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Michael Diener: „Kann sich Jesus mit seiner Wiederkunft nicht etwas beeilen?“

Der Theologe und frühere Präses des Gnadauer Verbands, Michael Diener, wünscht sich in den Landeskirchen einen Fokus auf das Thema Nachfolge. Die Wiederkunft Jesu kann er kaum erwarten.

1. Was ist Ihr Lieblingsbuch aus der Bibel? Warum? 

Sehr schwer, – ich schwanke zwischen dem Lukasevangelium und dem Kolosserbrief und entscheide mich für Letzteren, weil dort die wichtige Botschaft des „Christus in Euch“ so wunderbar ausgeführt wird.

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2. Wenn Jesus bei Ihnen zum Essen vorbeikommen würde, was würden Sie kochen? Und worüber würden Sie sich mit ihm unterhalten?

Ich gehe davon aus, dass er ziemlich viel Fische und Brot dabei hat  – also nehmen wir das und ansonsten gibt es meine pfälzische Leibspeise „Hoorische“.

Die Gesprächsagenda würde eindeutig er bestimmen, aber ich würde schon gerne fragen, warum nicht alle Christenmenschen den richtigen – also meinen – Meinungen zuneigen und ob er sich mit seiner Wiederkunft nicht etwas beeilen könnte. [Vorsicht, Ironie; Anm. d. Red.]

3. Was ist Ihr Zugang zu Gott? 

Jesus Christus in Gebet und Nachfolge – der Geist Gottes – die Bibel – Verstand oder „reason“ – die communio sanctorum [Gemeinschaft der Heiligen/die Kirche; Anm. d. Red.] – die Natur. All das in dieser Reihenfolge.

4. Welches Glaubensthema beschäftigt Sie in letzter Zeit? Warum?

Frieden (muss ich nicht erläutern warum) und Nachfolge (weil das für mich der Schlüssel zu einer Reform landeskirchlicher Glaubensprofile ist).

5. Wofür leben Sie? 

Gott zur Ehre und den Menschen zum Dienst („nomen est omen“; dt. „Der Name deutet schon darauf hin“).

Michael Diener, der langjährige Präses des Gnadauer Verbands, macht sich in seinem Buch „Raus aus der Sackgasse“ stark für eine Reform des Pietismus, eine Umkehr der evangelikalen Welt, weg von zerstörerischen und spaltenden Tendenzen. Sein Buch ist beim adeo-Verlag erschienen, der wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe gehört.


Dieses Interview ist Teil unserer Serie „Wie glaubt … ? 5 Fragen, 5 Antworten“. Wir haben bekannten Christinnen und Christen Fragen zum Glauben gestellt. Unter anderem Ulrich Parzany und Margot Käßmann.

4 Kommentare

  1. Gott ist unbegreiflich

    Liebe Roswitha Steffens, Sie haben einen guten Kommentar geschrieben. Ich kann diesen inhaltlich vollständig teilen. Zur Person Jesu muss man allerdings sagen, dass unsere Vorfahren versucht haben den Menschen Jesus und auch Gott wie zwei Personen zu verstehen: Also zwei Personen in einer. Eigentlich sind es sogar drei Personen, nämlich wegen dem Heiligen Geist. Dies dogmatisch zu formulieren, ist selbstverständlich nur Menschenwerk, und deutlich nicht frei von logischer Unvollkommenheit. Jedenfalls steht in der Bibel meines Wissens nichts über eine Trinität. Als Schlußfolgerung (eher als Sinnbild) ist sie aber für mich glaubwürdig. Denn Jesu ist kann wie mein Bruder bzw. meine Schwester sein, aber er ist auch Gott wie der himmlische Vater und geistig vorstellbar zudem als der Heilige Geist, der plötzlich unser Herz erobern kann, weil er Frieden und Verständigung sucht (siehe Pfingstereignis)

    Ich will auch sagen:: Jesus war ein wirklicher Mensch, er hat geweint, wahrscheinlich auch gelacht, seine Füße haben geschmerzt nach langen Fußmärschen, und wütend hat er die Tische der Händler im Tempel, aus guten Gründen, umgestoßen. Er wurde gequält, erniedrigt, mit großen Schmerzen an ein Kreuz genagelt (römische Todesstrafe), ist gestorben und nach drei Tagen auferstanden. Den Tod am Kreuz hat er im Gehorsam Gott gegenüber freiwillig auf sich genommen. Als Mensch wurde vorher auch ganz normal geboren, sagt auch die Bibel, aber Gott wohnte in ihm. Er war der erste Auferstandene und ist uns dann vorangegangen. (Allerdings darf man dies nicht zu wörtlich nehmen, denn die vielen Milliarden Menschen vor Jesus müssen ja auch irgendwo geblieben sein und Gott liebt sie auch). Manche Theologen meinen, Jesus wäre als Mensch – weil er so war wie von Gott gewünscht – wie ein Sohn adoptiert worden. Denn nach der Schrift ist er der „Neue Adam“, das Wort Adam steht für den Mensch schlechthin bzw. Eva für die Menschin ebenso. Jesus als der Menschensohn hat zu Gott gebetet und sich von Johannes dem Täufer taufen lassen.

    Andererseits ist Jesus auch Gott, wie eine zweite Person neben dem Menschensohn, wie Jesus Christus sich selbst immer bezeichnete. Es gibt dann noch die Aussage von Präexistenz und die geht davon aus, dass Jesus wie ein Teil Gottes schon immer über das Universum herrschte und es sogar erschaffen hat. Eine solche Präexistenz leuchtet mir nicht ein. Aber all dies reflektiert sowieso nur menschliche Vorstellungen. Daher ist es besser, Gott in sich wohnen zu lassen, ihn und damit Jesus zu lieben und seinem Beispiel auf Erden nachzufolgen. Im Himmel werden wir erfahren, wie alles wirklich ist. Sikhs beispielsweise haben einen einfacheren Glauben, denn sie glauben an eine geistige Wirklichkeit Gottes. Bahai`s sehen in allen großen Religionen Gottes Willen und Wirklichkeit. Der Islam hat keine Dreifaltigkeit. Aber selbstverständlich kann man diese anderen Religionen nicht alleine auf die hier geschilderten Überzeugungen reduzieren. Für Christen – so hoffe ich sind wir uns einig – ist Gott eine unbegreifliche und allesumfassende Wirklichkeit, zugleich ein geschwisterliches, väterlicheres und geistiges Gegenüber – und da ist sie wieder als Trinität.

    • Gott mag nicht erklärbar sein, doch über Jesus findet man den Zugang zu der Geburt, die sich aus ihm ergibt, der sie zum Teil des Ewigen Bestandes macht. Gott gibt das Wort in der Bedingung des Menschen weiter, er nimmt es ihm nicht. Das lässt sich vielleicht durch die Zeit der Erkenntnis nachvollziehen, die Gott bereits mit sich bringt. Sie, diese Erkenntnis, liegt bei Gott, der sie als Mutter des Wortes geboren hat, das bei seinem Sohn bleibt.

  2. Jesus hat wichtigeres zu tun

    Es ist ja interessant, solche rhetorischen Fragen zu stellen, was Jesus schmecken würde und welche Fragen er uns gerne beantworten sollte. Auch mir macht es (leider) Spaß, auch mal darüber nachzudenken. Und ich hatte dazu ebenfalls etwas geschrieben. Nachfolgendes ist daher auch eine Selbstkritik. Zudem hat Michael Diener diese Aufgabe inhaltlich qualitätvoll bewältigt. Grundsätzlich jetzt aber möglichst viele Leute weiterhin so zu befragen, halte ich für etwas bedenklich. Damit wird Gott, und auch Jesus Christus als Gott, eher banalisiert. Außerdem entstehen dabei nicht die erheblichen Widersprüche, wenn alle den Schöpfer aller Dinge in seiner Unbegreiflichkeit auch so belassen würden. Für abscheulich halte ich, wie etwa im berühmten englischen Humor Jesus Christus zur Kino-Schießbudenfigur degradiert wird. Da springt mir der Heilige Geist eher ins Gesicht (bildlich ausgedrückt), wenn ich mir dies mit Freude ansehen würde.

    Nur ein sehr banales Beispiel: Ich gehe davon aus, dass es in Gottes Neuer Welt kein Fressen und Gefressen-werden mehr gibt. Es wird dann auch niemand mehr Nahrung zu sich nehmen, wie wir dies kennen, und dafür auch keine Tiere mehr geschlachtet, wenn dann jegliche Kreatur erlöst ist. Ob ein himmlischer Körper einen geistig-geistlichen Verdauungstrakt besitzt, kann man mit keiner Theorie beikommen. Denn die Ewigkeit ist keine Gegend im Einstein-Universum. Und dann lade ich Jesus auf Erden vielleicht zum Wiener Schnitzel ein. Hoffentlich, wenn er als Mensch kommt, hat er genug irdischen Humor dabei. Auch könnte ein Schützenverein ihn zu einem Wettschießen bitten, um festzustellen wie treffsicher er ist. Oder der sehr konservative Verband der Reserve-Unteroffiziere zu einem kleinen Kriegsspiel. Allerdings möchte er nicht trainieren, seine Feinde zu töten. Er liebt sie.

    Es gibt Fragen, die schlicht völlig unbeantwortbar sind, und zur Vermeidung unnötigen destruktiven Streites auch gar nicht fortlaufend gestellt werden sollten. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, in der ein Pfarrkonvent, zu dem auch immer Nichtpfarrer eingeladen waren, über die Frage fast destruktiv gestritten wurde, ob der 12jährige Jesus im Tempel, in diesem Alter auch in die Pubertät kam. Diese Frage kam, zu allem Übel, auch ausgerechnet von einem (dummen??) Nichttheologen. Dazu wäre sodann auch folgerichtig nicht auszuklammern, ob er wie jeder Jugendliche in diesem Alter die eigene Sexualität entdeckte. Und die Frage wie Jesus mit seiner eigenen Körperlichkeit, (außer dass er später nicht verheiratet war), umgegangen ist oder umgegangen sein kann, ist m. E. im Zusammenhang mit der biblischen Botschaft nur verwirrend. Diese hätte in der damalig honorigen Versammlung wirklich dazu geführt, dass „die Fetzen fliegen lernen“. Zu den meist sehr bekannten Denksportaufgaben bzw. Rätseln gehört die (absurde) Frage, ob der Schöpfer aller Dinge, der alles zu tun vermag (aber nicht alles tut, sondern Liebe ist), einen Stein so schwer machen kann, dass er ihn selbst nicht mehr vom Boden bekommt. Zu welcher Erhellung dieses widersprüchliche Rätsel führen soll, hat sich mir leider nie erschlossen. Ich will auch kein Spaßverderber sein und alles zum Problem machen. Jesus hat allerdings sicherlich mit unseren derzeitigen Weltproblemen genug zu tun, und dazu noch jederman zu erlösen. An ihm kommt niemand vorbei, aber an solchen Fragen.

    • Ich finde, das ist die Frage schlechthin, die sich jeder Mensch stellen muss, der an die Auferstehung unseres Herrn glaubt!

      In wem sollte er auferstehen, wenn nicht in einem Menschen aus Fleisch und Blut, dem sich das Herz an seinem Namen erfüllt?
      Richte ich in diesem Glauben an Jesus wirklich meine Fragen immer an die richtige Person oder stelle ich sie in den Raum und hoffe auf die Person, die sich ihrer annimmt und sie für mich lösen kann?
      Wer bin ich, dass sich jemand oder etwas wie Gott für mich einsetzt, damit ich in seinem Leben eine Rolle spielen kann?

      Es gilt, die Auferstehung unseres Herrn zu leben, zu erleben und umzusetzen, indem ich als Mensch handle, wie er es an mir getan hat. Durch sein Handeln gewinne ich das Herz des Vaters und der Mutter, die mit ihren Namen bereits darin verewigt sind. Das ergibt aus seinem Geist in meinem Namen einen neuen Tag. Diesen Tag gilt es in Ehren zu halten, denn ohne ihn bleibt unerkannt, was sich aus Gott ergeben mag.

      Wir neigen dazu unseren Geburtstag zu feiern, als wäre es der erste Tag des Lebens, ohne zu bedenken, ob dieser Tag in Gott gesegnet nicht schon lange vor unserer Zeit existiert hat. Dabei vergessen wir dann gerne auch die Inhalte, die dieser Tag und seine Geburt bereits mit sich bringt und legen unseren eigenen Maßstab im Umgang damit an die Einheit, die er bereits mit sich bringt. Zeit ist kein Wunschkonzert, sie existiert in ihrer Einheit und setzt das Leben unter den Bedingungen fort, die das auch für uns mit sich bringt.

      Diese Bedingungen wurden uns zur Genüge aufgezeigt, nahe gelegt und mit aller Liebe zum Detail durch Gott vermittelt, dennoch wollen wir uns ihnen widersetzen und unser eigenes Leben durchsetzen. Woran sollte ein solches Leben sich gebunden fühlen, von wem und was ausgehen und letztendlich bei wem liegt die Verantwortung dafür? Gott ist verantwortlich für das Leben und sein Leben ist durch diese Verantwortung für mich sichtbar geworden!

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