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Theologe: Das spricht gegen das Fasten

Die „Passionszeit“ oder in katholischen Gegenden „Fastenzeit“ hat begonnen. Ethiker und Theologe Alexander Maßmann kritisiert die Theologie hinter dem Verzicht.

Das evangelische Wort „Passionszeit“ rücke zu Recht Jesus ins Zentrum und nicht das eigene Tun wie der Begriff „Fastenzeit“, schreibt der Ethiker und Theologe Alexander Maßmann in einer Kolumne für das Nachrichtenportal evangelisch.de. Die evangelische Kirche tue sich schwer mit dem Fasten, weil es im evangelischen Glauben nicht um menschliche Anstrengungen gehe, sondern um Jesu Handeln. Maßmann stellt deshalb die Frage: Soll man also fasten, oder nicht?

Maßmann hebt positiv hervor, dass der Verzicht auf Annehmlichkeiten den Fokus wieder auf das lenke, worauf es im Leben wirklich ankomme. Da lauere jedoch auch eine Gefahr: die Betonung der Askese. „Sich einseitig und pauschal der Askese zu verschreiben, folgt der Logik: je weniger Welt, je weniger Mensch, desto mehr Gott“, schreibt Maßmann. Er sieht hier ein altes Missverständnis am Werk.

„Fresser und Säufer“

Die Kirche habe früh zum Fasten als Buße, als Strafe aufgerufen. Grund dafür ist laut Maßmann die falsche Übersetzung von Jesu Ruf „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15) mit dem lateinischen Wort für Büßen. Jesus dagegen habe mit einem griechischen Wort zur „Umkehr“ oder einem „Umdenken“ aufgerufen. Bei Jesus gehe es um eine Umkehr aufgrund des Reiches Gottes, nicht um der Strafe zu entkommen. Und: Jesus galt als „Fresser und Säufer“ (Matthäus 11,19). Das zeige, dass er „keinen gesteigerten Wert aufs Fasten legte“.

Maßmann plädiert für eine gute Balance zwischen Verzicht und bewusstem Genuss in der Passionszeit. „Denn das Christentum bekennt einen Gott, bei dem nicht das Motto gilt, je weniger Mensch, desto mehr Gott. Dieser Gott ist schließlich selbst Mensch geworden“, schreibt er. Gott stehe nicht in Konkurrenz zur Welt, sondern liebe sie. „Dieser frohen Botschaft wird die Ansicht nicht gerecht, dass es ausgerechnet die Entbehrung sei, die uns ein klareres Bewusstsein für Gott und den Nächsten schenkt.“

Link: „Soll man in der Passionszeit fasten?“ (evangelisch.de)

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2 Kommentare

  1. Es ist doch ganz einfach: Durchgängig durch die Bibel wird regelmäßig gefastet. Auch Jesus unterstreicht die Bedeutung in der Bergpredigt, wendet sich lediglich gegen ein Show-Fasten. Auch die ersten Christen fasteten zwei Mal in der Woche – in guter und als geistliche Übung! Auch heute praktizieren Christen weltweit Fastenzeiten als geistliche Übung. Nur die westlichen und verweltlichten Kirchen karikieren die Fastenzeit mit irgendwelchen Aktionen, die nicht mit de ursprünglichen Fasten zu tun haben. Darum geht geistlich auch so wenig in den verweltlichten westlichen Kirchen.
    Fasten ist ganz einfach: Nahrungsverzicht als geistliche Übung, die das Hören auf Gott erleichtert. Ich praktiziere das regelmäßig seit 35 Jahren mit großem Gewinn. Auch das sog. Danielfasten in der Passionszeit kann ein Gewinn sein, menschlich und geistlich.

  2. Fasten anders begründen

    Leider hat Herr Maßmann recht. Es ist urprotestantisch, dass man sich das Heil bzw. ein Wohlwollen Gottes nicht durch Taten erarbeiten kann. Gott liebt uns alle vorgehaltlos. Jede Liebe mit vorheriger Gegenleistung ist eigentlich keine. Das wäre im menschlichen Bereich so, dass ich meiner Partnerin ein teures Geschenk mache, damit sie mich liebt – und mich nur dann liebt. Nun kann jede und jeder selbstverständlich fasten und wenn ein etwas leerer Magen, oder beim Klimafasten der Verzicht aufs Auto beispielsweise, eine Rolle spielten sollte, dann kann mich dies durchaus Gott näher bringen. Ich bin dann ausgeruhter, bete vielleicht konzentrierter, lausche in mich hinein und schone Gottes gute Schöpfung. Es geht mir auch nicht darum in der Fastenzeit nicht mehr zu fasten, und eigentlich war ja auch die Vorweihnachtszeit eine Bußzeit. Sondern der Mangel ist die Begründung. Denn Gott liebt mich sogar wenn ich faul bin, auch ihm gegenüber. Allerdings ist dies nicht ein Aufruf im Glauben und in der Nachfolge nachlässig zu werden. Auch hier ginge es um die richtige Begründung. Der olle Luther hat ja ganz verzweifelt nach dem gnädigen Gott gesucht und leider nicht dadurch gefunden, in dem er sich unendlich quälte und selbst bestrafte. Er erkannte: Er (Gott) war schon immer gnädig. Eigentlich ist dies was ich schreibe heutzutage auch die katholische Überzeugung. Dass wir allzumal Sünder sind, kann niemand abarbeiten. Aber man darf jeden Tag aus der Vergebung leben. Das beste Fasten wäre beispielsweise, in dieser Zeit noch achtsamer miteinander umzugehen. Aber nur als Einübung, es mehr zur Praxis werden zu lassen. Der Vergebung der Sünden aller Menschen am Kreuz ist ein völliger Gnadenakt. Deshalb gilt er nicht nur uns Frommen.

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