Die Schweiz war einst ein Kernland der Reformation. Aktuelle Zahlen bereiten den Erben von Calvin und Zwingli jedoch große Sorgen.
Das Statistische Bundesamt der Schweiz (BFS) hat Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Eidgenossinnen und Eidgenossen veröffentlicht (Stand: 31.12. 2023). Immer weniger Schweizer gehören einer der beiden großen Kirchen an. Im Land von Zwingli und Calvin zählten am Stichtag nur noch 19,5 Prozent zur evangelisch-reformierten Kirche. Im Jahr 2000 identifizierten sich noch 33,9 Prozent der Bevölkerung mit der Kirche (1970: 48,6 Prozent).
Auch die Katholische Kirche verliert Mitglieder. Gaben im Jahr 2000 noch 42,3 Prozent der Schweizer an, katholisch zu sein, waren es 2023 nur noch 30,7 Prozent. Leichtes Wachstum verzeichnen dagegen evangelische Freikirchen und muslimischen Gemeinschaften – wenn auch auf niedrigerem Niveau (Freikirchen 5,8 Prozent / Muslime 6 Prozent).
Am größten ist mittlerweile die Gruppe jener Schweizerinnen und Schweizer, die angibt, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören (36 Prozent).
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Auch früher waren nicht alles christlicher
Die Schweiz war einst ein Kernland der Reformation. Aktuelle Zahlen bereiten den Erben von Calvin und Zwingli allerdings doch große Sorgen. Ein
leider anhaltender Prozeß wie bei uns, der aber fälschlich als eine Abnahme religiöser Bereitschaft gedeutet wird. In Wirklichkeit ist es wie in allen westlichen Ländern so, daß früher die Menschen von der Wiege bis zur Bahre kirchlich blieben (und inDeutschland Kirchensteuer zahlten). Erreicht wurden und werden bei uns mit dem Glauben als Kerngemeinde 1 – 3%. (und nicht über 10% wie meist angegeben wird). Nun ist dieser Zeitgeist auch in der Schweiz präsent. Es will nur in seiner Kirche/n dabei bleiben, der für sich persönlich einen Sinn darin erkennt. Ich halte dies zwar nicht für positiv, aber jedenfalls nachvollziehbar und ehrlich. Es gehört nicht mehr zum kulturellen Muß, volkskirchlich oder freikirchlich zu bleiben. Doch auch Ehrlichkeit ist durchaus eine Tugend und wenn Gott alles über uns weiß, dann wird derjenige der nicht lügt, doch als der Bessere angesehen.
Kirche/n und damit alle Christinnen und Christen, die Glauben exemplarisch leben, müssen grundsätzlich mehr tun und ein Leben Gläubiger darf für andere ansteckend, spannend und auch verständlicher sein. Es gilt auch den Glauben, ohne den Inhalt zu ändern, in eine Alltagssprache und Konkretität zu übersetzen. Wenn noch vorhanden müssen große Volkskirchen sich mehr bemühen – allerdings ähnlich wie Freikirchen – aus einer reinen Kommstruktur zu einer Geh-Hin-Struktur zu kommen, also da wo die Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Der Glaube will eigentlich Licht der Welt und Salz der Erde werden, dann auch in der Gesellschaft Wirkung haben, aber er wird niemals eine Mehrheitsgesellschaft. Niemand sollte Illusionen nachhängen. Waren noch im Dritten Reich die Kirchen voller, so aber die Menschen keinesfalls menschlicher und damit auch gläubiger, sonst hätte Adolf Hitler nie die vielen kleinen Rädchen und ihr Funktionieren fertig gebracht. Man konnte Halleluja singen und Heil rufen. Mit Volksfrömmigkeit hatte dies nichts zu. Gläubige sind keine Zählmasse.
Glaube ist im tieferen Sinn ein großes Vertrauen in Gott und eine Liebe und um Liebe geht es immer bei solchen Leuten, die Jesus als Vorbild und Messias ansehen. So gesehen müssen wir neben Evangelisation bzw. Mission nicht nur an der Bergpredigt festhalten, der Menschenwürde und den Menschenrechten. In Zeiten, in denen eine immer größere teils rechtsradikale Parteidie Parteien Mitte der Gesellschaft nach rechts treiben, sollten Christ:innen bewusst und gerne eine bessere Sprache, eine positivere Kommunikation, Toleranz und Liebe praktizieren. Populismus ist dem kontraproduktiv und Rassismus sowie der Antisemitismus geht nicht mehr. Allerdings darf man die Narrative der schwarz-braunen Randpartei nicht sprachlich ständig wiederholen und den Eindruck erwecken, daß man das Recht auf Asyl und zur Aufnahme von Flüchtlingen abschaffen will
Eine Willkommenskultur auch für Flüchtlinge ist dank AfD zu sehr zweideutigen Aussagen verkommen, die leider suggerieren, die 30’% unserer Mitbürger:innen seien hier als Nicht-Biodeutsche sehr unwillkommen. Wer wählt hat auch eine menschliche und christliche Verantwortung. Wer die Bergpredigt also ernst nimmt, darf nicht chronisch unpolitisch sein, denn das private und staatliche soziale Netz kann nicht verdünnt oder zu Gunsten anderer wichtiger Aufgaben Löcher erhalten. Ich denke, daß Christinnen und Christen den allgemeinen politischen Rechtsruck nicht gerade als ein guter menschlicher Fortschritt ansehen müssen. Ehrliche Konservative sollten da möglicht auch offener gegen unseren Zeitgeist schwimmen. Die schlechteste Ausrede der Welt ist jene, unsere Nachbarstaaten würden mehr tun, Flüchtlingen das Kommen auch zu vermiesen.