreckt, wie leicht sich Christen auf Verschwörungsmythen eingelassen haben. Und erst neulich hat der Pastor meiner Gemeinde gesagt, wir erlebten in Deutschland die schlimmste Christenverfolgung seit der Nazizeit.
    Ich fürchte, das solche Hysterie den Blick für die Realitäten vernebelt und leider innerhalb der evangelikalen Christenheit virulent ist.
    Das alles lässt wenig auf einen konstruktiven Dialog in der Gemeinde hoffen.

  4. Das Menschen einen Herzensglauben brauchen, könnte ich unterschreiben. Ansonsten ist ein Glaube doch nichts von Dauer, sondern wird wahrscheinlich irgendwann aufgegeben.

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