Dieses Passionslied verkündet Jesu Sieg über den Tod auf Golgatha. Sein Dichter Friedrich von Bodelschwingh kämpfte im Dritten Reich gegen die Ermordung von behinderten Menschen.
- Nun gehören unsre Herzen
ganz dem Mann von Golgatha,
der in bittern Todesschmerzen
das Geheimnis Gottes sah,
das Geheimnis des Gerichtes
über aller Menschen Schuld,
das Geheimnis neuen Lichtes
aus des Vaters ewger Huld. - Nun in heilgem Stilleschweigen
stehen wir auf Golgatha.
Tief und tiefer wir uns neigen
vor dem Wunder, das geschah,
als der Freie ward zum Knechte
und der Größte ganz gering,
als für Sünder der Gerechte
in des Todes Rachen ging. - Doch ob tausend Todesnächte
liegen über Golgatha,
ob der Hölle Lügenmächte
triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder
Christus durch des Sterbens Tor;
und die sonst des Todes Kinder,
führt zum Leben er empor. - Schweigen müssn nun die Feinde
vor dem Sieg von Golgatha,
die begnadigte Gemeinde
sagt zu Christi Wegen: Ja!
Ja, wir danken deinen Schmerzen;
ja, wir preisen deine Treu,
ja wir dienen dir von Herzen.
Ja, du machst einst alles neu!
Friedrich von Bodelschwingh
Der Sieg auf Golgatha
„Nun gehören unsere Herzen“ ist ein Passionslied. Die meisten Passionslieder in unseren Gesangbüchern stammen aus dem 17. Jahrhundert, wie etwa Paul Gerhardts „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder Johann Heermanns „Herzliebster Jesu“. „Nun gehören unsere Herzen“ stammt jedoch aus neuerer Zeit.
Kernwort des vierstrophigen Liedes ist das Wort Golgatha, das in jeder Strophe am Ende der beiden Eingangszeilen steht. Friedrich Bodelschwingh, der Dichter des Liedes, führt uns also zur Betrachtung des Leidens Jesu auf den Hügel Golgatha. Andere Kernworte sind das Wort „Geheimnis“ (dreimal in der ersten Strophe) und das freudige „Ja!“ der Hingabe, das in der letzten Strophe nicht weniger als fünfmal erklingt.
Falscher Bodelschwingh
Bodelschwingh erwähnt auch die „bitteren Todesschmerzen“ des Mannes, der da auf Golgatha stirbt. Das eigentliche Thema des Liedes ist der Sieg, den Jesus mit seinem Leiden errungen hat, sein Triumph über den Tod, über die „Todesnächte“, über „der Hölle Lügenmächte“. Sie
verlieren ihre furchterregende Macht, wenn Christus „als Überwinder“ „durch des Sterbens Tor“ tritt. Vor dem Sieg auf Golgatha müssen alle Feinde schweigen, während die Gemeinde in heiligem Stilleschweigen das Wunder dieses Sieges anbetet.
Wer den Namen Bodelschwingh hört, wird sofort sagen: „Ach so, den kennen wir, das ist doch der Begründer der Betheler Anstalten!“ Aber das wäre nicht richtig geantwortet; der Gründer von Bethel war der Vater des Dichters. Der Sohn aber wurde sein Nachfolger.
Entschlossener Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg
In der Zeit des Kirchenkampfes im „Dritten Reich“ war Friedrich von Bodelschwingh ein entschlossener Kämpfer für die Sache des unverfälschten Evangeliums. Zudem war er ein kompromissloser Gegner der Euthanasieprogramme, die ja auch seine Schutzbefohlenen in Bethel gefährdeten.
Und der Komponist? Die Älteren von ihnen – oder ihre Eltern – könnten Richard Lörcher sogar noch persönlich erlebt haben. Vielleicht haben sie irgendwann nach dem Krieg einmal unter seiner Leitung irgendwo Posaune geblasen, denn er war Posaunenbundeswart des CVJM-Westbundes …
Text: Reinhard Deichgräber
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