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Nun lasst uns gehen und treten

Gibt es mitten in Kriegswirren und Katastrophen noch etwas zu besingen? Paul Gerhardts antwortet mit diesem Lied: Auf jeden Fall!

  1. Nun lasst uns gehen und treten
    mit Singen und mit Beten
    zum Herrn, der unserm Leben
    bis hierher Kraft gegeben.
  2. Wir gehen dahin und wandern
    von einem Jahr zum andern,
    wir leben und gedeihen
    vom alten bis zum neuen
  3. Durch so viel Angst und Plagen,
    durch Zittern und durch Zagen,
    durch Krieg und große Schrecken,
    die alle Welt bedecken.
  4. Denn wie von treuen Müttern
    in schweren Ungewittern
    die Kindlein hier auf Erden
    mit Fleiß bewahret werden,
  5. Also auch und nicht minder
    lässt Gott uns, seine Kinder,
    wenn Not und Trübsal blitzen,
    in seinem Schoße sitzen.
  6. Ach Hüter unsres Lebens,
    fürwahr, es ist vergebens
    mit unserm Tun und Machen,
    wo nicht dein Augen wachen.
  7. Gelobet sei deine Treue,
    die alle Morgen neue;
    Lob sei den starken Händen,
    die alles Herzleid wenden.
  8. Lass ferner dich erbitten,
    o Vater, und bleib mitten
    in unserm Kreuz und Leiden
    ein Brunnen unsrer Freuden.
  9. Gib mir und allen denen,
    die sich von Herzen sehnen
    nach dir und deiner Hulde,
    ein Herz, das sich gedulde.
  10. Sprich deinen milden Segen
    zu allen unsern Wegen,
    lass Großen und auch Kleinen
    die Gnadensonne scheinen.
  11. Sei der Verlassnen Vater,
    der Irrenden Berater,
    der Unversorgten Gabe,
    der Armen Gut und Habe.
  12. Hilf gnädig allen Kranken,
    gib fröhliche Gedanken
    den hochbetrübten Seelen,
    die sich mit Schwermut quälen.
  13. Und endlich, was das meiste,
    füll uns mit deinem Geiste,
    der uns hier herrlich ziere
    und dort zum Himmel führe.
  14. Das alles wollst du geben,
    o meines Lebens Leben,
    mir und der Christen Schare
    zum selgen neuen Jahre.

Paul Gerhardt


„Doppelt betet, wer singt!“

Paul Gerhardt lädt uns im Lied „Nun lasst uns gehen und treten“ ein zu einem Rückblick und einem Blick nach vorne. Was gibt es zu besingen? Die Situation, in der das Lied entstand, war alles andere als friedlich. Politische Auseinandersetzungen hatten mit dem Dreißigjährigen Krieg furchtbare Folgen hinterlassen: schreckliche kriegerische Auseinandersetzungen, verheerende Katastrophen. Alle Welt war davon betroffen – wie leider heute auch. Gibt es da noch etwas zu besingen?

Paul Gerhardts Antwort: Auf jeden Fall! Wichtig ist aber, dass alle, die in das Lied mit einstimmen, sich eines bewusst machen: Wer mitsingen will, bedenke bitte, dass dieses Singen zugleich Beten bedeutet. Ja: „Doppelt betet, wer singt!“ – so ein trefflicher Spruch aus altkirchlicher Zeit.

Bis heute aktuell!

15 Strophen hat das Lied „Nun lasst uns gehen und treten“ im Original – Raum für ein breites Spektrum intensiven Betens. Es beginnt mit einem Rückblick auf die von allen durchlittene erschreckende Situation. Sprachgewandt, wie Gerhardt es zu formulieren versteht, verwendet er Wörter mit betontem A und Z. Das Erlebte hat ihm nicht die Sprache verschlagen: Er ruft in Erinnerung, dass wir gerade bei erschreckenden Situationen bei Gott Zuflucht finden dürfen – wie zum Beispiel kleine Kinder bei ihren Müttern. Gott sei Dank für seine Treue!

Die folgenden acht Strophen des Liedes sind Gebetsvorlagen, bis heute aktuell! Nach einem kurzen Gebet voller Hoffnung im Blick auf das, was kommt, werden sehr konkrete Gebetsanliegen vorgetragen, genauer: Uns zum Mitsingen und -beten angeboten. In drei Strophen erklingen Bitten um etwas ganz Bestimmtes: um Geduld, um das Ende des Krieges, Freude statt Trauer, Segen – bildhaft zusammengefasst in einer Bitte um das strahlende Himmelslicht der Gnade Gottes.

Vom Gebet zum Bekenntnis

In drei weiteren Strophen wird für Menschen gebetet. Es erklingen lauter Fürbitten, geradezu „diakonisch spezifiziert“, wie es jemand treffend umschrieben hat. Im Blick sind die sozial Schwachen: Waisen, Obdachlose, Mangel Leidende, Arme, Kranke und – um einen heutigen Begriff zu verwenden: mit Depressionen belastete Mitmenschen.

Die konkreten Gebetsanliegen werden in der Bitte um Geleit durch Gottes Geist gebündelt. Und zum Abschluss wird aus dem gesungenen Gebet ein persönliches und alle Christen einbeziehendes Bekenntnis zu Gott, dem wir bisher und in der vor uns liegenden Lebenszeit alles verdanken.

Text: Günter Balders



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