Verfassungsschutz: Berliner Innensenator für Dialog mit Islamisten
Der Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat sich unter bestimmten Bedingungen für einen Dialog mit Islamistenausgesprochen. «Wir halten es für wichtig, mit denen zu reden, die Gewalt ablehnen», sagte er am Mittwoch in Berlin. Eine mit den Grundwerten des demokratischen Rechtsstaats teilweise unvereinbare Ideologie dürfe hierfür kein Hinderungsgrund sein, fügte er bei der Vorstellung des Berliner Verfassungsschutzberichtes 2008 hinzu. Ziel müsse es, eine weitere Radikalisierung des islamistischen Spektrums zu verhindern. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 habe sich das Bild sehr gewandelt. «Die Spinne im Netz gibt es nicht, stattdessen ein selbstwachsendes Netz, das nicht durch Führungsfiguren, sondern durch Ideologie angestiftet wird», sagte Körting. In der Betrachtungsweise des islamistischen Spektrums bedürfe es daher «einer viel stärkeren Differenzierung». Laut Verfassungsschutzbericht ist die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in der Bundeshauptstadt im vergangenen Jahr um etwa ein Drittel auf 430 Personen angestiegen. Besondere Sorge bereite zudem den Sicherheitsbehörden der sogenannte Salafismus, berichtete Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid. Dies sei die «am schnellsten anwachsende islamistische Bewegung». Hinzu kämen Gruppierungen, die dem «legalistischen Islamismus» angehören wie die Vereinigung Milli Görüs mit 2.900 Anhängern in Berlin oder die Muslimbruderschaft mit rund 100 Mitgliedern. Von ihnen werde Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele abgelehnt. Forderungen von reformorientierten Kräften innerhalb von Milli Görüs, die Organisation weniger dogmatisch neu auszurichten, hätten sich jedoch noch nicht wahrnehmbar niedergeschlagen, sagte Schmid.
Auch bei Rechts- und Linksextremisten gebe es weiterhin eine deutliche Gewaltbereitschaft, äußerte Innensenator Körting besorgt und machte dafür auch eine «Popularisierung von Gewalt in den Medien» verantwortlich. Im rechtsextremen Milieu spiele zudem ein verstärkter Ausländerhass eine Rolle. Zahlenmäßig ist das rechtsextremistische Personenpotenzial in der Bundeshauptstadt den Angaben zufolge um rund zehn Prozent auf 1.780 Personen zurückgegangen. Dabei habe die NPD trotz ihrer tiefen Krise ihre Mitgliederzahl von 290 auf 330 Personen steigern können. Freie Kameradschaften seien nicht mehr aktiv gewesen. Auch habe es aufgrund des «hohen Verfolgungsdrucks» weder rechtsextreme Konzerte noch eine nennenswerte Produktion einschlägiger CDs gegeben, sagte Schmid weiter. Das linksextreme Potenzial ist laut Verfassungsschutzbericht mit rund 2.200 Personen nahezu gleichgeblieben. Zentrale Streitfrage unter ihren Anhängern sei nach den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm der Einsatz von Gewalt. Erstmals seit Jahren taucht im Berliner Verfassungsschutzbericht auch wieder die «Scientology Organisation» auf. Allerdings habe sich die Hoffnung der Gruppierung bislang nicht erfüllt, durch zahlreiche Werbemaßnahmen mit erhöhten Besucher- oder Mitgliederzahlen einen messbaren Erfolg zu erreichen. Entgegen bisheriger Medienberichte handele es sich bei der Anfang 2007 unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit eröffneten Berliner Niederlassung auch nicht um eine «Deutschland- oder Europazentrale». Sie sei vielmehr den übrigen Niederlassungen in Deutschland gleichgestellt.
Amtswechsel: Bayerischer Bischof leitet künftig Deutsche Bibelgesellschaft
Die Deutsche Bibel-Gesellschaft (Stuttgart) wird künftig vom Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich (München), geleitet.
Bremer Senat: „Kirchentag war großartig“
Der Bremer Senat hat eine positive Bilanz des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages gezogen, der am Sonntag in der Hansestadt zu Ende ging.
Kirchen: Großzügigere Aufnahme von Flüchtlingen
Die Kirchen in Deutschland fordern eine großzügigere Flüchtlingspolitik. In einem am Dienstag in Hannover und Bonn veröffentlichten Gemeinsamen Wort zur «Woche der ausländischen Mitbürger/Interkulturelle Woche 2009» rufen die evangelische, die katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche die Bürger zudem auf, «sich einzumischen, Partei zu ergreifen und Solidarität zu üben». Die Interkulturelle Woche steht in diesem Jahr unter dem Motto «Misch mit!» und findet bundesweit vom 18. September bis 3. Oktober statt. Unterzeichner des Gemeinsamen Wortes sind der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos. Kooperation und Integration müssten von beiden Seiten, Zuwanderern wie Einheimischen, gewollt und angestrebt werden, schreiben Huber, Zollitsch und Augoustinos. Die Kirchen befürworteten eine Bleiberechtsregelung, die das Problem der Kettenduldungen, also der stets befristeten Verlängerung von Aufenthaltsrechten, löst. Sie solle auch «alte, kranke und traumatisierte Menschen einschließen, die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden». Beim Ehegattennachzug solle der Nachweis von Deutschkenntnissen nach der Einreise und nicht schon im Herkunftsland verlangt werden, schreiben die Kirchenvertreter. Sie fordern außerdem die Aufnahme weiterer irakischer Flüchtlinge in Deutschland und der EU.
Die Interkulturelle Woche wurde 1975 von den Kirchen ins Leben gerufen. Sie wird unterstützt von Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Ausländerbeiräten und -beauftragten sowie deutsch-ausländischen Initiativgruppen.
Prozess: Droht Scientology in Frankreich das Aus?
"Organisierter Bandenbetrug" lautet der Vorwurf, wegen dem sich Scientology derzeit in Frankreich vor Gericht verantworten muss.
Neuer Bischof in Trier: Stephan Ackermann mit Festgottesdienst ins Amt eingeführt
Das Bistum Trier hat seit Sonntag einen neuen Bischof.Mit einem Festgottesdienst im Trierer Dom wurde Stephan Ackermann am Nachmittag in sein Amt eingeführt. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Périsset überreichte dem 46-Jährigen das päpstliche Ernennungsschreiben. Das Bischofsamt im ältesten deutschen Bistum war fast 16 Monate vakant gewesen. Ackermann ist Nachfolger von Bischof Reinhard Marx, der nach sechsjähriger Amtszeit im Februar2008 das Bistum Trier verließ und Erzbischof von München und Freising wurde.Der Kölner Kardinal Joachim Meisner, der die Amtseinführung vornahm, übergab Ackermann als Zeichen der Bischofswürde einen Bischofsstab aus dem 13. Jahrhundert. Zu den zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland zählten auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und Ackermanns Vorgänger Marx. Die evangelische Kirche vertrat der frühere Ratsvorsitzende und rheinische Präses Manfred Kock.In seinem Grußwort würdigte Zollitsch den neuen Bischof als einen Mann der Seelsorge. Ackermann liege der Mensch am Herzen und damit auch die Seelsorge in den Gemeinden, sagte der Freiburger Erzbischof.Dabei sei er in seiner Meinung nicht beliebig, sondern eindeutig.Zollitsch dankte Ackermann auch für seine Arbeit als Vorsitzender der Deutschen Kommission «Justitia et Pax». In dieser Aufgabe habe er immer wieder Stellung zu politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Fragen bezogen.In einem Brief gratulierte der rheinische Präses Nikolaus Schneider Ackermann zu dessen Amtseinführung. Das Bistum Trier und die rheinische Kirche seien nicht nur regional eng verbunden, sondern auch durch eine gute Zusammenarbeit. Er sei zuversichtlich, dass auch unter Ackermann die Tradition einer die Konfessionsgrenzen überschreitenden vertrauensvollen Kooperation fortgesetzt und weiter ausgebaut werde, schrieb Schneider.Papst Benedikt XVI. hatte Ackermann am 8. April zum 103. Bischof von Trier ernannt. Das Bistum zählt gut 1,5 Millionen Katholiken und erstreckt sich über das Gebiet der ehemaligen Regierungsbezirke Trier und Koblenz sowie den überwiegenden Teil des Saarlands.Ackermann wurde am 20. März 1963 in Mayen geboren. Er studierte Theologie in Trier und Rom, wo er 1987 seine Priesterweihe empfing.Der promovierte Theologe war in der Priesterausbildung tätig. 2006 wurde er zum Weihbischof in Trier berufen. Vor einem Jahr übernahm er den Vorsitz der Deutschen Kommission «Justitia et Pax», die Entwicklung, Menschenrechte und Frieden fördern soll. Vor seiner Einführung hatte Ackermann angekündigt, sich für mehr Gerechtigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Solidarität in der Gesellschaft einsetzen zu wollen.
Bischof Weber: Aufruf an die Kirchen zum gemeinsamem Handeln
Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hat die christlichen Kirchen zu Zusammenarbeit und verlässlicher Partnerschaft aufgerufen. Das gemeinsame Handeln sollte normal sein, sagte Weber am Sonntag in Paderborn in einer ökumenischen Vesper zur Eröffnung der «Gebetswoche für die Einheit der Christen». Nicht dieser Normalfall, sondern das konfessionelle Eigenleben bedürfe einer Begründung, betonte der evangelische Theologe, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ist.Die Konfessionen seien schmerzhaft getrennt, sagte Weber laut vorab verbreitetem Manuskript. Die katholische Kirche lehnt unter anderem gemeinsame Abendmahlsfeiern mit Protestanten ab. Wenn von der Einheit der Christen die Rede sei, dürfe es nicht um die Schärfung der eigenen Profile und um Abgrenzung gehen, sagte Weber weiter.Stattdessen müsse die Erkennbarkeit als «verlässlicher Partner auf dem gemeinsamen Weg» im Mittelpunkt stehen.Weber verglich die Mauern zwischen verschiedenen Staaten mit der Trennung der Christen in Konfessionen. An der innerdeutschen Grenze habe es nur wenig geholfen, sich klar zu machen, dass diese Grenze eine unnatürliche Trennung sei und keinen dauerhaften Bestand haben werde. Vielmehr sei eine Auseinandersetzung mit dem System erforderlich gewesen.In mehr als 70 Ländern feiern im Januar oder zwischen Himmelfahrt und Pfingsten Angehörige aller Konfessionen die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die Anfänge der Gebetswoche gehen bis ins 18.Jahrhundert zurück. Seinen Ursprung hat der Gedanke für diese Gebetswoche in England. In der 1857 gebildeten «Association for the promotion of the unity of Christendom» hatten sich Anglikaner, Katholiken und orthodoxe Christen zusammengefunden, die eine Wiedervereinigung anstrebten. In Deutschland wird die Gebetswoche von der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen. Seit 1966 wird sie weltweit begangen.
Kirche als Kulturträger: Denkmalschutz, Musikangebot und Jugendarbeit
Dr. Margot Käßmann, hannoversche Landesbischöfin, und Prof. Dr. Karin von Welck, Kirchentagspräsidentin und Hamburger Senatorin für Kultur, haben am Samstagvormittag im Rahmen des Kirchentagprogramms die kulturelle Verantwortung der Kirche betont.
Ausstellung: Brannte uns nicht das Herz ?
Lodernde Farben, entflammbar die Botschaft, brennend die Neugier: Karola Onken zeigt auf dem Kirchentag eine Ausstellung von außergewöhnlicher Leuchtkraft.
Wim Wenders: „Digitalisierung entweiht die Fotografie“
Wim Wenders hat sich auf dem evangelischen Kirchentag kritisch zum Effekt der zunehmenden Digitalisierung auf die Fotografie geäußert. Im Rahmen eines Publikumsgesprächs zu seinem neuesten Film „Palermo Shooting“ sagte der Hollywood-Regisseur und Filmemacher, für ihn sei das Fotografieren ein „heiliger Akt, einen Moment festzuhalten“. Die digitale Fotografie habe diesen Akt entweiht und beliebig werden lassen.
