Manche Christen lesen die Schöpfungsgeschichte wie ein naturwissenschaftliches Ereignisprotokoll. Dabei ist die literarische Gestaltung Teil der Botschaft.
Von Prof. Dr. Julius Steinberg
Raum zum Leben – ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Doch gerade bei Christen scheint das nicht besonders hoch im Kurs zu stehen – zumindest wenn man mancher Sonntagspredigt glaubt. Seinen Platz in dieser Welt suchen? Oftmals wird das Gegenteil betont: sich von der „Welt“ abwenden, sich selbst und seine Bedürfnisse verleugnen, auch in unglücklichen Verhältnissen nicht aufbegehren, sondern aushalten und sein Kreuz auf sich nehmen – alles um der Nachfolge Christi willen … Im Hintergrund steht meiner Ansicht nach hier auch ein theologischer Mangel: Wenn wir unseren Glauben ausschließlich auf das Neue Testament stützen, können wir tatsächlich zu Missverständnissen kommen, was unser Verhältnis zu den „irdischen“ Dingen angeht. Die ganze Bibel, vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung, erzählt die große Geschichte zwischen Gott und Mensch. Was oft übersehen wird: Diese Geschichte findet nicht in einem luftleeren Bereich statt, auch nicht in einem frommen Gefühl oder dergleichen. Sie geschieht in Raum und Zeit, sie findet an einem konkreten Ort statt. Anders gesagt: Unsere Beziehung mit Gott braucht Platz! Gott kümmert sich um Raum für uns.
Ein Kunstwerk mit Botschaft
Manche Christen lesen die Schöpfungsgeschichte wie einen Lexikonartikel oder vielleicht wie ein Ereignisprotokoll, dem man bestimmte sachbezogene Informationen entnimmt. Jeder einzelne Satz des biblischen Textes wird sofort auf eine naturwissenschaftliche Sachaussage hin abgeklopft. Ein Lexikonartikel hat keinen Wert in sich selbst, es geht nur um die Informationen, die er enthält. Die Schöpfungsgeschichte will offensichtlich viel mehr. Sie ist ein kunstvoll gestaltetes literarisches Werk. Damit ist nicht gemeint, dass sie keine Sachinformationen enthält. Ganz im Gegenteil! Aber: Die Sache, um die es geht, ist eingebettet in erzählerische Gestaltung. Es geht nicht nur um die Frage, was erzählt wird, sondern auch, wie es erzählt wird und, damit zusammenhängend, warum es so erzählt wird. So verstanden, ist die literarische Ausgestaltung nicht eine Verzierung oder künstlerische Spielerei, sondern Teil der Botschaft.
„Die meisten Verse des Textes beschreiben nicht eine Bewegung vom „Nichts“ zum „Alles“, sondern eine Bewegung vom Chaos zur Ordnung.“
Von der Rohgestalt zur Ordnung
Wenn wir heute über Schöpfung nachdenken, steht für uns die Frage im Raum, wie alles aus dem Nichts entstand. Überraschenderweise setzt das erste Kapitel der Bibel aber einen anderen Schwerpunkt. Die meisten Verse des Textes beschreiben nämlich nicht eine Bewegung vom „Nichts“ zum „Alles“, sondern eine Bewegung vom Chaos zur Ordnung: Gott trennt und ordnet, er gibt der Welt eine Struktur, weist jedem Ding seinen Platz zu. Es geht in 1. Mose 1 in erster Linie nicht um die Frage, woher das Universum kommt, sondern um die Frage, warum das Universum so schön geordnet ist, dass darin Leben möglich ist. Dieses Kapitel zeigt den Sinn, die Bedeutung von Schöpfung. Es geht um uns! Es geht um unseren Raum zum Leben.
Zweimal zehn Worte
Die kunstvolle Gestaltung dieses biblischen Kapitels zeigt sich auch in den Zahlen. Hier nur ein Beispiel von mehreren: Das Geschehen der Schöpfungstage wird jeweils eingeleitet mit den Worten „Und Gott sprach“. Dass Gott redet, ist für uns von entscheidender Bedeutung. Seine Worte schenken Leben. Beim ersten, zweiten, vierten und fünften Tag kommt die Formulierung jeweils einmal vor, am dritten Tag zweimal und am sechsten Tag sogar viermal. Diese Häufung hat mit der Wichtigkeit des sechsten Tages zu tun. Insgesamt sind es damit „Zehn Worte der Schöpfung“, die Gott spricht, um dem Kosmos seine Ordnung zu geben. Diese Zahl ist meiner Ansicht nach kein Zufall, sondern sie stellt gezielt eine Verbindung her zu den anderen „Zehn Worten“, die in der Bibel wichtig sind: Mit den Zehn Geboten (2. Mose 20). Mit zehn Worten ordnet Gott die Welt, damit jeder seinen Raum zum Leben findet. Mit zehn Worten ordnet Gott die Gesellschaft, damit wir einander Raum zum Leben geben.
Lebensräume und Lebewesen
Schauen wir uns nun einmal den Aufbau des Berichts über die sechs Schöpfungstage an. Auch hier gilt die Grundannahme, dass der Text ganz bewusst so gestaltet ist, wie er uns vorliegt. Wer nur nach naturwissenschaftlichen Abläufen fragt, der dürfte darüber stolpern, dass das Licht am ersten Tag aufleuchtet, aber erst am vierten Tag die Sonne. Diese Beobachtung setzt uns aber auf eine gute Spur. Tatsächlich liegen wir, wenn wir die Verbindungen zwischen dem ersten und dem vierten Tag betrachten, gar nicht ganz falsch. Offensichtlich gehören diese beiden Tage auf eine gewisse Weise zusammen: das Licht bzw. der Tag (1. Tag) mit der Sonne (4. Tag) und die Nacht (1. Tag) mit Mond und Sternen (4. Tag).
Gibt es vielleicht ähnliche Verbindungen bei den anderen Tagen? Selber entdecken macht noch mehr Freude: Schauen Sie sich doch einmal die übrigen Tage in Ihrer Bibel an und vergleichen Sie paarweise – fällt Ihnen etwas auf? Haben Sie es entdeckt? Am Anfang, vor dem ersten Schöpfungstag, ist die Erde wüst und leer. Sie ist von Wasser bedeckt, es ist dunkel. Eine undefinierte Ödnis. Wie ein Klumpen Ton auf der Scheibe des Töpfers, ohne klare Gestalt, noch ohne Sinn und Nutzen. An den ersten drei Tagen der Schöpfungswoche verleiht nun der Schöpfer seiner Schöpfung Gestalt. Dies geschieht durch Trennen und Ordnen, aber auch durch das Hinzufügen von neuen Dingen. An jedem Tag entstehen dabei neue Räume. Am ersten Tag erschafft Gott das Licht. Er trennt Licht und Dunkelheit voneinander. So entstehen die „Zeiträume“ von Tag und Nacht, es entsteht der Rhythmus der Zeit. Am zweiten Tag erschafft Gott das Himmelsgewölbe. Wir könnten dazu auch Atmosphäre oder Luftraum sagen. Gott trennt das Wasser oberhalb des Gewölbes – die Wolken – vom Wasser unterhalb des Gewölbes. Es entstehen die Lebensräume „Meer“ und „Himmel“. Am dritten Tag trennt Gott Wasser und festes Land. Dadurch entsteht der Lebensraum des Festlandes. Dieser wird zusätzlich mit Pflanzen ausgestattet. Nach den ersten drei Tagen hat die Welt eine klare Struktur.
Es sind jetzt verschiedene Lebensräume vorhanden, bereit für die Besiedelung durch die jeweils passenden Lebewesen. Und tatsächlich – das ist das Erstaunliche: An den folgenden drei Tagen werden jeweils passend zu den Lebensräumen die Lebewesen geschaffen. Der vierte Tag passt dabei zum Ersten, der fünfte Tag zum Zweiten und der sechste zum dritten Tag. Am vierten Tag erschafft Gott die „Bewohner“ derjenigen „Räume“, die am ersten Tag entstanden waren: Die Sonne bekommt ihren Platz im „Raum“ des Tages, Mond und Sterne den „Raum“ der Nacht. Dies ist natürlich übertragen zu verstehen. Sonne und Mond sind nach der Bibel keine Lebewesen. (Tatsächlich vermeidet der biblische Text die Wörter „Sonne“ und „Mond“, weil diese in der Umwelt des alten Israel zugleich Namen von Gottheiten waren.) Am fünften Tag erschafft Gott die Meerestiere, die zu den Lebensräumen des zweiten Tages gehören: die Meereslebewesen, die das Wasser mit Leben erfüllen sollen, und die Vögel, die gewissermaßen den Himmel für sich einnehmen. Am sechsten Tag erschafft Gott die Lebewesen, die in dem am dritten Tag entstandenen Lebensraum des festen Landes leben und sich von den am dritten Tag entstandenen Pflanzen ernähren. So werden also an den ersten drei Tagen Lebensräume geschaffen, die an den übrigen drei Tagen jeweils mit den ihnen entsprechenden Lebewesen gefüllt werden. Jede Gruppe von Wesen passt zu dem Raum, der ihr zugeteilt ist.
„Die Idee von Schöpfung ist, dass in ihr jeder seinen Raum zum Leben finden kann und finden soll. Das Alte Testament eröffnet seine große Geschichte mit einer Einladung zum Leben in Gottes schöner Welt.“
Dem Leben einen Ort geschenkt
Wenn wir all dies beobachten – was ergibt sich daraus? Möglicherweise will die Abfolge der sechs Schöpfungstage gar nicht einfach nur rein chronologisch, rein zeitlich, gelesen werden. Vielmehr ist im Text ein besonderes Muster angelegt, dem wir nachspüren sollen. Die kunstvolle literarische Gestaltung von zweimal drei Tagen weist uns auf einen inneren Zusammenhang hin – auf so etwas wie die „Idee“ von Schöpfung. Es geht darum, dass Lebensräume und Lebewesen zusammengehören. Lebewesen benötigen geeignete Lebensräume. Lebensräume dürfen eingenommen werden durch jeweils geeignete Lebewesen. Gott hat uns nicht nur geschenkt, dass wir da sind, sondern er hat uns auch einen Ort geschenkt, an dem wir sein können. So wie die Eltern alles für ihr neugeborenes Kind vorbereiten, so hat Gott die Welt für uns vorbereitet. Die Idee von Schöpfung ist, dass in ihr jeder seinen Raum zum Leben finden kann und finden soll. Das Alte Testament eröffnet seine große Geschichte mit einer Einladung zum Leben in Gottes schöner Welt.
Ein neues Lebensgefühl
Die Aussage, dass Gott uns Raum zum Leben gibt, ist von ganz grundlegender Bedeutung für unser Leben. Sie bildet das Fundament, auf dem die gesamte Bibel steht. Bei allen Wendungen, die die biblische Heilsgeschichte macht, bleibt bestehen, dass Gott uns Raum zum Leben schenken will, und dass er mit uns in diesem Raum leben will. Das gilt angefangen beim Menschen, der auf der Erde Raum findet, dem ersten Menschenpaar, das im Garten Eden Raum findet, über das Volk Israel, das in seinem verheißenen Land Raum findet, bis hin zu der Wohnung bei Gott, die Jesus Christus uns vorbereitet hat (Johannes 14,2) und zur neuen Schöpfung, die die Johannesoffenbarung ankündigt. Räume werden geschenkt, gehen verloren, werden wieder neu gegeben. Die Aussage „Gott gibt uns Raum zum Leben“ enthält eine ganze Reihe von Aspekten und entfaltet Bedeutung auf mehreren Ebenen:
Wir können darüber staunen, was für ein wunderbarer Ort zum Leben die Erde ist, unser blaues Juwel im Weltall.
Wir können über die verschiedenen Lebensräume auf der Erde nachdenken, die Gott für ganz unterschiedliche Lebewesen vorgesehen hat. Als Gottes Statthalter (1. Mose 1,26-28) haben wir die Verantwortung, Lebensräume zu schützen und zu erhalten. Es ist Gottes „Idee“ von Schöpfung, dass auch jede Nation und Volksgruppe ihr Land, ihren „Platz zum Leben“ findet.
Wir sind persönlich eingeladen, Raum in Gottes Welt einzunehmen. Da ist Raum für unsere Gefühle, Raum für unsere Gaben, Raum für die Liebe, Raum, der für uns Heimat ist oder wird. Wir dürfen neue Räume in unserem Leben entdecken.
Dr. Julius Steinberg hat Theologie in Gießen und in Leuven studiert und war Prediger einer Landeskirchlichen Gemeinschaft. Seit 2007 ist er Professor für Altes Testament an der Theologischen Hochschule Ewersbach. Dieser Artikel ist ein bearbeiteter Auszug aus seinem Buch „Wie Gott uns Raum zum Leben schenkt. Ein Plädoyer für Weite im Glauben“, das bei SCM R.Brockhaus erschienen ist.
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination Bibel wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.
Etwas ganz wichtiges, was aber aus ideologischen-EKD Gründen hier verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass Gott den Mensch als Mann und Frau gemacht hat.
Prof. Dr. Julius Steinberg lehrt an der Theologischen Hochschule des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG) in Ewersbach. Also nicht „EKD“. MfG, das Jesus.de-Team
das kommt darauf an, welchen der beiden Schöpfungsberichte zu nimmst.
Beim ersten wurde der Mensch geschaffen. Als Einzelwesen. Männlich wäre da etwas unsinnig.
Erst später wurde Eva geschaffen und damit die Einteilung in Mann und Frau.
Also eher ein querer Schöpfungsakt
Was für ein Quatsch. In der Bibel gibt es so etwas nicht „querer Schöpfungsakt“ nicht 😀
Es ist so lächerlich, wie ihr Heiden mit allen Möglichkeiten versuch, die Bibel so zu verfälschen, damit sie zu eurer Ideologie passt.
„Es ist so lächerlich, wie ihr Heiden mit allen Möglichkeiten versuch, die Bibel so zu verfälschen, damit sie zu eurer Ideologie passt.“
Naja, ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Christen dass auch immer wieder getan haben. Die „eine“ glasklare Botschaft gab und gibt es nicht. Aber tausende Interpretaionen. Vermutlich Millionen.
Waren es wirklich „Christen“, die die Bibel ihrer Ideologie nach, falsch interpretiert hatten und haben?
Denn ein „Christ“ ist per Definition ein Nachfolger Jesus, quasi sein Jünger.
Gerade die römisch-katholische Kirche zeigt, und hat immer wieder gezeigt, dass sie keine christliche Kirche ist, da sie Maria verehrt und anbetet (z.b. als Mittlerin zwischen Mensch und Gott), da sie zu Toten betet oder auch Babys tauft die dadurch „zur heiligen Kirche“ gehört und gerettet seien (wenn dann auch die restlichen Sakramente vollzogen werden). Vom Papsttum ganz zu schweigen.
Und doch, es gibt die eine glasklare Botschaft, nämlich die vom Erlösungswerk des Messias, das sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel zieht.
Da der fleischlich gesinnte Mensch immer mehr Eisegese betreibt und nicht Exegese, ist es nicht verwunderlich, wenn man das Gefühl haben könnte, die „eine glasklare“ Botschaft gäbe es nicht.
Gott liebt jeden einzelnen Menschen
Falsch, lieber Markus: Jeder Katholik wird bestätigen, dass nicht zur Maria gebetet wird, sie wird lediglich als eine Fürsprecherin auch verehrt. Fürsprecher sind auch die Heiligen, als Vorbilder im Glauben. Allerdings hat sogar der Papst gepredigt, dass Marias Himmelfahrt ein ganz normaler irdischer Tod war und sie auf dem gleichen Weg ist, wie wir es dann beim Sterben sein werden. Und auch die Katholische Kirche tauft wie die Evangelische Kirche mit der gleichen theologischen Argumentation auch alle Babys. Dies deshalb, weil die Liebe Gottes immer ohne Ausnahme allen Menschen gilt, sogar Nichtgläubigen, sogar den schlimmsten Verbrechern. Denn Jesus ist für alle Menschen und zu deren Erlösung am Kreuz gestorben. Dies eben beinhaltet ja auch u.a. das Ärgernis des Kreuzes, weil es nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist, dass wir an einen Gott glauben, der sich völlig unverdient freiwillig für uns hinrichten lässt. Gottes Liebe ist also zunächst einmal völlig ohne Vorbedingungen und an Kleinkinder kann ja niemand irgendwelche Bedingungen formulieren. Die Erwachsenentaufe ist dann eine Entscheidungstaufe. Wir sollen also als überzeugte Christen, die ein sehr hohes Vertrauen in Gott haben, uns den Platz im Ewigen Leben auch nicht mit guten Werken, so formuliert wie ein Vertrag auf Gegenseitigkeit, verdienen können. Was Jesus fordert, ist dass wir nach seinem Willen streben und ihm daher nachfolgen aus dem Motiv der Dankbarkeit für das Geschenk, unverdient als Sünder begnadigt zu sein. Dies dürften so oder ähnlich formuliert alle Christen glauben können. Die glasklare Botschaft von Jesus besteht darin, dass Gott jeden Menschen liebt. oder geliebt hat, der je über diese Erde ging. Wäre Jesus nicht für jeden gekommen, wäre die Erlösung aller Menschen und der ganzen Schöpfung eine ziemliche einsame Aktion für eine extreme Minderheit oder Elite.. Man müsste dann sogar behaupten, Gott habe sein Erlösungswerk gegen den Willen der Menschen hier nicht durchsetzen können. Aber gerade dies glaube ich hier nicht. Zuletzt ist mir aber schleierhaft, wo die Katholische Kirche zu Toten betet. Jedenfalls als ökumenischer evangelischer Christ müsste mir dies bekannt sein. Außerdem müsste man – aber dann wird das was ich schreibe – wirklich zu lang – erklären, was denn nur ein fleischlich gesinnter Mensch ist. Man sollte dies dann auch so formulieren, dass es jeder verstehen könnte.
> Falsch, lieber Markus: Jeder Katholik wird bestätigen, dass nicht zur Maria gebetet wird, sie wird lediglich als eine Fürsprecherin auch verehrt.
Falsch lieber Bernd. Wie man leicht mit den Stichworten ‚Maria und Gebet‘ ergooglen kann, gibt es viele katholische Websites, wo Du exakt solche Gebete direkt an Maria finden kannst und wo nichts zu Fürsprecherin oder Mittlerin steht.
Ich hatte hier im 1. Versuch ein katholisches Beispiel gepostet, was aber leider nicht veröffentlicht wurde.
Du solltest die ersten beiden Kapitel des Buch Genesis wirklich mal genau lesen.
Und Gottes Schöpfung ist voll von queren Lebewesen.
Aber natürlich darf nicht sein, was du nicht willst. Dann schreiben wir die Bibel eben um und ignorieren, was es in der Natur gibt.
Die Bibel braucht nicht umgeschrieben werden, denn sie ist seit tausenden Jahren (wenn man vom alten Testament an rechnet) unverändert.
Wenn Du in die Bibel „quere“ Lebewesen hineinliest, betreibst Du Eisegese und nicht Exegese.
Zu behaupten, es gäbe mehr als zwei Geschlechter, kann man nicht biblisch belegen, sondern man betreibt damit Eisegesis.
Vielleicht solltest Du die Schöpfungsgeschichte nochmal genauer studieren;) Gott hat Adam und Eva als Einheit geschaffen. Oder wie es im Englischen heißt „he created Adam and Eve, not Adam and Steve.”;)
Da es auch in der Natur Homosexualität gibt, ist sie Teil der Schöpfung.
Es wurde eben auch Adam und Steve geschaffen.
Man sollte die Bibel nicht zur Unterstützung seiner eigenen diskriminierenden Einstellung benutzen.
Moin Chey,
woran leitest Du ab, dass Homosexualitaet ein Teil der Schoepfung ist und sich nicht erst spaeter in der „gefallenen“ Welt eingestellt hat? Warum denkst du, dass Gott sie geschaffen haette? Sind alle heutigen Fehlverhalten damit iwie indirekt „geschaffen“? Dann mal los … zur dunklen Seite …
Ganz generell: Angenommen, du haettest dummerweise eine Neigung, die in deiner Kultur nicht so angesagt ist (zB Kannibalismus), [ist die auch geschaffen, weil es das gibt?] sollte man die ausleben (heimlich/oeffentlich) oder sollte man sich beherrschen?
Koennen sich eigentlich Tiere oder Menschen prinzipiell leichter beherrschen und warum?
LG Joerg v NRW
Ganz simpel:
es gibt nur einen Schöpfer. Das ist Gott. Auch die sog. gefallene Welt (die es in der Bibel so auch nicht gibt) ist Gottes Schöpfung. Gegenfrage: Wer soll sie denn sonst geschaffen haben?
Im Tierreich gibt es bei manchen Tieren Kannibalismus (manche Spinnenweibchen fressen z.B. die Männchen nach der Paarung auf; gut, so sind eben die Frauen). Natürlich ist das von Gott so geschaffen.
Auch der Tod ist von Gott geschaffen. Das Krankheiten von Gott geschaffen sind, steht sogar direkt nach dem Sündenfall.
Die Frage ist nun, ist Homosexualität angeboren und damit natürlich oder ist das eine Neigung.
Meines Wissens ist das inzwischen von der Wissenschaft beantwortet. Man kann nicht wechseln, wenn man richtig homosexuell ist (es sei denn, man verleugnet sich bewusst; oft auf äußerlichen Druck, was aber nicht dauerhaft funktioniert oder einen Menschen kaputt macht). Natürlich gibt es auch Bisexualität, da kann man durchaus wählen.
Und dann ist natürlich auch die Frage, ob Homosexualität zur ‚dunklen Seite‘ gehört (Darth Vader war übrigens heterosexuell), also überhaupt eine Fehlentwicklung ist. Ich sehe keinen Grund, warum dieses so sein sollte.
In der Bibel steht derart viel, was wir, auch alle Christen, aus gutem Grund ignorieren (Kinder bei Ungehorsam töten, erlaubende Sichtweise der Sklaverei usw.); Homosexualität wird in der Regel, wenn überhaupt, es ist ein absolutes Randthema, in einem ganz anderen Zusammenhang in der Bibel erwähnt.
Mich erinnert das immer daran, wie viele Christen auch Onanie als biblisch böse verurteilen. Schaut man sich die Geschichte mit Onan an, hatte die mit dem, worum es bei Onanie geht, nichts zu tun.
Ich empfehle daher, sich nicht mit dem (bequemen) Nebenthema Homosexualität zu befassen sondern mit dem unbequemeren (weil es jeden Menschen betrifft) Thema Gier oder anderen sehr häufig und deutlich in der Bibel vorkommenden Themen.
Aber an einer Stelle stimme ich ausdrücklich der Bibel zu: Es ist viel einfacher, den Splitter in Auge des anderen zu suchen als den Balken im eigenen. Homosexualität ist das perfekte Beispiel dafür (wenn es überhaupt ein Splitter ist)
Ergänzung:
>Koennen sich eigentlich Tiere oder Menschen prinzipiell leichter beherrschen und warum?
Nun, meine Frau hatte neulich eine Karotte (die er liebt zu fressen) in Reichweite unseres Hundes abgelegt (Idee: Wenn er schon Unsinn macht, wenn er ein paar Stunden allein ist, dann wenigstens etwas, was wir kontrollieren). Er hat sie liegen gelassen, bis wir wieder da waren.
Wir haben auch manchmal im Kühlschrank leckeres Eis, an das ich aus Vernunftsgründen lieber nicht rangehen sollte. Nunja …
Auf Deine Frage: Ich würde sagen, dass zumindest ein Tier in meinem Umfeld sich besser beherrschen kann als ich.
Wie deuten wir das aber nun theologisch?
Die Bibel erlaubt es gern, dass wir sie auslegen
Lieber Sven: Die Bibel ist nach Überzeugung auch evangelikaler Christen, die dies einst auch mit unterzeichneten, immer Gotteswort auch als Gotteswort durch Menschenwort. Die biblischen Zeugnisse stammen von Menschen, enthalten daher auch menschliche Meinungen, auch das unvermeidbare Unwissen und ein damaliges Weltbild und Weltverständnis. Deshalb ist der Schöpfungsbericht auch so eine Art von antikem Glaubensbekenntnis und zudem Schöpfungshymnus. Aber die damaligen Menschen haben noch nicht wissen können, dass es mit der Definition männlich und weiblich nicht so einfach ist und es auch nach heutigen Wissen (nicht mehr wegignorierbare) quere Menschen gibt. Es gibt, wie Chey es hier deutlich ausdrückt, einen 1. Schöpfungsbericht und einen 2. Schöpfungsbericht, zuerst war entweder der Mensch da, oder er kam zuletzt. Der biblische Autor, der diese zwei Varienten bewusst nebeneinander setzte, griff sicher nicht nur auf zwei abweichende Quellen zurück, sondern hat es damit auch freigestellt, in welcher Reihenfolge man dies für richtig hält. Die Bibel darf man nicht nur, man m u s s sie auslegen. Man darf es auch lassen, aber dann müssten Betreffende mit den großen Widersprüchen auch leben. Nach welchen Grundkriterien wird unsere Bibel ausgelegt: An Jesus Christus und dem Neuen Testament. Dies gilt seit Martin Luther und ist heute konfessionsüberschreitend auch fast völlig unstrittig. Der Koran darf eigentlich nicht ausgelegt werden, wird es faktisch aber trotzdem – darf aber normalerweise ebenso nicht übersetzt werden. Auch das Buch Mormon kam direkt aus dem Himmel, zudem noch in einer kulturell ausgestorbenen Sprache. Ansonsten darf man auch Jesu Worte, dass kein Yota am Gesetz Gottes verändert werden darf, auch dem Umstand geschuldet wissen, dass die damaligen Abschriften und die aus dem Mittelalter keine kleinen Abschreibfehler beinhalten dürfen, weil sonst ein Sinn in sein Gegenteil verkehrt wird. Denn sogar Jesus, dessen Worte dann auch aus verschiedenen Quellen stammen, hat demnach auch unterschiedliches gesagt, was zueinander manchmal auch im Widerspruch stehen kann. Außerdem ist die Bibel dann unsere wirkliche Heilige Schrift nicht auf der Ebene einer für alle Alltagsfälle gültigen Sammlung von Handlungsanweisungen zu verstehen. Alle Bibeltexte orientieren zumeist an damals aktuellen Situationen und Fragen. Jesus verstand sich als Friedefürst, der mit milder Hand regieren wird, der sogar Feindeliebe gebot, was ihn aber auch nicht hinderte, im Tempel die Tische der Händler umzuwerfen, also Gewalt gegen Sachen anwandte. Er war nicht immer das liebe Jesuslein, sondern konnte auch harsch antworten. Er sprach die Sprache der einfachen Leute. Wie wir dies auch versuchen sollten. Will sagen: Die Bibel ist etwas sehr lebendiges.
Ich finde ja Genesis 2, 18-20 auch sehr interessant:
Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht.
Da steht, dass die Frau als Hilfe des Mannes nicht die 1. Wahl war.
Zuerst wurde geschaut, ob nicht eines der Tiere passt.
Hätte Adam sich z.B. für den Hund entschieden, die Welt sähe heute anders aus. 😉
(es gäbe keine Vegetarier, Grillen wäre olympisch und Synchronschwimmen nie erfunden)
„Hätte Adam…“
Interessant Idee, die aber nicht mehr als das bleibt, da Gott in seiner Schöpfung nichts dem Zufall überlassen hat.
Diese Episode in der Schöpfung zeigt, dass Mann und Frau perfekt füreinander geschaffen worden sind, denn Adam hatte gar keine Idee davon, wer sein Gegenüber sei sollte, noch wie es aussehen sollte. Was er merkte war, dass er sich trotz der vielen Geschöpfen Gottes allein fühlte, dass ihm jemand fehlte.
Die Symbiose von Mann und Frau, die Einheit „eins werden“ zwischen ihnen, haben sich nicht Menschen ausgedacht, es ist Gottes Schöpfungsidee.
Leider leben wir ja in einer gefallenen und sündigen Welt, in der auch dieser Teil von Gottes Schöpfung öffentlich attackiert und durch den Dreck gezogen wird.
Der Mensch tut sich damit nichts gutes. Im Gegenteil, er zieht den Zorn Gott auf sich und wird dafür im kommenden Gericht verurteilt.
Jetzt ist die Zeit umzukehren und von seinen Sünden zu lassen und durch Jesus Christus gerettet zu werden, um nicht mehr vor das Gericht Gottes zu müssen.
Also das Mann und Frau perfekt füreinander geschaffen sind, zeigt der Schöpfungsbericht gerade nicht.
Eine Stelle habe ich ja schon genannt.
Die entscheidender aber ist der Sündenfall, wo die Frau die Erbsünde begeht und anschließend den Mann dazu verführt.
Perfekt ist anders, oder?
Und hätte Adam anders gewählt bei seiner Hilfe, wäre ihm viel erspart geblieben.
Ein Hund z.b. wäre nie an eine Frucht gegangen oder wenn, hätte er nicht geteilt. 😉